Update vom 19.10.2017:
Die Kirche wurde inzwischen an die Firma Medibau verkauft und innen weitgehend umgebaut. Die Kirchenbänke und anderes Inventar wurden entfernt und der Raum zum Beispiel durch eine eingebaute Theke völlig verändert. Es finden Konzerte jeder Art statt, oder die Räumlichkeit wird für Betriebsfeste oder Familienfeiern vermietet.
Bewertung vom 4.11.2014:
Mehr oder weniger notwendige Vorbemerkungen:
In Folge der vielen Kirchenaustritte wurden die kleineren Gemeinden... weiterlesen
aus organisatorischen Gründen zu einer größeren zusammengefasst. Das hatte aber zur Folge, dass viele Kirchen, die im Unterhalt ja recht teuer sind, überflüssig wurden.
Nach dem Bau werden sowohl evangelische als auch katholische Kirchen geweiht, um sie als Gotteshäuser auszuweisen. Hier dürfen also dann Gottesdienste abgehalten werden, außerdem werden die Kirchen meist besonderen Heiligen oder aber religiösen Inhalten gewidmet (z.B. Kreuz). Nach der Weihung genießen die Kirchengebäude besondere Privilegien, was Versicherungsschutz oder steuerliche Belastung angeht.
Zu dem Begriff 'weihen' gehört als Gegensatz der Begriff 'entweihen'. Darunter versteht man aber zwei ganz verschiedene Dinge, einmal die wieder Weltlichmachung des Gebäudes, aber auch die Entweihung durch ein Gewaltverbrechung oder eine Schändung, was eine neuerliche Weihung notwendig machen würde. Um diese begriffliche Zweideutigkeit zu vermeiden benutzt man also neuerdings für die Weltlichmachung den Begriff 'entwidmen'.
Das heißt also, wenn durch den Schwund an Gemeindemitgliedern eine Kirche überflüssig wird, muss sie entwidmet werden, um einem neuen Nutzungszweck zugeführt werden zu können. Das ist in Dortmund schon mit der katholischen Liebfrauenkirche geschehen, über die ich berichtet habe und die als Grabeskirche genutzt wird. Und 2013 traff es nun auch die Dorstfelder Kirche der evangelischen Elias Gemeinde.
Der Kirchenbau:
Die Kirche wurde um 1904 errichtet, Architekt war A.E. Fritsche. Es handelt sich um einen asymmetrischen Backsteinbau mit reichen Verzierungen (Vorsprüngen und Giebeln) an allen Seiten. Besonders auffällig sind einige Rosettenfenster und die Ausschmückungen mit glasierten Ziegeln. Das beeindruckende Portal wird durch einen Blendgiebel betont, einige der Schmuckelemente wirken auf mich sehr mysteriös, wie zum Beispiel die Fenster an der Portalseite.
Im Osten haben wir den hohen Turm mit extrem hochgezogenen Schallöffnungen, im Westen den Chor. Die einst sehr reiche malerische Innenausgestaltung wurde leider überstrichen und ist nur noch teilweise erhalten.
Die Orgel mit 40 Registern wurde von der bekannten Firma Sauer gebaut und 1904 in den Kirchenraum integriert. Man kann nur hoffen, dass die Orgel gepflegt wurde, so dass der Klang noch ebenso überwältigend ist wie vor einigen Jahren, als ich dort ein Orgelkonzert miterleben durfte. Die Akustik war fantastisch - kein störender Nachhall, kein Dämpfen.
Neue Nutzung und Probleme:
Im Oktober 2013 fand der letzte Gottesdienst in der Kirche statt, kurz danach wurde sie entwidmet. Dann geschah eine ganze Zeit nichts und die Kirche geriet schon ein wenig in Vergessenheit.
Mitte 2014 überschlugen sich dann die lokalen Medien vor Aufregung, drei engagierte Leute wollten die Kirche in einen Kulturort mit Konzerten, Vorträgen und anderen Veranstaltungen umwandeln. Die Namen, die durch die Presse verbreitet wurden waren Ulf Schrader (Eventmanager), Frank Stein (Musiker) und Ela Balzer (Kulturbegeisterte). Mittwochs gab es am Abend Orgelstunden, und die ersten Konzerte wurden geplant, der Kartenverkauf startete.
Und plötzlich - nichts mehr. Weil sich absolut nichts mehr tat und man auch keinerlei Auskunft erhielt, bin ich zur Kirche gefahren und fand dort im Infokasten eine handgeschriebene Notiz, dass vorläufig alle Veranstaltungen ausfallen müssten. Später stellte sich dann heraus, dass es rechtliche Probleme gab. Dadurch, dass die Kirche entwidmet war, gab es bis zur Erteilung des neuen Nutzungsrechts keinerlei Versicherungsschutz für Betreiber oder Besucher. Das musste alles neu verhandelt werden.
Nun gibt es aber wieder Hinweise auf neue Veranstaltungen, und man kann nur hoffen, dass alle Probleme beseitigt wurden.
http://www.coolibri.de/veranstaltungskalender/kulturkirche%20dorstfeld%20dortmund.html
Die Wahl des Namens 'Elias Island' erinnert ja nicht von ungefähr an Ellis Island in New York, auch da gab es einen Neuanfang.[verkleinern]