13.08.2017
Vor einiger Zeit unternahmen wir einen Wochenendausflug und gelangten so mehr oder weniger zufällig nach Büdingen, da uns auf den Burgen der Wetterau, die wir ansteuerten, zu viel Trubel war. Immerhin besitzt Büdingen eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen.
Auf einem kleinen Parkplatz außerhalb der historischen, noch vollständig erhaltenen Stadtmauern/Wallanlagen wurden wir an einem Sonntag schnell und kostenfrei fündig und begaben uns sodann auf Schusters... weiterlesen
Rappen in Richtung der historischen Altstadt.
Kaum hatten wir die Brücke an den alten Wehranlagen überquert, tauchten wir auch schon in das Mittelalter ein.
Es lockten uns historisches Fachwerk, die Marien- und Remigiuskirche, historische Stadttore und Profanbauten, wie das Steinerne Haus und das historische Rathaus sowie das einstige Schloss derer von Ysenburg, in welchem heute ein Museum sowie ein Hotel untergebracht sind. Die Stadt ist umgeben, von einer etwa zwei Kilometer langen Bastion, die heute noch begehbar ist und ein eindrucksvolles Beispiel des einstigen Festungsbaus liefert.
Aufgrund der etwas "versteckten" Lage der Stadt hat diese die Kriege und Wirren der Zeit fast unbeschadet überdauert.
Auch die geschichtsträchtige Umgebung mit der einstigen Keltenfestung Glauberg und mittelalterlichen Burganlagen sind eine Reise wert.
In der Tat war die Gegend um Büdingen bereits Siedlungsplatz der Kelten um 500 v. Chr., was durch der Fürstensitz am Glauberg belegt ist.
Etwa 700 bis 1000 Jahre später ist eine Besiedlung durch die Alamannen und später die Merowinger nachgewiesen.
Etwa um 700 wurde ein hölzerner Vorgängerbau der Remigiuskirche errichtet, der um 1050 ein steinerner Bau folgte.
Erstmals in 1131 werden die Herren von Büdingen erwähnt, die jedoch etwa Mitte des 13. Jahrhunderts keine männlichen Nachfahren mehr hatten.
Nachfolger wurden die Schwiegersöhne, wobei die Ysenburger die anderen Ganerben aus dem Besitz verdrängten.
Unter Ihnen gelangte das frühmittelalterliche Büdingen zur Blüte. 1259 wird ein Gericht erwähnt und Mitte des 14. Jahrhunderts wird Büdingen das Stadtrecht verliehen.
Ab dieser Zeit gründete sich auch nach Verleihung des Freiheitsbriefes die Büdinger Schützengesellschaft, die für die Verteidigung der Stadt verantwortlich war.
Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die Herren von Büdingen zu Grafen erhoben.
Der imposante Mauergürtel wurde in den Jahren zwischen 1480 und 1510 vor der bereits existierenden Stadtmauer liegend unter Graf Ludwig II als Bauherr errichtet.
Turbulent und schicksalshaft waren die Jahre 1576, 1590 und 1632. In 1576 und 1632 kam es zu Pestepedemien und in 1590 zu einem großen Stadtbrandt, dem fast 50 Häuser zum Opfer fielen.
Kurz darauf in 1634 wurde die gebeutelte Stadt von Kaiserlichen Truppen (Kroatischen Söldnern) eingenommen, die - wie auch anderen Ortes während des Dreißigjährigen Krieges - brandtschatzten, plünderten und mordeten.
Im 16. und 17. Jahrhundert kam es auch zu zahlreichen Hexenprozessen, wobei Büdingen sich hierbei als Hochburg hervortat.
Anfang des 18. Jahrhunderts siedelten sich Hugenotten und andere Glaubensflüchtlinge an.
Büdingen gehörte dem Großherzogtum Hessen - Darmstadt an und grenzte an das Herzogtum Hessen - Kassel.
Die jüngere Geschichte Büdingens ist eher unspektakulär. Daher will ich die geschichtliche Darstellung darauf beschränken, dass der Besucher sich ein grobes Bild vom mittelalterlichen Büdingen machen kann.
Wäre da bloß nicht der moderne Straßenverkehr gewesen. Alle Nas´ lang schlängelte sich ein Fahrzeug durch die engen Straßen und Gassen, was dann doch etwas nervte und für uns streckenweise zum Spiesrutenlauf wurde.
Der Kernbereich der historischen Altstadt sollte unbedingt vom Verkehr befreit bzw. durch den Einbau von Pollern auf den Anwohnerverkehr beschränkt werden.
Gleichwohl war der Rundgang durch die ansonsten stillen Straßen und Gassen
sehr erbaulich und romantisch, so dass ich einen Besuch dieser Perle zwischen Wetterau und Vogelsberg sehr empfehlen kann.
Meine Fotoimpressionen lege ich in das Album.[verkleinern]