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Der Gedenkstein auf der südlichen Spitze des Dorfangers wurde anlässlich des 600. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung von Briesen (Land Brandenburg / ca. 40 km östlich von Berlin / Landkreis Oder-Spree) aufgestellt.
Der große Findling trägt eine Inschriftentafel aus poliertem schwarzen Granit und als vergoldete Inschrift die Worte:
„Briesen / Mark
seit 1403
2003“
sowie das Ortswappen.
„Mark“ dient der Unterscheidung zu mehreren Orten gleichen Namens.
Ursprünglich stand an... weiterlesen gleicher Stelle das 1960 von den DDR-Behörden abgetragene Bismarck-Denkmal.
Die Siedlung ist allerdings älter als 600 Jahre. Bereits vor über 1200 Jahren war die Gegend von Slawen laut archäologischen Untersuchungen besiedelt. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs: Briesen = Birkendorf und ist seit 1354 belegt.
Vermutlich ist Briesen um 1200 als feste Hirten- und Bauernsiedlung entstanden. Es gehörte zum Besitz des Bistums Lebus, dass den Ort als Lehen an verschiedene Ritter vergab.
Die erste urkundliche Erwähnung fand 1403 statt.
1495 übertrug das Bistum den Ort dem Kartäuserkloster Frankfurt/Oder, in dessen Besitz er bis zur Reformation im Kurfürstentum Brandenburg blieb. 1539 wurde das Kloster säkularisiert und Kurfürst Joachim II. Hektor (Haus Hohenzollern / 1505-1571 / Regent ab 1531) übergab 1540 dessen Besitz der Universität Frankfurt/Oder.
1575 enteignete Kurfürst Johann Georg v. Brandenburg (Haus Hohenzollern / 1525-1598 / Regent ab 1571) die Universität. Briesen hatte in der Folge immer wieder wechselnde Gutsherren.
Im 30jährigen Krieg (1618-1648) wurde die ganze Region verwüstet und entvölkert. Die Dörfer waren den marodierenden Söldnerhaufen schutzlos ausgeliefert. In Briesen überlebten nur 7 Einwohner. Zwar lebten 1654 wieder ca. 30 Familien in Briesen, aber der Wiederaufbau sollte sich bis Anfang des 18. Jahrhunderts hinziehen.
Die Gutsherren hatten eine eigene Gerichtsbarkeit und so fand 1678 die letzte Hinrichtung in Briesen statt. Ein Kirchenräuber wurde an der Eiche auf dem Briesener Galgenberg aufgehängt. Den Galgenberg mit Eiche gibt es bis heute zwischen Briesen und Jacobsdorf.
Die Briesener Umgebung war Jagdgebiet der Brandenburger Kurfürsten. Daran erinnert in der Nähe das Hirsch-Denkmal. Kurfürst Friedrich III. (Haus Hohenzollern / 1657-1713 / ab 1688 Kurfürst v. Brandenburg, ab 1701 König in Preußen) erlegte hier 1696 einen kapitalen Rothirsch – einen 66-Ender. Das imposante Geweih befindet sich heute im sächsischen Jagdschloss Moritzburg.
Der Hirsch ziert auch das 2000 bestätigte Ortswappen.
1801 lebten knapp 50 Familien im Dorf. Wenige Jahre später wurde Briesen von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. 1809 brannte halb Briesen ab. Der Brandort auf dem heutigen Dorfanger wurde nicht wieder aufgebaut. Statt dessen wurden die Häuser an anderer Stelle neugebaut (auf der sogenannten „Freiheitsloose“).
Da die Kinder des Dorfes vom örtlichen Pfarrer unterrichtet wurden, entsandte der preußische Staat 1810 den ersten verbeamteten Lehrer nach Briesen.
1830 riss man die alte Dorfkirche ab und ersetzte sie bis 1838 durch die heutige Schinkel-Kirche auf der Freifläche des abgebrannten Dorfzentrums.
