Wie kaum ein anderes Museum hat das Lippische Landesmuseum in Detmold einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen, wie dieses. Schon außen erblickt der Besucher die verschiedenen Teile, die scheinbar nicht zusammen passen und somit nicht zu einender gehören würden. Zum einen gibt es ein altes Fachwerkhaus, das für diese Region so typisch ist, zum anderen aber eine weiß getünchte Gründerzeitvilla mit verschnörkelten Giebel und ein Eingangsbereich, der auch noch von 4 Säulen flankiert wird... weiterlesen
und von einer mit Patina versehenem Vordach. Die beiden Teile sind durch eine Glaskonstruktion mit einander verbunden. Um den Kontrast noch gravierender zu machen steht seit 1998 vor der Tür eine abschreckende Skulptur, die den Sturz der apokalyptischen Reiter von Wilfried Koch zeigt. Das habe ich bis heute verdrängt, denn mein Besuch erfolgte wenige Jahre nach entstehen dieser Skulptur am Anfang dieses Jahrtausends... Doch blickt man ein wenig weiter entdeckt der Besucher einen kleinen Brunnen, der von dem Froschkönig bekrönt wird. Das wird durch die goldene Kugel in seinen Händen verdeutlicht.
Betritt man dann das Museum selbst, liegen die Themen zum Teil so weit auseinander, dass man mehrere Häuser damit füllen könnte: fangen wir erstmals in der alten Scheune an, denn diese beherbergt die unterschiedlichsten Gegenstände der bäuerlichen Bevölkerung des Lipperlandes. Das erwartet man schon, doch wenige schritte weiter erneut Kontrastprogramm: das gleiche nur in Vornehm: Möbel, Gemälde, teures Spielzeug von der bis heute in Detmold beheimateten Urahnen der Fürsten zu Lippe. Über das Schloss kommt ein gesonderter Beitrag.
Was auch hier nicht fehlen darf ist eine kleiner Raum, der sich mit der Religion beschäftigt, dabei ist der Flügelaltar wohl ein einmaliges Objekt der Region, denn es stammt nachweisbar aus der Zeit der Reformation.
Unter dem Dach gibt es eine Abteilung mit den Trachten der Region, auch dem Anlass entsprechend, das ganze wird vom Kleidern vergangener Jahrhunderte ergänzt, was kaum zu fassen ist, was man dort zu sehen bekommt: ein Kinderkleidchen aus der Renaissance! Keine Kopie, wie man es andernorts zu Gesicht bekommt, sondern ein Original! Es entspricht der spanischen Hofmode um 1600, es wurde unversehrt bei Ausgrabungen in der Klosterkirche zu Blomberg geborgen. Es wird der Gräfin Katharina zu Lippe (1594-1600) zugeschrieben. Der Nachweis für das angegebene Alter ist eine Kopie des Bildes ist das Porträt der Familie Rietberg, das von Hermann tom Ring gamalt wurde!
Bevor wir in den anderen Bereich wechseln, der eine weitere Überraschung bietet, kann man sich die Designermöbel der letzten 100 Jahre anschauen, das ist aber Geschmackssache
Gerade habe ich den offiziellen Führer des Museums ausgepackt, denn nach fast 15 Jahren, das war das einzige mal, das ich es besucht habe, weiß hat man nicht alle Details parat, die so ein Haus zu bieten hat!
Jetzt machen wir einen Riesensprung zurück in der Erdzeitgeschichte, denn das Museum nennt auch eine Abteilung über die Ur- und Frühgeschichte sein eigen. Neben Mammutknochen, Faustkeilen und Dioramen die das Leben in der Steinzeit versinnbildlichen, geht es Ausgrabungsstücke der Zeit die Prägend gewesen sind: Funde aus der sog. Varusschlacht (9 n. Chr.) bis zu Waffen aus dem Mittelalter.
Nun machen wir eine Reise rund um die Welt, wie kann das denn möglich sein?! Ein weiterer Bereich zeigt uns die fremde Länder schmackhaft, denn diese kann man in der ethnographischen Abteilung bewundern. Auf das was ich jetzt schreibe war ich nicht vorbereitet: also aufgepasst ich teile nun ein Insiderwissen hier mit - durch eine Schenkung des Reichsaußenministers Dr. Friedrich Rosen kam eine altägyptische Mumie aus der 22. Dynastie (um 800 v. Chr.) nach Detmold gelangt ist!
Eine weitere Mumie hingegen fand ich wirklich gruselig, denn es handelte sich um solche, die in einem Hochgrab der Altperuanischen Kultur, bei denen der gesamte Körper (größtenteils nackt) zu sehen ist, wenn ich nur darüber denke, bekomme ich Gänsehaut!
Zu Schluss nur noch einige Details über die Geschichte des Museums. Gegründet wurde es im Jahre 1835 als Naturhistorisches Museum eröffnet worden. Somit ist es das älteste Museum im NRW! Bei dem von mir erwähntem Fachwerkhaus handelt es sich um die gräfliche Kornhaus aus dem 16. Jahrhundert. An dieser Stelle steht es seit 1977. Der klassizistische Bau wurde in den Jahren 1870/71 errichtet und trug den Namen Detmolder Gesellschaftshaus an der Ameide. Dort befindet sich die Objekte Ausgestellt, die ich zuletzt beschrieben habe, sowie die Verwaltung.
Als Fazit kann ich es wirklich bestens empfehlen, denn für jeden ist etwas passendes dabei, die solch eine große Zeitspanne umfasst! Leider habe ich bei meinem Besuch keine Fotos gemacht, sicherlich findet sich jemand, der welche beisteuern kann, der nicht erst kreuz und quer durch die Lande fahren muss (wie wir) um es erneut sich anzuschauen... Das wäre allemal wünschenswert, schließlich habe ich eine ausführliche Beschreibung dazu geliefert...
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