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Neueste Bewertungen für Briesen / Mark im Bereich Hobby & Freizeit

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Wie überall im Deutschen Reich wurde auch in Briesen (Mark), heute Landkreis Oder-Spree des Landes Brandenburg (ca. 40 km östlich von Berlin / ca. 20 km westlich von Frankfurt/O) zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkriegs ein Kriegerdenkmal errichtet.

    In den 1920er Jahren wurde es auf dem Dorfanger nördlich der Kirche aufgestellt. Auf einem vierstufigem Sockel stand ein wuchtiger Steinquader, auf dem ein nachdenklicher, vermutlich trauernder Soldat saß.
    Auf den Seitenflächen waren die Namen der mindestens 25 Gefallenen aus Briesen mit Dienstgrad, Todestag und Todesort vermerkt. Die auf einer Seite noch lesbare Widmung lautet:
    „Nach heldenmütigem Streiten im Weltkriege 1914-1918 starben aus der Gemeinde Briesen für das Vaterland ...“

    Eine Stirnseite träg den pathetisch-markigen-patriotischen Spruch:
    „Der Tücke konnten wir nicht wehren.
    Hilf Gott, der Heimat wieder zu Ehren.“
    Auf der anderen Stirnseite steht ein Bibelspruch:
    „Ps. 68.20
    Gelobet sei der Herr täglich.
    Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“

    Mit Beginn des 2. Weltkriegs 1939 starben wieder deutsche Soldaten für die Machtgelüste ihrer Führungsclique einen vollkommen sinnlosen Tod auf den Schlachtfeldern.
    Für jeden nun gefallenen Briesener wurde neben dem Kriegerdenkmal ein Holzkreuz aufgestellt.
    Mit Kriegsbeginn gefiel den örtlichen Nazis die Skulptur des sitzenden Soldaten nicht mehr. In ihren Augen hatte ein deutscher Soldat immer begeistert gegen den Feind zu marschieren und nicht rumzusitzen.
    Die Skulptur wurde entfernt und durch einen Reichsadler mit Hakenkreuz ersetzt.

    Nach dem Einmarsch der Roten Armee ließ die sowjetische Kommandantur 1945 umgehend Adler und Hakenkreuz entfernen. Das Denkmal blieb aber zunächst stehen. Lediglich die Holzkreuze für die im 2. Weltkrieg gefallenen Briesener wurden später durch gebrannte Tontafeln mit den Namen der Toten ersetzt.

    In den 1960er Jahren ließen die örtlichen SED-Parteifunktionäre dann das ganze Denkmal abreißen.
    Es passte nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfs. Außerdem befand sich noch der sowjetische Ehrenfriedhof in unmittelbarer Nähe (1991 wurde dieser vom Dorfanger auf den Friedhof Briesen verlegt).
    Die Tontafeln mit den Namen der im 2. Weltkrieg Gefallenen wurden auf die deutsche Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Briesen umgesetzt. Das Denkmal selbst muss irgendwo deponiert, vielleicht auch von engagierten Bürgern vor der Vernichtung gerettet worden sein.

    Erst 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung erinnerte man sich wieder an das deutsche Kriegerdenkmal. Im Zuge der Neugestaltung des Dorfangers nördlich der Kirche schuf man 2008 ein Ensemble aus dem alten Kriegerdenkmal und einem neuen Denkmal für die Opfer des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit.

    Das Kriegerdenkmal wurde nahe des alten Standorts in vereinfachter Form neu errichtet. Allerdings wurde der mehrstufige durch einen einstufigen Sockel ersetzt und der sitzende Landser auf dem Denkmal fehlt auch – den hatten ja schon die Nazis entsorgt.
    Allerdings ist der Steinquader mit den Inschriften stark beschädigt. 3 Bohrlöcher im Stein lassen vermuten, dass der Quader bei der Demontage durch die DDR-Behörden mutwillig gespalten wurde.
    Bei der Wiederaufstellung hat man bewusst darauf verzichtet, diese Spuren der Geschichte auszubessern.
    Die Inschriften auf den Stirnseiten sind gut zu lesen, genauso wie die Namen auf der heutigen Südseite. Die Namen auf der Nordseite sind allerdings fast völlig verwittert. Daher ist die Zahl der 25 Gefallenen auch nur ein Schätzwert, da nicht mehr alle Zeilen erkennbar sind.

