Update vom 9.11.2021
Aus verständlichen Gründen konnte 2020 die jährliche Gedenkveranstaltung nur in ganz kleinem Rahmen stattfinden. Dieses Jahr gibt es aber wieder ein gut abgestimmtes Programm:
Ab 14 Uhr gibt es auf dem Wilhelmplatz in Zelten eine Ausstellung zu den Themen Nationalsozialismus, Gedenken und Antisemitismus. Organisiert wird sie von verschiedenen Schulen, dem Jugendring, dem CVJM Dorstfeld, der Beratungsstelle Adira und natürlich der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.... weiterlesen Musikalisch begleitet wird das Ganze von der Musikschule.
Ab 15 Uhr übernehmen dann verschiedene Redner den hochoffiziellen Teil an der Gedenkstätte. Das sind der Kantor der jüdischen Gemeinde Dortmund, zwei Bürgermeister und Schüler und Schülerinnen zweier Dortmunder Gymnasium.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, da es gerade in Dorstfeld schon erschreckende Störungen und gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben hat.
Nachtrag:
Um zu zeigen, wie unterschiedlich die Gedenkstätten angenommen werden, muss ich kurz erwähnen, was in Dorstfeld vorgefallen ist. Zeitungsberichten zufolge wurde im November 2014 ein Kranz vor der Gedenkstätte abgelegt. Dieser wurde in der Sylvesternacht von einem bis jetzt noch nicht identifizierten Täter angezündet und verbrannt.
Die Bewertung:
Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V. hat ihren Sitz im Haus Schulte-Witten in Dorstfeld. Der Platz ist nicht zufällig gewählt, den schräg genüber an der Ecke von Wittener Straße und Dorstfelder Hellweg stand früher eine Synagoge.
An diese Synagoge erinnert nun eine aus zwei verschiedenen Elementen bestehende Gedenkstätte, die auf einem Rindenmulchbett zwischen Pflanzen errichtet wurde.
Zur Straße hin sehen wir sechst gelb gestrichene Dreiecke, die aus Metallrohren bestehen. Die Dreiecke sind hintereinander aufgestellt, und jeweils zwei von ihnen ergeben zusammen gesehen einen gekippten Davidstern. Traditionell besteht ein Davidstern aus zwei gleichseitigen Dreiecken, die ineinandergesetzt ein mittleres Sechseck und sechs gleichgroße Dreiecke ergeben. Hier sind die Dreiecke verschieden groß, sie werden von vorn nach hinten größer, räumliches Sehen ruft aber die gewünschte Illusion hervor.
Der ursprüngliche Davidstern ist blau, die sechs Dreiecke erinnern an die sechs Schöpfungstage, das Sechseck in der Mitte an den Ruhetag. Außerdem soll er darauf hinweisen, dass die Menschen von Gott geschaffen wurden und am Ende zu ihm zurückkehren. Die gelbe Farbe ist hier klar ein Hinweis auf den Judenstern im Dritten Reich.
Der zweite Teil der Gedenkstätte befindet sich hinter den Dreiecken, es handelt sich dabei um einen sechsseitigen Granitpfeiler, der schräg in der Erde befestigt ist. Der vordere Teil wurde glatt abgeschnitten, so dass wieder ein Sechseck, diesmal als Fläche zu erkennen ist. Hier ist der Richtung der Sterne folgend eine Inschrift angebracht.
Inschrift: "Nicht weit von hier stand die Dorstfelder Synagoge. Als roher Judenhass bei uns wütete, wurde sie am 9./10. Nov. 1938 geschändet und 1940 niedergerissen. Die jüdischen Menschen, Männer, Frauen und KInder wurden von 1933-1945 gedemütigt, entwürdigt, vertrieben, verschleppt und ermordet. Vergiss es nicht!"
Auf der von vorn gesehen rechten Seite des rötlichen Granitblocks gibt es eine hebräische Inschrift, zu der ich leider nichts sagen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite lesen wir folgendes Zitat: "So hat der Herr gesprochen: Von den vier Winden, Odem, komm. Wehe diese Erschlagenen an, dass sie leben! Ezechiel 37.9".
Für mich ein überzeugendes Mahnmal, wenn es auch schwierig ist, Zugang dazu zu bekommen und es zu verstehen.[verkleinern]