Das ist "mein Schloss", von dem ich glücklicherweise nur eine halbe Autostunde entfernt wohne, so daß ich öfters herkommen kann.
Schloss Bruchsal, "gebaut, zerstört, wiedererstanden",
ist das Motto dieses Schlosses.
Warum ich es so mag, hat vielerlei Gründe.
Optisch erscheint es groß, ein Hauptbau, zwei symmetrische Nebenflügel und eine Menge Nebengebäude dabei.
Besichtigen kann man nur den Hauptbau, in den Flügeln und den Nebengebäusen sind Ämter und Büros untergebracht, diese... weiterlesen
sind vom Besitzer des Schlosses, dem Land Baden Württemberg , an die Stadt Bruchsal vermietet.
Oftmals ist es so, macht man eine Führung, durchstreift man mit Filzpantoffeln an den Füßen eine Menge Räume, die auch einen Eindruck hinterlassen, aber danach weiß man eigentlich nicht mehr, was man eigentlich wo gesehen hat, und viel Zeit für Details bleibt auch nicht.
Das ist hier anders. Will man sich den Eintritt sparen kann man sich den wunderschönen Schloßpark anschauen, um das Schloß herum spazieren, man darf auch eintreten, und kann sich die vom Architekt Balthasar Neumann, herrlich gestaltete Schloßtreppe ,die vom Erdgeschoss zur Bel-Etage führt anschauen. Schon das begeistert, ebenso wie die Wand- und Deckenmalerei, die alle ihre Bewandnis haben, davon später.
Empfehlen möchte ich eine der stündlich stattfindenden Führungen, bei einem Eintrittspreis von 7 Euro, der auch fürs Musikautomatenmuseum gilt.
Die Führung selber dauert etwa 45 Minuten und ist außerordentlich interessant.
Beschrieben und vorgeführt im Haupthaus werden Treppenhaus, Grotte, Gartenhaus im Erdgeschoß, Kuppelsaal, Fürstensaal und Marmorsaal auf der Bel Etage.
Sie alle hier zu beschreiben wäre zuviel des Guten, ich dachte nur dabei: Liebe Kulturqueen du wärest begeistert.
Aber ich bins auch.
Da es ja nicht viele Räume sind, hat man Zeit die reichhaltigen Malereien an Wänden und der Decke zu bewundern. Die sind nämlich was Besonderes. Heute würde man 3D dazu sagen, denn alles ist räumlich, alles bewegt sich, springt ein Kind durch einen Reif, hält er ihn von einer anderen Richtung aus gesehen nur fest. Steht die Glücksgöttin Fortuna auf einer Kugel , springt sie nach rückwärts weg, schaut man von einem anderen Blickwinkel zu ihr.
Möchte man unten in der Grotte auf ein Bänkchen sitzen,bemerkt man erst an der Wand, daß es nur ein Bild ist.
Das Deckengemälde am Eingang wird plötzlich kuppelförmig, wenn man drauf zu läuft.
Ach da gäbe es noch viel zu berichten.
Das nennt sich illusionistische Architekturmalerei, geschaffen vom italienischen Maler Giovanni Marchini zwischen 1730 und 1750.
Am 1. März 1945 wurde das ab 1719 erbaure Schloß bei einem Bombenangriff auf die Stadt zu 80 Prozent zerstört.
Anhand von unzäligen alten Unterlagen und Bildern konnte es über viele Jahrzehnte, und Künstlern der heutigen Zeit, bis Mitte der 90er Jahre wieder originalgetreu aufgebaut werden.
Ein bayrisches Maler beherrschte noch die Kunst der Illusionsmalerei.
Die beginnt schon beim ersten Blick zum Schloss. Vieles, was man von weitem sieht, ist in der Nähe verschwunden.
Aber das hübsche Cafe am Eingang ist echt, da kann man sich danach stärken, die Fußgängerzone ist auch nur 5 Minuten entfernt, und wer noch einen Blick auf die Burg- und Festungsartige JVA werfen möchte, die ist auf der anderen Straßenseite.
Update Mai 21
Auch in der Coronazeit kann das Schloss mit einem negativen, aktuellen Schnelltest besichtigt werden. Führungen finden keine statt, auch das Schlosscafé ist leider noch geschlossen.[verkleinern]