Um 1850 zählte Briesen ca. 60 Häuser.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Berlin-Frankfurt/Oder erhielt Briesen 1842 Gleisanschluss und einen eigenen Bahnhof. Der Ort nahm als Warenumschlagsort der Region einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Ende des 19. Jahrhunderts lebten hier fast 1300 Menschen. Im Jahr 1900 wurde Briesen ans Fernsprechnetz angeschlossen.
Seit 1903 hatte man eine eigene Apotheke,1906 wurde die elektrische Straßenbeleuchtung installiert und 1908 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr.
Mehrfach war Kaiser Wilhelm II. (Haus Hohenzollern / 1859-1941 / 1888-1918 (abgedankt) König v. Preußen und Deutscher Kaiser) in Briesen, teils auf dem Weg ins nahe Jagdrevier, teils als Gast des Gutsbsitzer Graf Finck v. Finckenstein.
Am Ende des 1. Weltkriegs geriet Briesen in die Nachrichtenschlagzeilen: am 1.11.1918 stieß im Bahnhof Briesen ein Militärzug mit einem Güterzug zusammen. Mindestens 19 Menschen starben.
Nach dem 1. Weltkrieg setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, zahlreiche Unternehmen gingen Pleite. Erst nach der Machtergreifung der Nazis setzte die wirtschaftlichen Erholung durch Neugründungen und Neuansiedlungen von Unternehmen ein.
Mit dem Bau der Reichsautobahn Berliner Ring-Frankfurt/Oder (RAB 8 / ab 1942 RAB 58 / heute BAB 12) erhielt Briesen 1937 eine eigene Autobahnanschlussstelle.
Im Frühjahr 1945 erreichte der 2. Weltkrieg auch Briesen. Volkssturm und Wehrmacht bauten in und um Briesen Stellungen und Befestigungen. Dabei kam es am 10.3.1945 zu einem schrecklichen Unglück. Beim Umladen von Tellerminen explodierte eine dieser Minen und tötete 12 Kinder aus Briesen und einige deutsche Soldaten.
Ab dem 15.4.1945 kam es in und um Briesen zu Kämpfen. Die deutschen Truppen sprengen die Briesener Autobahnbrücken, zahlreiche Häuser wurden zerstört oder beschädigt, mehrere Einwohner kamen ums Leben oder wurden verwundet.
Bei einem Abwehrkampf gegen die Rote Armee an der Autobahn fielen 105 Jugendliche der HJ, die zum Volksturm eingezogen worden waren.
Am 23.4.1945 besetzte die Rote Armee schließlich Briesen.
Nach Kriegsende begann der Wiederaufbau und die sozialistische Umgestaltung. Großgrundbesitz und Betriebe wurden enteignet und in Volkseigentum überführt. Im Ort fanden Flüchtlinge und Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine neue Heimat. Die Wirtschaft kam wieder zum Laufen.
Allerdings war Briesen ab 1982 in seiner Existenz bedroht. Die ewig Braunkohle- und Energiehungrige DDR hatte unter Briesen ein Braunkohlevorkommen erkundet und die Region zum „Braunkohleschutzgebiet“ erklärt. Bis 1995 sollte Briesen umgesiedelt, abgerissen und der Tagebau eröffnet werden. Die nahe Spree und der hohe Salzgehalt der Kohle verzögerten jedoch die Arbeiten. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die Tagebaupläne dann völlig aufgegeben.
Allerdings hatten die 10 Jahre als Braunkohleschutzgebiet ihre Spuren hinterlassen. Jahrelang wurde nichts mehr für den Erhalt des von Vernichtung bedrohten Orts unternommen und Briesen verfiel zusehens.
Erst nachdem die Pläne gekippt wurden, begann der erneute Wiederaufbau der maroden Infrastruktur. Nach einem Rückgang der Einwohnerzahl in den 1980iger Jahren leben nun fast 2300 Menschen in Briesen.
Unrühmliche erlangte Briesen als nach 1990 bekannt wurde, das hier in einem Stasi-Objekt ua. RAF-Terroristen aus der BRD trainiert bzw. auf ihr Leben in der DDR vorbereitet wurden.[verkleinern]
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