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Potzblitz - dies ist nach dem Fredenbaume und dem Mittelaltermarkt bereits meine dritte eynschlägige Veranstaltung im löblichen Dortmund. Und wieder wurde sich mit dem überaus hilfreichen, ortskundigen und liebenswerten Ritter eknarf verabredet. Das Schuhwerk wurde diesmal recht robust gewählt, auch wenn das Geläuf heuer nicht ansatzweys so tückisch verschlammet war wie im Vorjahre.
Der Motorkarren wurde unweit eines seltsamen kristallenen Palastes abgestellt, wofür ein sehr überschaubarer... weiterlesen Tagesobulus von 1,70 Talern fällig wurde. Am Einlass werden deren 10 aufgerufen, wovon laut Eintrittspapier des Veranstalters, Firma www.suendenfrei.de, ein Teil an des Kaisers Büttel abgeführet wird. Ein Stempel wird auf den Handrücken des zahlenden Edelmanns verabreicht, so dass jener nach zwischenzeitlich notwendiger Auslagerung der Souvenirs von erneutem Wegezoll befreyt ist.
Das Gelände ist nicht zu verfehlen, denn der Haupt-Musikäct namens Heidenlärm beschallt die weitere Umgebung mit ebendem. Mein hochedler Mitritter mokiert sich desöfteren über die etwas gleichförmige Dudeley, erwirbt aber gleichwohl eine kleine silbrige Musikscheibe - wohl fürs konzentrierte Aufspüren etwaiger atonaler Finessen daheym... Auch der minutenweys auftretende harmlose Regen wird mit herzhaften Flüchen bedacht. Das lenkt dann jeweils von der grauenhaften Fingerverletzung ab, die der edle Herr sich unter nicht näher bekannten Umständen zugezogen hatte.
Die Stimmung ist also bestens und man stärket sich sogleich mit effektiven gefüllten Hanf-Brottaschen, gefolgt - nach längerer Wanderschaft - von einer Runde Honigbier. Letztere wird einer gemeynsam hochverehrten Edeldame gewidmet, die allhier leider absentieren musste. Rundgänge übers mittelalterliche Lager mit liebevoll ausgestatteten offenen Zelten und apart dekorierten Krämerständen erfreuen die Sinne der MA - Romantiker. Nicht nur beim erkennbar kompetenten Waffenschmied, auf dessen Inschrift etwaiges Raubgesindel mit dem Tode bedroht wird. Utensilien einer althergebrachten Strafjustiz finden sich interessanterweys direkt neben dem Kirchenzelt.
Zwischendurch zieht eine Flaggenprozession adäquat Gewandeter übers Land. Die löblichen (und nicht ganz so lauten...) 'Maleficius' spielen zum Ringelreyhen Tanz auf. Ein schöner und amüsanter Anblick bietet sich darob den distinguierten Beobachtern. Der Drache Fangdorn benimmt sich gattungstypisch und unterhält seyn Publico, welches im Halbrund Platz genommen hat. Kleinkinder werden im Zwergriesenrad vertikal und im Klein-Kettenkarussell horizontal umhergechleudert. Eyn launiger Gaukler belustigt und verblüfft mit meist unfallfreyer Feuerjonglage.
Höchste Zeit also für die zweyte Runde: schwarzes Teufelsbier vs. helles Ritterbier: wenig spektakulär doch solide und zweckdienlich. Für weytere Gelüste jedoch (wir erinnern uns: dä Motorkarren...) werden nach überzeugender minikleiner Verkostung heymgeführet:
Die Met-basierten 'Schottentrunk' 10,1% alc. und 'Heidelbär' 11% alc. beym: www.alexdermetsieder.at
Kaffeelikör 23% alc. und Kirschmet 10,5% alc. beym: www.ablassfrei.de
Außerdem noch eine Naturseife 'Black Dragon' (was sonst?) im Zelte der: www.die-seifensiederin.de
Die Herrschaften sind auf etlichen ähnlichen Veranstaltungen zugegen und betreiben natürlich auch Verkaufsstätten in diesem Internet. Ich mache hier sehr gern eyn wenig Reklame. Erstens sind die erworbenen Waren aller Ehren wert und zweytens wurde hier und da Klage über den recht schwachen Publikumszuspruch des MA-Spektakels geführet. ('Gestern - Ostersonntag - war hier Geisterstadt') Den Leuten muss geholfen werden. Danke.
Leckere Wild-Bratwürste beschließen den kulinarischen Teil. Die Schlange der Hungernden nähert sich eher langsam dem Grillzelt, weil die gut gelaunten Gewerbetreybenden ('Jjjuuubeell!!') lieber schwatzen und rumalbern als grillen. Man hätte sich den Wanst auch noch mit Gulasch, Fleischspießen, Pfannkuchen und dergleichen Schöngeistigem mehr vollschlagen können. Findet sich aber bereits stattlich genug und lustwandelt lieber umher, statt sich erneut zum schlangestehenden Pöbel zu gesellen.
Es herrscht entspanntes Treiben ohne überkandidelte Authentizitätsansprüche und eine lockere Atmosphäre.
An die ganz großen MA-Spectaculi - etwa zu Satzvey - reicht dies nicht ganz heran. Gleichwohl verleben wir eyne wunderbar gelungene und recht sehr zu empfehlende Freizeitgestaltung, zumal es in unmittelbarer Umgebung der originalmittelalterlichen (!) Hohensyburg auch noch mehr zu entdecken gibt. Alsdann, ihr Edelleut'.
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]
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