    Bleibt die Frage, ob die Wiederaufstellung sinnvoll war. Grob gesagt – kann man machen, muss man aber nicht.
    Meine Meinung ist: das Denkmal gehört zum historischen Ortsbild. Und da es noch existierte – warum nicht, solange man auf den Hakenkreuzadler als Deko verzichtet!

    Auch mit den umstrittenen Kriegerdenkmälern und ihren meist unzeitgemäßen Texten wird an die vielen Toten vergangener Kriege erinnert.
    Und die Toten könne nur mahnen, wenn sie in irgendeiner Form auch gegenwärtig sind.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Briesen in der Mark

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    Puppenmama Herzlichen Glückwunsch zu Deinem interessenten Bericht und zum verdienten grünen Daumen.
    konniebritz Das Ganze ist mal wieder eine lehrreiche Geschichtsstunde und hat auch etwas satirisches. Je nach Gusto der Mächtigen wurde das Denkmal umgestaltet und später ganz abgerissen.

    Gut, dass es wieder aufgestellt wurde, es gehört zur Geschichte des Ortes. Schließlich wurden hier (sinnlos) Gefallene geehrt.

    Glückwunsch zum verdienten Daumen!
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    1.
  2. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Auch an kleinen Dörfern sind die Weltkriege nicht spurlos vorbei gegangen. Alt Madlitz (Land Brandenburg / ca. 40 km östlich von Berlin / 15 km westlich von Frankfurt/O) bei Briesen (Mark) macht da keine Ausnahme.

    Das örtliche Denkmal zu Ehren der Toten des 1. und 2. Weltkriegs steht leicht erhöht im parkähnlich gestalteten Umfeld neben Dorfkirche. Es besteht aus einem Betonsockel und einem großen behauenen Felsstein, umgeben von einem kleinen gepflasterten Platz, zu dem von der Straße einige Stufen führen.
    Der Denkmalstein trägt die Inschriftentafeln.
    Im oberen Teil ist die schwarze polierte Granittafel für den 1. Weltkrieg angebracht:

    „Den Heldentod fürs Vaterland starben im Weltkriege aus der Gemeinde Alt-Madlitz …“
    Es folgen für die Jahre 1914 bis 1919 insgesamt 10 Namen.
    Einziger Schmuck ist ein Eisernes Kreuz im oberen Teil der Tafel.
    Ob die Gedenktafel für den 1. Weltkrieg das Original ist oder eine Neuanfertigung, war jetzt nicht herauszufinden. Sie sah ziemlich neu aus. Vielleicht wurde die ursprüngliche Tafel am Ende des 2. Weltkriegs zerstört oder später von der DDR-Verwaltung entfernt.

    Die Gedenktafel für die Opfer des 2. Weltkriegs wurde dagegen definitiv nach 1990 angebracht, denn Totengedenken an die deutschen Soldaten beider Weltkriege fand in der DDR offiziell nicht statt.
    Die Tafel aus, passend zur Epoche an die sie erinnert, bräunlichem polierten Granit trägt, etwas deutschtümelnd in Fraktur, die Inschrift:

    „Zum ehrenden Gedächtnis den Gefallenen und Vermißten des Weltkrieges von 1939 – 1945, den Opfern der Kriegsfolgen, der Willkür und menschenverachtender Gewalt.
    Den Lebenden zur Mahnung, den Frieden zu bewahren, die Freiheit zu schützen, die Würde des Menschen zu achten.
    Die Gemeinde Madlitz A.D. 2001“
    Mit dieser Inschrift wird allgemein der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht und nicht nur den Opfern aus dem Dorf.

    Abgeschlossen wird das Denkmal durch einen auf einer Steinkugel sitzenden, die Flügel ausbreitenden kleinen Bronze-Adler – Dutzendware nach 1990, die man überall auf restaurierten oder wiedererrichteten Kriegerdenkmälern findet.

    Durch die mächtige Akazie und die im Halbkreis gepflanzten immergrünen Gehölze wirkt das kleine Denkmal ehrenhainartig.

    geschrieben für:

    Kultur / Freizeitanlagen in Briesen (Mark) Alt Madlitz

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    LUT Mal wieder ein herzliches Dankeschön für die interessante Geschichtsstunde. Und Glückwunsch zum verdienten Daumen!

