Jeder kennt es, man ist nur noch genervt von anderen und möchte nur noch Zeit für sich haben. Nicht anders ist es dem aus dem Haus Wittelsbach stammenden Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August (von Bayern) ergangen. Schon Früh wurde er für die Geistliche Laufbahn durch seinen Vater Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der sein machbereich durch seine Kinder erweitern wollte, gewählt. Das ist aber eine andere Geschichte. Doch es soll nicht unerwähnt werden, dass der junge Prinz unter anderem... weiterlesen
von den Jesuiten erzogen wurde...
So fromm, wie seine zahlreichen kirchlichen Ehrentitel sind, war er allerdings nicht! Als absolutistischer Herrscher, hat er verstanden sein Leben so zu führen, wie es ihm beliebte. Im repräsentativem Schloss Augustusburg war für das Zeremoniell bestimmt, wenn der Monarch sich vergnügen wollte, ist er die Strecke von rund 3 km zum diesem kleinem Prachtstück gezogen: Schloss Falkenlust. Wie der Name besagt war die Zucht dieser edlen Tiere seine Leidenschaft, wie es sich für einen Hochwohlgeborenen gehört- Noblesse oblige! Doch diese Entfernung kann nur zu Fuss bewerkstelligt werden, also folgt mir durch den Park (der an einigen Stellen schon eher wie ein kleiner Wald anmutet nach, vorbei an alten Baumbestand, immer dem Weg nach. Vorbei an Wiesen und Feldern, dabei merkt man, wie es von vielen Einheimischen als (tägliche) Spazier- oder Joggingstrecke genutzt wird, aber auch (bei einem meiner ersten Besuche hier – bei Dauerregen...), wenn es aus meiner Sicht keinen Spass macht!
Diese intime Bauschöpfung des frühen Rokoko ist nach den Plänen von dem Architekten François de Cuvilliés gebaut worden. Er integrierte die Grundmauern des Vorgängerbaus mit ein. In seinen Proportionen wirkt dieses Schloss wie ein "Wochenendhäuschen" im Vergleich zu dem imposanten und repräsentativem Schloss Augustusburg! Nach Außen hin wirkt er mit seiner weißen Fassade sehr schlicht, doch man soll sich nicht von diesem Anblick täuschen lassen, denn der so genannte "maison de plaisons – Lustschloss war nicht minder luxuriös eingerichtet.
Die Besucher der alten Zeit erreichten ihr Ziel durch die heutige Hinterpforte, doch wir nehmen den, der vom Park hierhin führt und treten durch die offiziellen Eingang ein. Neben dem kleinen Schloss befinden sich 2 weitere Gebäude in dem rechten ist die Kasse untergebracht, im linken die Geschichte der Falknerei, doch bei unsrem letzten Besuch was es wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen gewesen.
Wenn man den kleinen Preis von gerade mal 4,50/3,50 bzw. Familienkarte für 10 € erworben hatte, kann man sich auf Entdeckungsreise begeben, man staunt, wie kostspielig schon der Eingangsbereich ausgestalltet ist und es schon etwas besonderes!
Das ganze Treppenhaus ist mit blau-weißen Kacheln aus Delft mit dem bayrischen Wappen und natürlich auch mit den Namensgebenden Vögeln – Falken in verschiedenen Formationen. Die Farbgebung ist sogar mit in das Deckengemälde einbezogen worden, sowie das Thema (Bayern). Es ist sogar überliefert, dass der junge W.A. Mozart als Kind über den Prunk der Räume geschwärmt haben soll, das will schon was heißen, wenn man bedenkt, in welchen Sphären er sich bewegt hatte!
Es heißt, dass der Kurfürst nur ausgewählte Persönlichkeiten hier nach der Jagd zum Mehl eingeladen hatte, um das Erfolg zu feiern in einem Ambiente, das auch noch heute zu beeindrucken weiß! Die Kabinette sind kostbar Ausgestaltet: importierte Spiegel(Wände), Stuckarbeiten, Holzvertäfelungen, doch das Highlight ist sicherlich das chinesische Lackkabinett! Drum herum immer wieder Falken und Jagdszenen, doch ein Portrait im besagten Raum ist wirklich sehr ungewöhnlich anzusehen, denn es zeigt den Kurfürsten in einem sehr privaten Moment dar: mit einem Morgenmantel bekleidet beim Genuss von einem der damaligen Luxusgetränke in diesem Fall ein Kaffee mit einer Schlafmütze auf dem Kopf, fehlt nur noch eine Zeitung, doch die würde man bei einem Monarchen vergeblich suchen!
Hier kann man auf eigene Faust, wie vor Jahrhunderten durch die Räume Lustwandeln... Von der Mittelachse führen dem französischem Bauprinzip folgend: Vorraum, dahinter der Salon, daneben Schlafgemach und Ankleidezimmer für einen potentiellen Besucher, sowie für den Fürsten. Auf der Gegenüberliegenden Seite ist das Speisezimmer, in dem Casanova ein Bankett im Jahre 1760 abgehalten hatte! Das gleich findet man auch in der 1. Etage mit den Ausnahmen, dass dort eine Kapelle (natürlich dem Namenspatron Clemens geweiht ist) sich befindet, sowie das bereits erwähnte Kaffeezimmer.
Im benachbarten Garten gibt es eine weitere Kapelle, die wirklich etwas besonderes darstellt: die Wände sind voll mit Muscheln und Steinen bedeckt, die auch noch genau betrachtet ein Muster ergeben. Bei Sonnenschein schimmert und funkelt es immerzu! Sie wurde bereits 1730 errichtet worden.
So ein kleines Schloss, doch gespickt mit Sachen, die sicherlich nicht nur mich in Verzückung bringen, da gibt es nur eine Bewertung geben: 5 Sterne für diese Sehenswürdigkeit, die nicht unbewertet bleiben sollte![verkleinern]