- Checkin
Das Kloster Hirsau, oder besser die Klosterruine Hirsau befindet sich im gleichnamigen Ort 3 km nördlich von Calw, 20 km südlich von Pforzheim, 35 km westlich von Stuttgart.
Klosterruine trifft es nicht ganz, handelt es sich doch um einen Komplex aus Kloster- und herzoglicher Jagdschlossruine.
Parkmöglichkeiten befinden sich am Eingang zur Anlage oder im Ort selbst.
Zur Geschichte hat die Userin blattlaus ja schon was geschrieben. Ich ergänze mal ein wenig.
Hirsau kann auf eine lange... weiterlesen Kirchengeschichte zurückblicken. Bereits Mitte des 8. Jahrhundert gab es mit der Nazariuskapelle einen ersten Kirchenbau, in der um 830 die Gebeine des Heiligen Aurelius als Reliquie zeitweilig aufbewahrt gewesen sein sollen.
Für diese Reliquie wurde dann um 830 die Kirche St. Aurelius gebaut, die später zu einem Kloster erweitert wurde. Dieses wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts aufgelöst.
Mitte des 11. Jahrhunderts wurde auf Weisung von Papst Leo IX. (1002-1054) das St. Aureliuskloster durch Graf Adalbert II. v. Calw (+1099) neu erbaut. Dieses Kloster wurde Mitte des 16. Jahrhunderts aufgehoben und abgerissen.
Die heutige Klosteranlage, das Benediktinerkloster St. Peter und Paul, wurde ab 1082 erbaut. Nach der Weihe der Klosterkirche im Jahr 1091 zog der Konvent im Jahr darauf vom St. Aurelius- ins neue St. Peter und Paul-Kloster am anderen Ufer der Nagold. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Kloster zu einem der bedeutendsten Klöster Deutschlands.
Durch die Reformation in Württemberg wurde das Kloster 1536 aufgelöst und in eine evangelische Klosterschule umgewandelt.
Herzog Ludwig der Fromme v. Württemberg (1554-1593) ließ ab 1586 das Abthaus abreißen und stattdessen ein mehrgeschossiges Renaissance-Jagdschloss erbauen.
Während des 30jährigen Krieges kehrten Benediktinermönche noch mal für kurze Zeit zurück.
Das Ende der gesamten Anlage kam im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697). Nach der Niederlage der württembergischen Truppen unter Herzog Friedrich Karl v. Württemberg-Winnetal (1652-1698) gegen die Franzosen in der Schlacht bei Pforzheim (auch Schlacht von Ötisheim genannt) am 17.9.1692 ließ der französische General Ezéchiel du Mas de Mélac (1630-1704) Schloss und Kloster Hirsau niederbrennen. Mélac war übrigens auch an der Zerstörung Heidelbergs maßgeblich beteiligt.
Weder Schloss noch Kloster wurden wieder aufgebaut. In den folgenden Jahren diente vor allem die Klosterruine als Steinlieferant für den Wiederaufbau des ebenfalls kriegszerstörten Calw.
Nur der romanische Eulenturm und die spätgotische Marienkapelle (heute evangelische Kirche) sowie einige Wirtschaftsgebäude blieben erhalten. Vom Schloss und dem Klosterkreuzgang stehen heute die Umfassungsmauern, während von der Klausur und der Klosterkirche (Basilika) nur die Grundmauern im Boden erhalten sind.
Vom Eingang in der Wilderbacher Straße / Klosterhof gelangt vorbei an den ua. für Wohn- und Verwaltungszwecke genutzten ehemaligen Fachwerk-Wirtschaftsgebäuden zunächst zur eindrucksvollen, gesicherten und begehbaren Ruine des herzoglichen Jagdschlosses, in deren Innern bis 1989 die „Uhland-Ulme“ wuchs, ein alter Baum, der den Dichter Ludwig Uhland (1787-1862) zu seinem Gedicht „Die Ulme zu Hirsau“ inspirierte.
Es schließen sich die Klosterreste an: Der teilweise erhaltene Kreuzgang mit seinen gotischen Fenstern, die mehr erahn- als erkennbaren Reste der Klosterkirche und der Klausur, die Marienkapelle (die bei unserem Besuch wegen einer Veranstaltung nicht zugänglich war) …
Gebäude bzw. Gebäudeteile sind auf Informationstafeln beschrieben / erklärt.
Fazit: sehr schöne und sehr sehenswerte Ruinenanlage mit romantischen und idyllischen Momenten.[verkleinern]
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