Es gibt Dinge und Orte, an denen man jahrelang achtlos vorbeigeht und die einem dann plötzlich schlagartig auffallen, so ist es mir mit "Epitaph III" von Tom Fecht ergangen.
Da ich zu der Zeit, als diese Gedenkstätte errrichtet wurde nicht in Dortmund wohnte, habe ich nichts davon mitbekommen, und es hat auch niemand für wichtig gehalten, mir davon zu erzählen. Kurz eine Erklärung zu Epitaph, darunter versteht man eine Grabinschrift, die an Mauern, Pfeilern oder Steinen angebracht ist.
Es... weiterlesen handelt sich um eine Stätte, die an die zahlreichen Opfer der Immunschwäche AIDS erinnern soll. Im Jahre 1992 hatte der 1952 in Frankenberg geborene deutsche Künstler Tom Fecht zusammen mit der AIDS Stiftung Bonn ein Projekt entwickelt. Dieses Projekt "Namen und Steine - Memoire nomade" wurde auf der Documenta IX vorgestellt, inzwischen gehören über 40 Steininstallationen in ganz Europa dazu. Sie sollen immer daran erinnern, wie wenig wir trotz intensiver Forschung über die Krankheit wissen, wieviele Menschen immer noch daran sterben, und wie giftig und gefährlich die bisher entwickelten Medikamente sind.
Die Dortmunder Installation wurde am 1.12.1995 (dem jährlichen Welt Aids Tag) eingeweiht. Völlig ahnungslos bin ich bestimmt schon zigmal darüber gestiefelt, ohne es zu merken. Vor der U-Bahn Station 'Stadtgarten' sind Steine mit den Namen bekannter und weniger bekannter Aidstoter in das Pflaster eingelassen worden. Das bekannteste Opfer der tückischen Krankheit, das hier verewigt ist, ist Freddy Mercury, Sänger der Rockgruppe Queen, der 1991 verstarb. Das ist nichts, was spektakulär oder auffällig ist. Der Pflasterstreifen wird auf beiden Seiten von zwei Erhöhungen eingefasst, die ich von Anfang an als hässlich und störend empfunden habe und die ich sinnlos fand, denn in sie sind einfache Abflussgitter eingelassen, die ich immer fehl am Platz fand. Heute weiß ich, dass sie rein funktional als Abflüsse für die Fallrohre vom Dach der Station konstruiert wurden.
Jedes Jahr am Welt Aids Tag findet hier eine Kundgebung unter Leitung der Dortmunder Aidshilfe statt und ich weiß genau, das nächste Mal werde ich dabei sein und meine Solidarität zeigen.
Auf der Rasenfläche daneben findet sich ein weiteres Beispiel für soziales Engagement. Man hat dort einen Gedenkstein für die vielen Dortmunder Drogentoten eingerichtet. Der ist immer mit Blumen geschmückt, und auf seinem Rand werden kleine Steine mit den Namen Verstorbener abgelegt.[verkleinern]