Bevor ich mit meinen persönlichen Erfahrungen, die für viele bestimmt uninteressant sind, ein wenig weiter aushole, hier erst einmal die Fakten:
Das Glockenspielhaus im Lüringhof 6 an der früheren Straßenbahnhaltestelle 'Kampstraße ist ein typischer Bau der 50er Jahre, allerdings wurde die Fassade immer wieder ein wenig verändert. Im Erdgeschoss befinden sich die Geschäftsräume des Juweliers Gerwi, ein alteingesessener Dortmunder Betrieb. An der Ecke des Gebäudes finden sich nach Größe... weiterlesen geordnet untereinander die 16 Glocken des Glockenspiels. Bei Betrieb des Glockenspiels öffnet sich eine Tür im 1. Stock (Lüringhof) und auf Schienen laufen menschliche Figuren eine kurze Strecke um die Gebäudeecke, um dann wieder in der Tür zu verschwinden.
Nun zum persönlichen Bericht:
Vorgeschichte:
Meine Oma war innenstadtsüchtig, sie musste nicht unbedingt einkaufen, aber mehrere Male in der Woche war ein Gang durch die Geschäfte fällig, und zur Gesellschaft nahm sie mich mit, und ich muss sagen, sie hat ihre Begeisterung für die Stadt an mich weitergegeben.
Eine Station auf unserem Stadtrundgang war zur vollen Stunde der Aufenthalt vor dem Glockenspielhaus, an dem sie mir stets interessante Geschichten über die für mich wunderschönen Figuren erzählte.
Mit der Zeit wurde mein Interesse immer weniger (Man wird ja schließlich schon 12, 16 ...), und ehrlich gesagt habe ich das Glockenspiel vergessen und garnicht mehr wahrgenommen.
Die Gegenwart:
Vor kurzem, als die riesigen Bäume an der Kampstraße ihre Blätter verloren hatten, fielen mir auf einmal die Glocken an der Fassade auf, und nostalgisch sentimental stand ich um 12 Uhr da, um meine Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Und was soll ich sagen - die Kirchenglocken waren verstummt - das ist der Zeitpunkt für den Start des Glockenspiels - und absolut nichts geschah. Völlig enttäuscht fuhr ich nach Hause und versuchte am PC Informationen zu bekommen.
Da stand dann in einer Zeitungsnotiz (schon ein paar Jahre alt), dass Anwohner sich über den messbaren Lärm beschwert hatten und daher das Spiel nur noch bei seltenen Anlässen zu hören sei.
An dem vorletzten Weihnachtsmarktwochenende hatte ich dann Glück. Gegen 12 Uhr war ich in der Nähe, und nach den 12 Stundenschlägen begann die alte Melodie des Spiels, die Drehtür öffnete sich und die Helden meiner Kindheit kamen heraus. Der erste ist der Narr, der wie Till Eulenspiegel wirkt, ihm folgen die schöne Kaiserin und Kaiser Karl IV., der Reichsapfel und Zepter trägt. Dann kommt der Ratsherr mit Stab und dem riesigen Schlüssel zu den Stadttoren, den Abschluss bildet der Vertreter der Geistlichkeit mit der Büste des Heiligen Reinoldus.
Erstaunlich viele Leute, hauptsächlich Eltern mit Kindern versammelten sich vor dem Haus. Für mich waren die Figuren viel steifer und kleiner als früher, aber irgendwas war doch wieder so wie damals, und ganz sicher werde ich mir das Schauspiel möglichst bald wieder ansehen.[verkleinern]