»Update vom 12.10.2018«
Fast zwei Jahre ist es jetzt her, dass ich erzählt habe, dass diese Kirche eine meiner Lieblingskirchen in Dortmund ist. Nun muss ich aber hinzufügen, dass das nur für ihr Äußeres gilt.
Am Tag des offenen Denkmals hatte ich mir ein Programm aufgestellt, bei dem St. Anna die vierte und letzte Station sein sollte. Die anderen Stationen waren:
1. Die evangelische Kirche in Dortmund Wickede,
2. Die Stiftskirche St. Clara in Dortmund Hörde und
3. Die große Kirche in... weiterlesen
Dortmund Aplerbeck.
St. Anna hatte ich als krönenden Abschluss gedacht, weil ich große Erwartungen hatte. Nun muss ich aber sagen, dass ich sehr überrascht wurde. Wie ich schon früher erwähnt habe, wurde St. Anna der Polnischen Katholischen Mission zur Verfügung gestellt, und man muss ganz klar berücksichtigen, dass polnische und deutsche Sakralkunst und -tradition äußerst unterschiedlich sind.
Die Gestaltung des Raums bot für mich neben sehr schönen Elementen (Beichtstuhl, Kanzel und erstaunlich dezent gestaltete Kreuzwegsdarstellungen) sehr gewöhnungsbedürftige Elemente.
Man betritt das Gebäude durch einen Vorraum, im eigentlichen Innenraum kommt man durch den Bereich unter der Orgel ins Hauptschiff mit Altar, die beiden Seitenschiffe sind durch Säulenreihen abgetrennt. Das westliche Seitenschiff hat neben dem erwähnten Vorraum einen kleinen Andachtsraum, dessen Pendant im östlichen Schiff eine Seitenkapelle mit einer Pieta ist.
Die eigentlich harmonischen Architekturformen kann man nur erahnen, denn die prägnanten Formen werden durch Devotionalien und Dekorationselemente jeglicher Art verdeckt. Da hängen Banner und Heiligenbilder, die Kirchenfenster sind unterschiedlich und sehr bunt, Statuen und Kerzenleuchter lenken den Blick in alle Richtungen, und wo noch Platz ist, werden Vasen mit Schnittblumen oder verschiedenste Topfblumen platziert. Der Raum ist in meinen Augen überfüllt. Das soll keineswegs abwertend sein, aber so etwas kenne ich sonst nur aus vereinzelten Barockkirchen.
Ausliegende Flyer sind nur in polnischer Sprache abgefasst, und ich hatte keine Lust an einer der Führungen teilzunehmen. Beeindruckt hat mich die graue Wandmalerei über dem Altar, und sehr schön fand ich die relativ schlichten Kerzenleuchter (mit richtigen Wachskerzen), die rundum an den Wänden angebracht sind.
»Bewertung vom 9.11.2016«
Es passiert mir immer wieder, dass architektonische Besonderheiten mich auf ein Gebäude aufmerksam machen und ich mich dann auch intensiver mit dem Gebäude beschäftige. So ging es mir mit dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Union und vor kurzer Zeit mit der Stadtkirche St. Anna, die in der gleichen Straße zu finden ist.
Das in neoromanischem Stil (in Dortmund sonst kaum zu finden) erbaute Gebäude bekommt durch senkrecht angebrachte Zierbänder mit dekorativen Elementen einen fremden, fast archaischen Charakter. Eine Treppe führt von der Straße zum Hauptportal hinauf, steinerne Löwen tragen die Säulen links und rechts des Portals, darüber ist ein Ziergiebel zu sehen, In dem mittig Maria mit dem Jesuskind und seitlich andere Mitglieder der Heiligen Familie dargestellt sind. Dabei handelt es sich um Josef, Joachim, Anna, König David und den Propheten Jesaias.
Links und rechts sind zwei Vorbauten mit Spitzgiebeln zu sehen, hinter denen sich die beiden mächtigen Türme erheben. Zwischen den Türmen ist die eigentliche Giebelkonstruktion des Kirchenbaus zu erkennen, im Giebelbereich selbst finden wir eine überlebensgroße Darstellung des Gekreuzigten, die den gesamten Bau bestimmt.
Der streng symmetrische Aufbau der Fassade wird weiterhin dadurch unterstrichen, dass links und rechts je ein Verwaltungsgebäude angebaut ist, in diesen sind Pfarramt und Büro der Polnischen Mission untergebracht.
Zur Geschichte:
Im späten 19. Jahrhundert erlebte Deutschland eine Einwanderungswelle von polnischen Bergarbeitern, die mit der Hoffnung auf Arbeit und ein gutes Auskommen hierhin gelockt wurden. Da die meisten von ihnen gläubige Katholiken waren,. wurden die vorhandenen Kirchen zu klein und man musste einen zusätzlichen Neubau planen.
Der 1912 begonnene Bau wurde 1913 geweiht, und für die vielen polnischen Gemeindemitglieder wurde eigens ein Vikar bestellt, der die Predigt auf Polnisch halten konnte. Um die Verbindung zur alttestamentarisch-jüdischen Quelle zu betonen ist in das Pflaster vor dem Hauptportal ein Davidstern eigelassen, was im Dritten Reich zu Schwierigkeiten mit den Machthabern führte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Anna nur geringfügig zerstört, doch der Schwund an Gemeindemitgliedern führte dazu, dass nach der Zusammenlegung mehrerer Innenstadtgemeinden der Bau zunächst der spanischen und dann zusätzlich der polnischen Mission übergeben wurde. Seit 2003 befindet sich die Kirche ganz in der Hand der letzteren.
St. Anna ist eine dreischiffige Basilika, vom Inneren habe ich bisher nur etwas im Internet gesehen. Da mich der Bau aber ungeheuer fasziniert, werde ich sicher eine Möglichkeit zur Besichtigung finden ubd danach die Bewertung hier erweitern.[verkleinern]