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    2.
  3. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Lang ist es her, dass hochherrschaftlichen Jägern Denkmäler gewidmet wurden, wenn sie erfolgreich in ihren Jagdgründen gewütet hatten.
    Seltener wird der von ihnen gemeuchelten Kreatur gedacht. Ein solches Denkmal für ein erlegtes Tier findet sich im einst wildreichen Waldgebiet bei Briesen/Mark (Land Brandenburg / ca. 40 km östlich von Berlin / Landkreis Oder-Spree) im Wald an der Straße K6734 zwischen Briesen und der Kersdorfer Schleuse, ca. 1,6 km südlich der Autobahnanschlussstelle Briesen (A 12).

    Wenn er nicht gerade regierte, verbrachte Kurfürst Friedrich III. v. Brandenburg (Haus Hohenzollern / 1657-1713 / Kurfürst ab 1688 / König in Preußen ab 1701) seine Zeit unter anderem mit der aristokratischen Lieblingsbeschäftigung – der Jagd.
    So auch am 18.9.1696 mit einer Hofjagd im Jagdgebiet Jacobsdorfer Heide (damals auch „Karthäuser Heide“ genannt), das damals ganz anders aussah als der heutige Industriewald.
    An der Stelle, wo heute das Denkmal steht, soll dem Kurfürsten dann ein kapitaler Rothirsch vor die Flinte gelaufen sein.
    Das besondere an dem sicher eindrucksvollen Tier war sein Geweih mit 66 Enden – wie später gezählt wurde. 66 Enden sind nicht die Norm sondern vielmehr eine Anomalie.
    Wie andere Fürsten seiner Zeit sammelte Friedrich nicht nur Jagdtrophäen sondern auch Kuriositäten. Mit dem Briesener Hirsch hatte er beides!
    Das Geweih (mit Kopf und Haut und Fell fast 16 kg schwer) wanderte ins Jagdschloss Königs Wusterhausen und der Rest in den Kochtopf.

    Friedrichs Sohn, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in Preußen (Haus Hohenzollern / 1688-1740 / König seit 1713) war eher pragmatisch veranlagt und teilte nicht die barocken Vorlieben seines Vaters. Zwar frönte auch Friedrich Wilhelm der Jagd und der Jagdtrophäensammelei, aber er konnte sich auch trennen.
    Friedrich August I. v. Sachsen (genannt August der Starke / Haus Wettin albertinische Linie / 1670-1733 / seit 1694 Kurfürst v. Sachsen sowie als August II. König v. Polen), ebenfalls passionierter Jäger und Sammler, war von der Trophäe seines preußischen Nachbarn so begeistert, dass er sie unbedingt für sein Jagdschloss Moritzburg (bei Dresden) haben wollte. Er schrieb dem Preußen … in der Kurzform „Ich will haben!“.

    Die beiden Monarchen vereinbarten einen Tauschhandel: Das preußische 66-Ender-Geweih gegen eine Kompanie sächsische „Lange Kerls“ für des preußischen Königs Lieblingsspielzeug, die „Potsdamer Riesengarde“.
    Und so kann man das Geweih bis heute im Monströsensaal von Schloss Moritzburg bewundern.

    Brandenburg-Preußen blieb nur das Denkmal bei Briesen. Begeistert vom eigenen Jagderfolg befahl Friedrich III. noch am selben Tag im Jagdlager die Aufstellung einer Gedenktafel und diktierte nach der Überlieferung auch gleich den passenden Text:

    „Diesen Hirsch hat in der Brunftzeit mit eigener Hand geschossen der Durchlauchtigste, Großmächtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich der Dritte, Markgraf und Kurfürst zu Brandenburg, im Amte Biegen auf der Jacobsdorfer Heide, am 18. September anno 1696, hat gewogen fünf Zentner und 35 Pfund, nachdem er 3 Wochen geschrien.“

    Mit „geschrien“ meinte der Großmächtigste allerdings nicht, das es 3 Wochen gedauert hatte, bis der Hirsch tot war, sondern dessen geröhre in der Brunftzeit.
    Zwar wurde der Kurfürst auf die falsche Ortsangabe „Biegen“ (ein Dorf südöstlich von Briesen) aufmerksam gemacht, er gab aber seinen Fehler nicht zu und beharrte auf der falschen Ortsangabe. Fake‘s und uneinsichtige Staatschef gabs also auch schon vor über 300 Jahren!
    Für die Errichtung der Gedenktafel und damit man dieses auch erreichen konnte, befahl Friedrich außerdem den Bau eines befestigter Weg von Briesen her, die heutige K6734.

