"Wer zählt die Biere, nennt die Namen, die süffig hier zusammenkamen."
Sehr frei nach einem Spruch aus "Die Kraniche des Ibykus" vom Dichterfürsten Friedrich von Schiller möchte ich eine kleine Reihe von Bewertungen über Brauereien beginnen.
Weniger über die ganz Großen, welche ihre Produkte in so ziemlich jedem Getränkemarkt des Landes präsentieren, sondern über kleine bis mittelgroße Produzenten, die sich der Bierherstellung unter dem neudeutschen Oberbegriff "Craft-Beer" verschrieben... weiterlesen haben. Und natürlich auch noch ganz "normale" Biere brauen :-)
Die neueste Bierprobe (ver-)führte mich nach Crailsheim. Das ist ein Städtchen im Nordosten von Baden-Würtemberg, ungefähr gleich weit von der Landeshauptstadt Stuttgart und dem fränkischen Nürnberg entfernt.
Vielleicht ist es die Nähe zu Franken, dass hier ein gutes Bier herkommt anstatt des in BaWü allüberall gängigen Weins.
Die Tradition des Bierbrauens reicht jedenfalls weit zurück, denn die ältesten Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1738 zurück als die " Gasthausbrauerei Zum goldenen Engel,
Größe der jährlichen Fabrikation 150 Eimer“ Erwähnung fand.
Die Brauerei wuchs über die Jahrhunderte hinweg, den größten Einschnitt gab es zum Kriegsende 1945 . Da in der und um die Stadt kriegswichtige Eisenbahnverbindungen sowie ein Flugplatz vorhanden waren, flogen die Alliierten ab 1944 Luftangriffe und bombardierten diese Ziele.
Die Amerikaner nahmen Anfang April 1945 die Stadt ein, leider gab es noch erhebliche Gegenangriffe der deutschen Wehrmacht und so wurde durch amerikanische Luftangriffe 2 Wochen vor Kriegsende die Stadt Crailsheim zu 80 % zerstört.
Die Brauerei gab es nun nicht mehr.
1947 erfolgte der Wiederaufbau, Modernisierungen und Erweiterungen erfolgten in den nachfolgenden Jahrzehnten.
Innovativ wurde die Brauerei , als hier 1984 erstmals Radler in Flaschen abgefüllt wurde. Das gab es bis dahin in Deutschland so noch nicht.
Eine im deutschen Brauwesen bis heute ziemlich selten anzutreffende Art der "Verpackung" von Bier ist die Glasflasche mit Schraubverschluss, eingeführt bei Engel 1995 und bis heute unverändert . Kannte ich bis vor kurzem nicht, höchstens bei Billigbieren im Discountmarkt, dort aber in Kunststoffflaschen.
2011 dann eine überregionale Auszeichnung, das Bundesministerium für Ernährung verleiht der Biermanufaktur Engel den Titel "Brauerei des Jahres".
Nun muss man glücklicherweise nicht für jedes interessante Bier die jeweilige Brauerei direkt besuchen, virtuell genügt. Zahlreiche Informationen gibt es auf der schön gestalteten Homepage. Alle bei Engel gebrauten Biere, zwei im Haus hergestellte Limonadensorten und natürlich die passenden Gläser für perfekten Trinkgenuss kann man im Onlineshop bestellen.
Ich hatte mir bei einem überregional agierenden Bier-Onlineshop neben zahlreichen anderen Marken eine Flasche Engel Bock dunkel bestellt. Wie schon kurz angemerkt, meine erste Flasche Bier mit Schraubverschluß.
Geht ohne Hilfsmittel auf und kann natürlich auch wieder einfach verschlossen werden, wenn die Flasche noch nicht ausgetrunken ist. Echt gute Idee.
Bei 7,2 % vol. Alkohol macht es durchaus Sinn, den halben Liter nicht einfach als Durstlöscher zu benutzen. Genuss ist angesagt, da reicht fürs erste ein kleines Glas.
Hat mir gut geschmeckt.
Und das letzte Wort soll die Brauerei selbst haben, denn sie schreibt zu diesem Bier:
"Gehaltvoll, wuchtig und voll im Geschmack. Ein wahres Fest für die Geschmacksnerven. Im Mund geballte und durch Eleganz gebändigte Kraft. Feiner, würziger Nachklang mit einer Karamellnote".
Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht ein freundliches PROST.[verkleinern]