»Update vom 13.2.2024«
In den letzten beiden Jahren gab es leider mehrere Beispiele für Vandalismus in der Kirche. Unbekannte übergossen mehr als einmal die große Marienstatue mit flüssigen Wachs. Zum Glück konnten die Spuren weitestgehend beseitigt werden. Doch gibt es seitdem auch hier mehr Überwachung.
»Bewertung vom 10.7.2014«
In Dortmund gibt es vier große Stadtkirchen, die man jede mit einem anderen Superlativ bezeichnen kann: die Reinoldikirche ist die bekannteste, die... weiterlesen
Marienkirche die geheimnisvollste, die Petrikirche die hellste und die Propsteikirche die lebendigste. Sie ist die einzige katholische Kirche in der Stadtmitte und sie ist weit öfter geöffnet als die anderen, obwohl auch sie wertvolle Kunstwerke beherbergt. Doch im Gegensatz zu den anderen Kirchen sind hier immer Menschen anwesend, sodass Diebe kaum eine Chance haben. Viele Gläubige machen hier Pause, um ein kurzes Gebet zu sprechen oder vor der Marienstatue ein Licht anzuzünden. Aber auch viele Obdachlose lassen sich hier für eine kurze Zeit nieder, und das Schöne ist, sie werden nicht verjagt, sondern als Gäste respektiert. Für mich ist diese Kirche ein Platz der Erholung und Meditation. Wenn ich zu einer sehr verkehrsintensiven Zeit mit viel Trubel (Wochenmarkt, Festivität, Weihnachtsmarkt) in der Stadt bin, und es wird mir zuviel, dann kehre ich kurz hier ein und finde Ruhe.
GESCHICHTE
Der Dominikanerorden konnte erst im frühen 14. Jahrhundert in Dortmund Fuß fassen und mit dem Bau einer gotischen Hallenkirche beginnen, an die im 15. Jahrhundert ein dreischiffiges Langhaus angebaut wurde. Das erklärt auch die verschiedenen Gewölbeformen, die in der Kirche zu finden waren: Tonnen- , Stern- und Kreuzgewölbe mit Rippen und Schlussstein. Im 16. Jahrhundert erhielt auch die heutige Andachtskapelle ein Gewölbe.
Zur Zeit der Reformation wurden alle Dortmunder Kirchen evangelisch, und im Lauf der Säkularisierung im 19. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst. 1819 wurde die Propsteikirche wieder zu einer katholischen Pfarrkirche, 1859 dann endlich Propsteikirche. 1943 durch Bomben weitgehend zerstört, wurde der Neuaufbau 1964 abgeschlossen. Die Kirche hatte ursprünglich keinen Turm, durch einen Dachreiter mit Glocken und Wetterhahn passte man sie aber dem Erscheinungsbild der anderen Stadtkirchen an.
HEUTE:
Der gesamte Gebäudekomplex um den Propsteihof soll vom GHrundriss her an die ursprüngliche Klosteranlage erinnern. Eingeschlossen sind das Katholische Zentrum, Linus Cafe, Bonifatius Bücherei, überdachte Eingangshalle, Innenhof und Verwaltungsgebäude. Neueren Ursprungs ist auch der Doppeleingang an der Westseite der Kirche, die anderen Kirchen haben alle ein Zentralportal.
Besonderheiten sind der Kreuzgang mit Andachtsstelle und die Andachtskapelle. Die Propsteigemeinde betreibt in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden einen Kindergarten und ein Seniorenheim.
KUNSTWERKE:
An den Pfeilern und Säulen finden wir Holzskulpturen des Hl. Dominikus und des Thomas von Aquin aus dem 15. Jahrhundert, aus der gleichen Zeit stammt auch eine Sandsteinmadonna. Dazu kommt die große Holzmadonna, vor der die Gläubigen Lichter anzünden. Über dem Beichtstuhl sind zwei Holzfiguren zu sehen, die als Einzige von einer Kreuzigungsgruppe übriggeblieben sind. Der Rosenkranzaltar an der Westwand ist sehr abgedunkelt und in keinem guten Zustand. Auch der Marienleuchter aus Schmiedeeisen mit einer Holzmadonna ist wirklich sehenswert.
Für die meisten Besucher ist der Hochaltar von Derick Begaert (15. Jh.) die größte künstlerische Attraktion. Der Altar mit drei Tafeln gibt verschiedenste Szenen mit einer Unmenge von Figuren wieder. Auf der rechten Tafel wird in traditioneller Art die Anbetung der Heiligen Drei Könige gezeigt. Die Kreuzigungsszene bestimmt mit dem Kruzifix und den beiden Verbrechern, die ebenfalls gekreuzigt wurden, das Gesamtbild, dazu kommen die trauernden Frauen und Jünger, die unbeteiligten Zuschauer und eine Szene mit dem Schweißtuch der Veronika. Das Bemerkenswerteste an der Mitteltafel ist, dass der Künstler hier ein Selbstbildnis, das erste in NW-Europa, eingefügt hat. Die linke Tafel zeigt die Heilige Sippe, die Familie Marias, ein Thema, mit dem man sich intensiver auseinandersetzen müsste. Im Hintergrund dieser Tafel sieht man auch die älteste überlieferte Stadtansicht von Dortmund.
In der Propsteikirche wird auch eine Reliquie des Heiligen Reinoldus aufbewahrt.
Für Interessioerte empfehle ich den originellen Kirchenführer (Preis 5€) oder aber:
http://de.wikipedia.org/wiki/Propsteikirche_St._Johannes_Baptist und
https://www.google.de/search?hl=de&site=imghp&tbm=isch&source=hp&biw=1600&bih=706&q=propsteikirche+dortmund&oq=propsteikirche+&gs_l=img.1.1.0l10.2369.6687.0.10295.15.9.0.6.6.0.158.991.4j5.9.0....0...1ac.1.48.img..0.15.1057.R07D272WuQk
PLATZ VON HIROSHIMA
An den Chor der Propsteikirche schließt sich der Platz von Hiroshima an, eine Gedenkstätte, die die Stadt Dortmund zur Erinnerung an die Opfer des Atombombenangriffs auf Hiroshima errichtet hat. Mehr als 200 000 Menschen starben am 6.August 1945 unmittelbar an den Folgen des Angriffs.
Die Reinoldigemeinde stiftete der Propsteigemeinde eine 1958 Zum gleichen Anlass geschaffene Skulptur "Mutter Hiroshima" des Künstlers Anselm Treese, welche nun genau vor der Kirche präsentiert wird. Der ursprünglich benachbarte meditative Zengarten wurde leider inzwischen abgebaut. Der freigewordene Platz dient nun der Außengastronomie.[verkleinern]