    10 Jahre später, Friedrich war als Friedrich I. mittlerweile König in Preußen, fand ebenjener Friedrich die Gedenktafel zu wenig königlich. Ein richtiges Denkmal musste her. Kein geringerer als der Bildhauer und königliche Baumeister Andreas Schlüter (1634-1714) wurde mit dem Entwurf beauftragt.
    Das etwa 4 m hohe rechtwinklige Denkmal ist aus Ziegeln gemauert und verputzt.
    Die farbige Kartusche auf der Nordseite zeigt den steinernen Kopf des erlegten Hirschs samt Geweih. Auf der südlichen Kartusche ist der schon erwähnte Spruch in einer furchtbar verschnörkelten Schrift zu lesen.

    Was wir heute sehen, ist bereits die Replik der Replik des Denkmals.1925 wurde das Denkmal so stark beschädigt, das es neu aufgebaut werden musste.
    Während der Kämpfe in der Schlacht um Berlin am Ende des 2. Weltkriegs wurde es zerschossen. Was blieb war ein Steinhaufen
    Erst in den 1970er Jahren entschloss sich die DDR zum Wiederaufbau des Denkmals nach vorhandenen Originalunterlagen, trotz seiner feudalen Vergangenheit.
    1996 und 2009 waren erneut umfangreiche Sanierungen nötig.

    Das Denkmal auf der östlichen Straßenseite in einem lichten Waldstück ist von einer Hecke eingefasst. Auf der anderen Straßen gibt es einen Rastplatz mit Schutzhütte und eine Infotafel zum Denkmal.

    Fazit: Es müssen nicht immer Fürsten, Militärs und Politiker sein ….
    Und heute ist der Hirsch Bestandteil des Wappens von Briesen (Mark).

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Briesen in der Mark

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    FalkdS Aber die 66 Enden kann man an der "Büste" nicht nachzählen, dazu muss man, wie du geschrieben hast, weiter weg fahren...

    Die Trophäe für die Trophäe wird nicht lange auf sich warten lassen... ;-)
    grubmard Ist schon lange her, dass ich im Schloss Moritzburg war. Bestimmt wurde da bei der Führung auch auf den 66-Ender aufmerksam gemacht. bearbeitet
    Papa Uhu + Theo "Ende" gut - Pech gehabt!

    man merke:
    Jeder der sich besonders hervortut, landet im Kochtopp - das Haupt wird an die Wand genagelt... und wem's gefällt in seiner Sammlung, für andere Begierden ver... ähm... umgetauscht...

    wie im Leben...

    Gruß um die Ecke...
    grubmard Einige sicherlich, allerdings macht man sich damit keine Freunde.
    Dem Spanier ist für seine Elefantenjagd in Botswana ja kein Denkmal mehr gesetzt worden.
    grubmard Kommt noch, die sind bestimmt auf dem Weg übers Mittelmeer .... bearbeitet
    ubier Die Einfuhr von Elfenbein in die EU ist verboten, egal, ob da noch ein Elefant dranhängt oder nicht. Wir sollten schon mal ein Rettungsschiff von Greenpeace entsenden...
    grubmard Ich meinte nicht ihre nautische Qualifikation, sondern mehr das Gewicht der Dickhäuter!
    Sedina Wenn ich drei Wochen röhre und rammele kriege ich kein Denkmal sondern eine Strafanzeige von meinen wenig lustbetonten Nachbarn...;-)))
    FalkdS grubmard, ich habe mir gerade dein zweites Bild (das aktuell mittlere unter der Bewertung) angeschaut. Da stimmt doch was nicht!
    Der 66-Ender ist doch erschossen (also historischer Schuss!) und nicht erstochen worden...
    ??????? Grins, duck und weg...

