Es gibt bestimmte Gegenden in der Stadt, die zwar gut zu erreichen sind, zu denen einen aber nichts hinzieht. Da ich also weder mit dem Berufsinformationszentrum (BiZ) noch mit dem Kindergarten zu tun habe, bin ich nur wegen einer Verabredung mit Bekannten in die Grünanlage an der Steinstraße geraten.
Dort sah ich dann auf der Wiese einen fast 6m hohen Pfeiler aus Edelstahl, dessen oberer Teil abzuknicken drohte, kurz danach gab es im unteren Drittel ebenfalls einen Knick, und so war es mir... weiterlesen sofort klar, dass es sich hier um ein kinetisches Kunstwerk handeln musste. Später fand ich heraus, dass ich tatsächlich ein Werk von George Rickey vor mir hatte. Der Titel ist 'Gebrochene Säule' ('Broken Column'), es wurde 1993 vom Künstler geschaffen und 1995 in Dortmund aufgestellt. Die Informationen musste ich mir allerdings wieder zusammensuchen, da an der Skulptur selbst keinerlei Hinweis vorhanden ist.
Man muss sich einen vierkantigen Pfeiler, der aus vier langgestreckten, flachen Quadern zusammengesetzt ist vorstellen, Der untere Teil ist fest im Boden verankert, die drei oberen Teile sind innen und, wie man bei näherer Betrachtung gut erkennen kann, außen durch stählerne Schienen oder Scharniere miteinander verbunden. Die Konstruktion ist so entworfen, dass die drei oberen Edelstahlquader sich beim leichtesten Windzug bewegen, so dass es aussieht, als würde der Pfeiler jederzeit auseinanderbrechen. Es sind allerdings Sperren an der unteren 'Bruchstelle' eingebaut, damit Passanten niemals durch zu tief reichende Bewegungen verletzt werden könnten (Winkel < 45°). Wieviele verschiedene Ansichten man erhalten kann, ist kaum vorstellbar.
Nun für Interessierte noch ein paar Bemerkungen, die als Zusatzinformationen zu sehen sind.
Zum Künstler:
George Rickey wurde 1907 in Indiana geboren und starb 2002 in Minnesota, er begann seine Arbeit als Maler, wandte sich dann aber immer mehr Skulpturen zu und gilt heute als einer der Hauptvertreter der kinetischen Kunst. Seine Ausbildung zum Maler und Bildhauer machte er in Oxford, Paris, New York und Chicago. In Indiana, New Orleans und New York war er an verschiedenen Instituten als Lehrkraft tätig. Sei Interesse an kinetischer Kunst wurde angeblich durch die bekannten Mobiles von Alexander Calder erweckt.
Kinetische Kunst:
Laienhaft ausgedrückt ist kinetische Kunst die Richtung in der Bildhauerei, die versucht, das Motiv 'Bewegung' mit Hilfe von natürlichen Elementen (Wasser, Luftströmung) oder gesteuerter Mechanik in die Gestaltung einzubeziehen. Vorläufer hat es schon immer gegeben, man denke nur an Spieluhren oder Uhren allgemein, oder auch an bestimmte kunstgewerbliche Arbeiten.
Auch in der Malerei ist Bewegung immer ein Thema gewesen, ein wunderbares Beispiel ist das Spinnrad in Diego Velazquez Gemälde 'Las Hilanderas' ('Die Spinnerinnen' oder 'Die Legende von Arachne').
Kritiker haben kinetische Kunst oft als technische Spielerei abgetan, meiner Meinung nach kann man ihre Bedeutung nur genau einschätzen, wenn man sie im Zusammenhang mit der Entwicklung in der neueren Kunst sieht.[verkleinern]