- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Schon wieder ein Zettel aus der Vergangenheit gefunden, der mich zu diesem Bericht veranlasst hatte, denn ich bin ein sehr visueller Mensch und bei bestimmten Bildern, die ich sehe entstehen automatisch welche auch in meinem Kopf... Erst recht, wenn es so eine Ausstrahlung besitzen, wie das Kloster Knechtsreden. Dieser Stadtteil von Dormagen ist eben nach diesem Kloster benannt.
Die Wechselvolle Geschichte beginnt im 12. Jahrhundert mit der Gründung eines Prämonstratenserorden durch den... weiterlesen Kölner Domherrn Hugo von Sponheim, das geschah im Jahre 1138. Bis ins 13. Jahrhundert dauerte ihre Blütezeit. Doch sein bestehen ist bis zur Säkularisation im Jahre 1805 belegbar. Fast ein Jahrhundert später (1895) zogen die Missionare des Spiritanerordens (sie werden auch als Heilig-Geist-Padres genannt) ein und bestehen bis heute dort. Übrigens deren Arbeit wird auch im Sinne des Gründers Claude Francois Poullart des Places weiter geführt. So viel zu der Geschichte, doch der eigentlichen Charme vverspührt man in der Klosterkirche St. Maria und Andreas...
Der Anblick ist schon von außen sehr imposant durch seine Mischung von Trutz und Monumentalität, die es in der romanischen Entstehungsphase erhalten hatte. Die Türme sind dabei schon von weitem Sichtbar, doch meistens wegen des alten Baumbestandes erst, wenn man davor steht, denn diese versperren meistens dem Betrachter den Blick auf das Wesentliche.
Wenn man denkt, dass es durchgehend einheitlich gestaltet wurde, der Irrt, denn die Arbeiten wurden zuerst, wie es meistens im Mittelalter üblich gewesen ist, bei dem Bau mit der Apsis (Altarraum) begonnen und dadurch gibt es hier runde romanische Fenster, im Gegensatz zu den, die sich im Querhaus befinden, die schon nach gotischer Prägung spitz zulaufend sind. Nun möchte ich endlich auf die Besonderheit, die das Innere zu bieten hat, zu sprechen kommen: es ist schon eine Kostbarkeit, die man hier gar nicht erwarten würde... das Fresco, das im Jahr 1160 entstanden ist zeigt Christus als Weltenherrscger mit einem Buch auf dem Schoß, der von den Symbolen der Evangelisten, sowie einer Sphärischen Ausstrahlung, umgeben ist. Unten drunter stehen sie Aposteln mit ihren eigenen Attributen, das ganze in solcher Farbigkeit, die man in dieser Qualität kaum zu sehen bekommt. Es hat bis 1890 unter einer dicken Putzschicht die Zeiten überdauert, in der es sonst als nicht mehr zeitgemäß entfernt worden wäre! Zum Glück ist dies nicht geschehen. Deren Rettung verdankt das gesamte Komplex unter anderen mehreren Wiederaufbauvereinen, sowie einer Stiftung vom Kaiser Wilhelm I. von Preußen, der es für ein Schützenswertes Denkmal hielt.
Die Klosterruine wurde in den Jahren 1879-90 unter Führung des Kölner Architekten Heinrich Johann Wiethase durchgeführt, doch da das Frsco den Padres nicht in den Gesamtkonzept passte, wurde es erneut im Jahr 1903 wieder überstrichen! Bei der 800- Jahrfeier 1938 besann man sich nochmals seiner Bedeutung und es erfolgte zum wiederholten male eine Rückkehr in die Entstehungszeit. Eine komplette Restaurierung und Freilegung wurde in den Jahren 1949-52 durchgeführt. Es stellte sich aber dabei heraus, dass es an einigen Stellen irreparabel beschädigt wurde, doch dem Gesamteindruck schadet es keines Falls.
Eine weiterer Highlight ist die farbig gefasste Pietà aus den Jahren nach 1275, doch für mich wirkt es deswegen eher gewöhnungsbedürftig.
Welche Geschichten könnte es erzählen, sicherlich hunderte: über die Franzosen, die es belagerten, den Zeiten in denen es Pläne gab, wo es hieß, dass es als "Heilanstalt für Nervenkranke" dienen sollte oder von dem Brand, der dies Verhinderte. Oder von den brandschatzenden Rittern im Mittelalter, sowie von dem Wachstum, das es trotz des 30-Jährigen Kriegs erlebt hatte, wo es auch Bauelemente zu bewundern sind. Vieles ist bekannt, sicherlich viel mehr bleibt für immer im dunkel der Geschichte verborgen. Eine Fahrt lohnt sich allemal, doch leider kann ich auch bei diesem Ort keine Fotos beisteuern, denn im Inneren ist es wirklich sehr dunkel und aus diesem Grund kann man drauf kaum etwas erkennen... Bei Gelegenheit, wenn das Wetter in der warmen Jahreszeit stimmen sollte, komme ich hier vorbei, durch das Tor, das so verloren zwischen den ausgedehnten Ackerflächen ausschaut...[verkleinern]