Als Bodenständig und gradlinig wurde der langjährige Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen zu seinen Lebzeiten wahrgenommen. Er soll ein Mensch gewesen sein, der sich selber nicht all zu ernst genommen hatte. Zusammen mit dem Engagement für die Stadt und seine Einwohner hat ihn zu einem beliebten Kommunalpolitiker gemacht. Bei dem Denkmal, das zu seinen Ehren errichtet worden ist, wurde auf ein Sockel verzichtet, was das ganze versinnbildlichen soll. Wenn man jemandem auf Augenhöhe begegnet, dann... weiterlesen
zeugt das von der Nähe zu einander! Auch, wenn Wilhelm Kaisen Bürgermeister gewesen ist, hatte er (was auch von seinen „Kollegen“ bestätigt wurde) keine „Allüren“, was sein Amt anbetrifft. Im Grunde genommen, war er 1919 von Hamburg nach Bremen zog, ein passionierter Bauer, der erst paar Jahre später (1921) Abgeordneter wurde. Dass der aus einfachen Verhältnissen stammende Kaisen, es so weit schafft und nach dem 2. WK über 20 Jahre der Bürgermeister Bremens werden sollte, war bei ihm sicherlich nicht vorhersehbar.
Das Denkmal ist einer der informativsten, das ich je bei einem Stadtrundgang entdeckt habe! Es befindet sich in Sichtweite des ehem. Stadtwals. An diesem führte mein Weg zu mehreren anderen Sehenswürdigkeiten, die ich mir für den Ausflug ausgesucht habe. Neben dem Mann kann man zwei Stelen und eine Tafel dort vorfinden. Ohne die letztgenannte, würde es eine Darstellung von vielen, bei der ein Mann im Mittelpunkt steht. In Verbindung mit den beiden kann man bestens nachvollziehen, worum es sich dabei handelt.
Zum einen gibt es eine Silhouette einer zerstörten Stadt, sowie eine, die drauf hin neu errichtet worden ist. Das ist ein Erfolg, der eben auf den Dargestellten Bürgermeister Wilhelm Kaisen zurückgeht! In seiner Position kümmerte es sich sowohl um einen wirtschaftlichen Aufschwung, als auch, damit das überhaupt realisierbar sein konnte, um die notleidende Bevölkerung. Nach dem 2. Weltkrieg war das vor allem ein Obdach für diese Menschen am notwendigsten! Durch diese Tat wurde er zum „Baumeister“ Bremens in der (damals) „jungen Bundesrepublik“! Der Wiederaufbau mit der Erschließung neuer Wohngebiete sollte Jahrzehntelang sein Engagement bestimmen! Bis zu seiner „ehrenvollen Verabschiedung“ im Jahr 1965 sollten es ca. 40.000 Wohnungen werden! Der Sozialdemokrat (SPD) hat mit der Gründung der „Bremer Volkshilfe“ (heute ein Verein) ab 1946 (nach dem Berliner Vorbild der „Arbeiterwohlfahrt“, die schon seit 1919 existiert organisiert) sollte der Plan umgesetzt werden. Eine weitere Zielsetzung war die Not zu lindern und soweit möglich, eine materielle Hilfe (zum Teil aus Spenden) zukommen zu lassen.
Kaisen war aber bereits nach dem 1. WK politisch tätig. Schon früh (mit 20 Jahren) trat er der SPD bei und schon 5 Jahre später sollte er auf eine politische Laufbahn vorbereitet werden. Eigentlich war geplant, dass im Anschluss daran er als Abgeordneter im Senat werden sollte, doch der Krieg kam „dazwischen“. Danach, weil er selbst unter der Wohnungsnot „gelitten“ hatte, zog Wilhelm (inzwischen Verheiratet) mit seiner Frau Helene nach Bremen. Verschiedene Tätigkeiten sollten folgen. Eins ist aber dennoch erwähnenswert: es liegt nahe, dass seine Empathie für die Belange der anderen eng an sein eigens Leben geknüpft ist! Ob es zusätzlich mit dem Übernehmen des Wohlfahrtsressorts im Bremer Senat, das er ab 1928 innehatte, verstärkt wurde, bleibt wohl unbeantwortet…. Mit der Machtergreifung der Nazianalsozialisten wurde Kaisen aller Ämter enthoben, sodass er sich (wie anfangs erwähnt) der Selbstversorgung ;-) widmete.
Seine selbstlose Art wird zusätzlich durch ein besonderes Ereignis betont: 1962 als Kaisen den 75. Geburtstag begangen wurde, erschien in der Parteiinternen Zeitschrift, dass er auf jegliche Geschenke verzichte, um es der Bremer Volkshilfe zukommen zu lassen! Heutzutage kennt man es von diversen „Promis“, das sie zur Zwecken der Selbstdarstellung in den Medien (mitunter sehr wirksam) publik tun, um „Profit“ daraus zu ziehen. Das wäre sicherlich alles andere als im Sinne des Dargestellten. Wenn man sich die Fotos mit seiner Person drauf anschaut, hat man den Eindruck, mit einem „typischen“ Hanseaten zu tun zu haben: ein Pullunder, Strickjacke, Schirmmütze, einfache Hose und manchmal eine weitere Jacke drüber. Bei der Bronze von Christa Baumgärtel ist er, wie man sehen kann, weniger legere gekleidet. Einzig die vorher aufgezählte Kopfbedeckung ist den beiden gemeinsam.
Die Haltung ist schon lässig mit der einen Hand in der Tasche aber was dort in der anderen zu sehen ist, läßt sich nur vermuten. Es erinnert jedenfalls an ein Buch / Mappe, in der die Aufgaben aufgelistet sein könnten. Da sein Blick zu den neuen Häusern schweift, liegt diese Vermutung nahe. Die Kleidung ist richtig „seriös“ mit Anzug, Weste mit einem Mantel darüber. Aus meiner Sicht sind aber die Schuhe ein wenig klobig geworden. Es ist eins der Funde, das mir ausgesprochen gut gefällt. Hier kann ich mit Überzeugung volle Zustimmung geben! Wenn man da sein sollte, unbedingt anschauen!
Was zusätzlich für die Beliebtheit dieses Kommunalpolitikers spricht, dass mehrere Einrichtungen in den letzten Jahrzehnten nach ihm benannt wurden. Der in dem Zusammenhang am häufigsten genannt wird, ist die Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung, die 1995 gegründet wurde. Seit 2001 ist es gleichzeitig eine Dokumentationstätte, die das Leben und Wirken des besagten beleuchten. Durch verschiedene Schenkungen und Nachlässe kann man seit 2015 sich das einstige Wohnhaus des Ehepaars in Bremen Borgfeld besichtigen. Das möchte ich nicht unerwähnt lassen, auch wenn ich es persönlich nicht kenne! Falls man das gelesene weiter vertiefen möchte, kann man es auf der HP der besagten Stiftung nachlesen: https://www.wilhelm-helene-kaisen-stiftung.de.
Der Hintergrund, warum der Denkmal überhaupt errichtet worden ist, war der 125. Geburtstag Kaisens, der am 22. Mai 1887 das Licht der Welt erblickt hatte. Hier wurde auf eine Erhöhung verzichtet. Dem ganzen ging eine Ausschreibung statt, an dem sich mehrere KünstlerInnen beteiligt haben. Das ganze ging von der Stadt Bremen aus.[verkleinern]