Durch einen Ausflugstipp im Lokalteil unserer Zeitung wurden wir auf den Gebrüder Grimm Märchenweg aufmerksam, der im Jahr 2014 eröffnet wurde und im 900-Seelen-Ort Dörrenbach seinen Start- und Zielpunkt hat.
Dörrenbach liegt südwestlich von Bad Bergzabern, nur noch etwa 10 Kilometer vom elsässischen Grenzstädtchen Wissembourg entfernt, und ist ein "Sackdorf", das heißt, es hat keine Durchgangsstraße.
Eine Besichtigung dieses malerischen und etwas verschlafen wirkenden Örtchens - man nennt... weiterlesen
es "das Dornröschen der Pfalz" - lohnt sich aber allemal.
Da für den 2. November 2018 sonniges Novemberwetter vorhergesagt war, entschlossen wir uns spontan, den Märchenweg zu besuchen und parkten unser Auto auf dem großen öffentlichen Parkplatz am Ortseingang von Dörrenbach. Nach ca. 200 Meter erreichten wir den Start- und Endpunkt der Wanderung, eine Froschkönigskulptur aus Buntsandstein am Napoleonbrunnen. Im Anschluss daran führte uns der mit einem Zeichen (rote Krone auf weißem Grund) gut markierte Weg durch den Ort mit engen, verwinkelten Gässchen und schön restaurierten Fachwerkhäusern. Wir nutzten den Gang durch den Ort auch, um uns nach einer Einkehrmöglichkeit am Ende der etwa 6 Kilometer langen Wanderung umzuschauen.
Die Wanderroute verläuft stetig und ziemlich steil den Stäffelsberg hinauf bis zum Wanderparkplatz "Am Alten Bild". Wer nur eine kürzere Strecke wandern möchte, kann auf dem engen, asphaltierten Sträßchen bis zu diesem Parkplatz, der Start- und Zielpunkt einer ca. 2 bis 3 Kilometer langen Rundstrecke mit den meisten Märchenfiguren ist, mit dem Auto fahren.
Wir genossen die Wanderung durch den herrlichen herbstlichen Laubwald sehr. Esskastanien - die Einheimischen nennen sie "Keschde" - lagen zuhauf am Boden, und trotz des langen und trockenen Sommers waren einige uns unbekannte Pilzarten zu sehen.
Am höchsten Punkt des Stäffelsbergs bietet der 24 Meter hohe Stäffelsbergturm eine herrliche Aussicht auf die Vogesen und die Südpfalz, bei günstigen Verhältnissen sogar auf die Höhen des Nordschwarzwalds.
Seinen Namen hat der Wanderweg verschiedenen Stein-, Holz-, Zement- und Keramikfiguren aus Märchen der Gebrüder Grimm (Froschkönig, Dornröschen, Schneewittchen, Sterntaler, Hänsel und Gretel, Rapunzel usw.) zu verdanken, die - finanziert aus dem LEADER-Förderprogramm der EU - von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region geschaffen wurden und die die Wanderer unterhalten sollen.
Denjenigen, die die Geschichten vergessen haben oder noch gar nicht kennen, wird bei den Stationen mit kurzen Inhaltsangaben auf Infotafeln auf die Sprünge geholfen.
Die Infotafeln enthalten außerdem Lösungshinweise für ein Preisrätsel, dessen Fragen und Teilnahmebedingungen bei der Tourist-Info Dörrenbach (Hauptstraße 10) erhältlich sind oder - neben weiteren Informationen - auf folgender Seite heruntergeladen werden können: http://www.doerrenbach.de/tourismus/wandern/maerchenweg.php
Ich lasse die Leserinnen und Leser anhand der bei der Wanderung geschossenen Fotos selbst entscheiden, ob die Wegstationen sie zu einem Besuch animieren.
Viele Figuren und Szenen sind relativ neutral gestaltet - und aus Sicht des Betrachters auch nicht so richtig komplett.
Zum Beispiel "Schneewittchen". Es steht einsam vor seiner Haustür, kurz bevor es in den giftigen Apfel beißt. Da fehlen doch die sieben Zwerge, und das Schneewittchen gehört doch in den Glassarg. Und bei Hänsel und Gretel fehlen die Pfefferkuchen an der Hexenhütte.
Entweder reichten die Fördermittel nicht für eine üppigere Ausstattung, oder - was ich eher vermute - die Beschränkung auf das Wesentliche beruht auf dem Gedanken, dass die Figuren und Bauten rund um die Uhr der Witterung und der Gefahr menschlicher Zerstörungswut ausgesetzt sind.
Für Familien mit märchenbegeisterten Kindern sowie für Wanderer, die gerne auf gut markierten und vergleichsweise kurzen Routen unterwegs sind, lohnt sich der Märchenweg allemal.
Dennoch mache ich zwei Punkte Abzug von der optimalen Sternebewertung. Zum einen haben die Streckengestalter nicht an körperbehinderte Personen und an Familien mit ganz kleinen Kindern gedacht. Mit einem Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator wird dieser teilweise sehr steinige und unebene Weg zu einer Tour der Leiden, und an einigen Passagen kommt man nur weiter, wenn mehrere Personen den Kinderwagen oder Rollstuhl tragen.
Zum anderen hinterlassen einige der erst vier Jahre alten Figuren bereits einen ungepflegten Eindruck. Wenn weiterhin nichts für die Pflege, Reinigung und Instandhaltung getan wird, ist dem Märchenweg eine kurze Lebensdauer zu prophezeien.
Für uns hat sich die kleine Wanderung gelohnt, weil wir bei schönem Herbstwetter etwas Bewegung an der frischen Luft genießen konnten und bei der Auswahl des Restaurants am Ende der Strecke mit der Weinstube "Unter der Linde" einen Volltreffer landeten.
Der Erfahrungsbericht zu dieser Location ist hier zu finden:
https://www.golocal.de/doerrenbach/restaurants-gaststaetten/weinstube-unter-der-linde-5o5Kt/[verkleinern]