Wie überall im Deutschen Reich wurde auch in Briesen (Mark), heute Landkreis Oder-Spree des Landes Brandenburg (ca. 40 km östlich von Berlin / ca. 20 km westlich von Frankfurt/O) zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkriegs ein Kriegerdenkmal errichtet.
In den 1920er Jahren wurde es auf dem Dorfanger nördlich der Kirche aufgestellt. Auf einem vierstufigem Sockel stand ein wuchtiger Steinquader, auf dem ein nachdenklicher, vermutlich trauernder Soldat saß.
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Seitenflächen waren die Namen der mindestens 25 Gefallenen aus Briesen mit Dienstgrad, Todestag und Todesort vermerkt. Die auf einer Seite noch lesbare Widmung lautet:
„Nach heldenmütigem Streiten im Weltkriege 1914-1918 starben aus der Gemeinde Briesen für das Vaterland ...“
Eine Stirnseite träg den pathetisch-markigen-patriotischen Spruch:
„Der Tücke konnten wir nicht wehren.
Hilf Gott, der Heimat wieder zu Ehren.“
Auf der anderen Stirnseite steht ein Bibelspruch:
„Ps. 68.20
Gelobet sei der Herr täglich.
Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“
Mit Beginn des 2. Weltkriegs 1939 starben wieder deutsche Soldaten für die Machtgelüste ihrer Führungsclique einen vollkommen sinnlosen Tod auf den Schlachtfeldern.
Für jeden nun gefallenen Briesener wurde neben dem Kriegerdenkmal ein Holzkreuz aufgestellt.
Mit Kriegsbeginn gefiel den örtlichen Nazis die Skulptur des sitzenden Soldaten nicht mehr. In ihren Augen hatte ein deutscher Soldat immer begeistert gegen den Feind zu marschieren und nicht rumzusitzen.
Die Skulptur wurde entfernt und durch einen Reichsadler mit Hakenkreuz ersetzt.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee ließ die sowjetische Kommandantur 1945 umgehend Adler und Hakenkreuz entfernen. Das Denkmal blieb aber zunächst stehen. Lediglich die Holzkreuze für die im 2. Weltkrieg gefallenen Briesener wurden später durch gebrannte Tontafeln mit den Namen der Toten ersetzt.
In den 1960er Jahren ließen die örtlichen SED-Parteifunktionäre dann das ganze Denkmal abreißen.
Es passte nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfs. Außerdem befand sich noch der sowjetische Ehrenfriedhof in unmittelbarer Nähe (1991 wurde dieser vom Dorfanger auf den Friedhof Briesen verlegt).
Die Tontafeln mit den Namen der im 2. Weltkrieg Gefallenen wurden auf die deutsche Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Briesen umgesetzt. Das Denkmal selbst muss irgendwo deponiert, vielleicht auch von engagierten Bürgern vor der Vernichtung gerettet worden sein.
Erst 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung erinnerte man sich wieder an das deutsche Kriegerdenkmal. Im Zuge der Neugestaltung des Dorfangers nördlich der Kirche schuf man 2008 ein Ensemble aus dem alten Kriegerdenkmal und einem neuen Denkmal für die Opfer des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit.
Das Kriegerdenkmal wurde nahe des alten Standorts in vereinfachter Form neu errichtet. Allerdings wurde der mehrstufige durch einen einstufigen Sockel ersetzt und der sitzende Landser auf dem Denkmal fehlt auch – den hatten ja schon die Nazis entsorgt.
Allerdings ist der Steinquader mit den Inschriften stark beschädigt. 3 Bohrlöcher im Stein lassen vermuten, dass der Quader bei der Demontage durch die DDR-Behörden mutwillig gespalten wurde.
Bei der Wiederaufstellung hat man bewusst darauf verzichtet, diese Spuren der Geschichte auszubessern.
Die Inschriften auf den Stirnseiten sind gut zu lesen, genauso wie die Namen auf der heutigen Südseite. Die Namen auf der Nordseite sind allerdings fast völlig verwittert. Daher ist die Zahl der 25 Gefallenen auch nur ein Schätzwert, da nicht mehr alle Zeilen erkennbar sind.
Bleibt die Frage, ob die Wiederaufstellung sinnvoll war. Grob gesagt – kann man machen, muss man aber nicht.
Meine Meinung ist: das Denkmal gehört zum historischen Ortsbild. Und da es noch existierte – warum nicht, solange man auf den Hakenkreuzadler als Deko verzichtet!
Auch mit den umstrittenen Kriegerdenkmälern und ihren meist unzeitgemäßen Texten wird an die vielen Toten vergangener Kriege erinnert.
Und die Toten könne nur mahnen, wenn sie in irgendeiner Form auch gegenwärtig sind.[verkleinern]