    Das erinnert mich an die beiden Damen vor dem Bild der sterbenden Jungfrau.
    Fragt die eine: "Woran mag sie wohl gestorben sein?" Sagt die andere: "Das steht doch drunter. Nach einem Stich eines alten Meisters!..."
    bearbeitet

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    3.
  4. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Der Gedenkstein auf der südlichen Spitze des Dorfangers wurde anlässlich des 600. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung von Briesen (Land Brandenburg / ca. 40 km östlich von Berlin / Landkreis Oder-Spree) aufgestellt.
    Der große Findling trägt eine Inschriftentafel aus poliertem schwarzen Granit und als vergoldete Inschrift die Worte:

    „Briesen / Mark
    seit 1403
    2003“
    sowie das Ortswappen.
    „Mark“ dient der Unterscheidung zu mehreren Orten gleichen Namens.

    Ursprünglich stand an gleicher Stelle das 1960 von den DDR-Behörden abgetragene Bismarck-Denkmal.

    Die Siedlung ist allerdings älter als 600 Jahre. Bereits vor über 1200 Jahren war die Gegend von Slawen laut archäologischen Untersuchungen besiedelt. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs: Briesen = Birkendorf und ist seit 1354 belegt.
    Vermutlich ist Briesen um 1200 als feste Hirten- und Bauernsiedlung entstanden. Es gehörte zum Besitz des Bistums Lebus, dass den Ort als Lehen an verschiedene Ritter vergab.

    Die erste urkundliche Erwähnung fand 1403 statt.
    1495 übertrug das Bistum den Ort dem Kartäuserkloster Frankfurt/Oder, in dessen Besitz er bis zur Reformation im Kurfürstentum Brandenburg blieb. 1539 wurde das Kloster säkularisiert und Kurfürst Joachim II. Hektor (Haus Hohenzollern / 1505-1571 / Regent ab 1531) übergab 1540 dessen Besitz der Universität Frankfurt/Oder.

    1575 enteignete Kurfürst Johann Georg v. Brandenburg (Haus Hohenzollern / 1525-1598 / Regent ab 1571) die Universität. Briesen hatte in der Folge immer wieder wechselnde Gutsherren.
    Im 30jährigen Krieg (1618-1648) wurde die ganze Region verwüstet und entvölkert. Die Dörfer waren den marodierenden Söldnerhaufen schutzlos ausgeliefert. In Briesen überlebten nur 7 Einwohner. Zwar lebten 1654 wieder ca. 30 Familien in Briesen, aber der Wiederaufbau sollte sich bis Anfang des 18. Jahrhunderts hinziehen.

    Die Gutsherren hatten eine eigene Gerichtsbarkeit und so fand 1678 die letzte Hinrichtung in Briesen statt. Ein Kirchenräuber wurde an der Eiche auf dem Briesener Galgenberg aufgehängt. Den Galgenberg mit Eiche gibt es bis heute zwischen Briesen und Jacobsdorf.

    Die Briesener Umgebung war Jagdgebiet der Brandenburger Kurfürsten. Daran erinnert in der Nähe das Hirsch-Denkmal. Kurfürst Friedrich III. (Haus Hohenzollern / 1657-1713 / ab 1688 Kurfürst v. Brandenburg, ab 1701 König in Preußen) erlegte hier 1696 einen kapitalen Rothirsch – einen 66-Ender. Das imposante Geweih befindet sich heute im sächsischen Jagdschloss Moritzburg.
    Der Hirsch ziert auch das 2000 bestätigte Ortswappen.

    1801 lebten knapp 50 Familien im Dorf. Wenige Jahre später wurde Briesen von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. 1809 brannte halb Briesen ab. Der Brandort auf dem heutigen Dorfanger wurde nicht wieder aufgebaut. Statt dessen wurden die Häuser an anderer Stelle neugebaut (auf der sogenannten „Freiheitsloose“).
    Da die Kinder des Dorfes vom örtlichen Pfarrer unterrichtet wurden, entsandte der preußische Staat 1810 den ersten verbeamteten Lehrer nach Briesen.
    1830 riss man die alte Dorfkirche ab und ersetzte sie bis 1838 durch die heutige Schinkel-Kirche auf der Freifläche des abgebrannten Dorfzentrums.
    Um 1850 zählte Briesen ca. 60 Häuser.

    Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Berlin-Frankfurt/Oder erhielt Briesen 1842 Gleisanschluss und einen eigenen Bahnhof. Der Ort nahm als Warenumschlagsort der Region einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Ende des 19. Jahrhunderts lebten hier fast 1300 Menschen. Im Jahr 1900 wurde Briesen ans Fernsprechnetz angeschlossen.
    Seit 1903 hatte man eine eigene Apotheke,1906 wurde die elektrische Straßenbeleuchtung installiert und 1908 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr.

    Mehrfach war Kaiser Wilhelm II. (Haus Hohenzollern / 1859-1941 / 1888-1918 (abgedankt) König v. Preußen und Deutscher Kaiser) in Briesen, teils auf dem Weg ins nahe Jagdrevier, teils als Gast des Gutsbsitzer Graf Finck v. Finckenstein.

    Am Ende des 1. Weltkriegs geriet Briesen in die Nachrichtenschlagzeilen: am 1.11.1918 stieß im Bahnhof Briesen ein Militärzug mit einem Güterzug zusammen. Mindestens 19 Menschen starben.

    Nach dem 1. Weltkrieg setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, zahlreiche Unternehmen gingen Pleite. Erst nach der Machtergreifung der Nazis setzte die wirtschaftlichen Erholung durch Neugründungen und Neuansiedlungen von Unternehmen ein.
    Mit dem Bau der Reichsautobahn Berliner Ring-Frankfurt/Oder (RAB 8 / ab 1942 RAB 58 / heute BAB 12) erhielt Briesen 1937 eine eigene Autobahnanschlussstelle.

    Im Frühjahr 1945 erreichte der 2. Weltkrieg auch Briesen. Volkssturm und Wehrmacht bauten in und um Briesen Stellungen und Befestigungen. Dabei kam es am 10.3.1945 zu einem schrecklichen Unglück. Beim Umladen von Tellerminen explodierte eine dieser Minen und tötete 12 Kinder aus Briesen und einige deutsche Soldaten.
    Ab dem 15.4.1945 kam es in und um Briesen zu Kämpfen. Die deutschen Truppen sprengen die Briesener Autobahnbrücken, zahlreiche Häuser wurden zerstört oder beschädigt, mehrere Einwohner kamen ums Leben oder wurden verwundet.
    Bei einem Abwehrkampf gegen die Rote Armee an der Autobahn fielen 105 Jugendliche der HJ, die zum Volksturm eingezogen worden waren.
    Am 23.4.1945 besetzte die Rote Armee schließlich Briesen.

    Nach Kriegsende begann der Wiederaufbau und die sozialistische Umgestaltung. Großgrundbesitz und Betriebe wurden enteignet und in Volkseigentum überführt. Im Ort fanden Flüchtlinge und Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine neue Heimat. Die Wirtschaft kam wieder zum Laufen.

    Allerdings war Briesen ab 1982 in seiner Existenz bedroht. Die ewig Braunkohle- und Energiehungrige DDR hatte unter Briesen ein Braunkohlevorkommen erkundet und die Region zum „Braunkohleschutzgebiet“ erklärt. Bis 1995 sollte Briesen umgesiedelt, abgerissen und der Tagebau eröffnet werden. Die nahe Spree und der hohe Salzgehalt der Kohle verzögerten jedoch die Arbeiten. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die Tagebaupläne dann völlig aufgegeben.
    Allerdings hatten die 10 Jahre als Braunkohleschutzgebiet ihre Spuren hinterlassen. Jahrelang wurde nichts mehr für den Erhalt des von Vernichtung bedrohten Orts unternommen und Briesen verfiel zusehens.

    Erst nachdem die Pläne gekippt wurden, begann der erneute Wiederaufbau der maroden Infrastruktur. Nach einem Rückgang der Einwohnerzahl in den 1980iger Jahren leben nun fast 2300 Menschen in Briesen.

    Unrühmliche erlangte Briesen als nach 1990 bekannt wurde, das hier in einem Stasi-Objekt ua. RAF-Terroristen aus der BRD trainiert bzw. auf ihr Leben in der DDR vorbereitet wurden.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Briesen in der Mark

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    opavati® Mein Guide, was für ein langer Riemen mit Heimatkunde. Glückwunsch zum Daumen ...
    opavati® https://www.stasi-mediathek.de/geschichten/anarcho-terroristische-kraefte/sheet/0-0/type/cover/

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    4.