- bestätigt durch Community
-
Ausgezeichnete Bewertung
„Die Zeit malt anders als die Erinnerung. Die Erinnerung glättet die alten Falten, die Zeit malt neue hinzu“. Otto Ludwig (1813 - 1865), deutscher Erzähler und Dramatiker
Quelle: Ludwig, Zwischen Himmel und Erde, 1856
In vergangenen Jahrhunderten verliefen die Meisten Biografien recht gradlinig, nicht so bei dem Dargestellten Otto Ludwig. Bereits sein junges Leben war von Krankheit, Verlust und verschiedenen Umbrüchen bestimmt. Im 19. Jahrhundert, als er geboren wurde, war es keine... weiterlesen
Seltenheit, dass man wie er als Kind / junger Mensch bereits Vollwaise gewesen ist. Auch, wenn es heißt, dass sein Onkel (Christian Otto) ihm ab 1827 eine schulische Ausbildung zukommen ließ, doch später gab es statt Dank, Eigensinn und Flüchte vor seinen „Verpflichtungen“ ihm gegenüber! Otto Ludwig fühlte sich, aufgrund seiner kränklichen Verfassung in der freien Natur am wohlsten. So berichtet er später „ so leb` ich meist in meines Vaters Garten und lernte da die Lust an der Einsamkeit und an der Natur. Lerne früh schon Schiller, Tieck und Shakespeare kennen, welcher letztere schon da mein Liebling."
Doch bis er selbst sich der Dichtkunst „hingegeben“ hatte, sollten etliche Jahre ins Land ziehen. Viele kennen es: man hat persönlich unterschiedliche Vorlieben, sodass die Entscheidung einem schwer fällt. Bei Ludwig war es schon ein Wunsch „vorhanden“ zu studieren… Dennoch so „dolle“ war es mit dem Vorsatz nicht bestellt: nach etwas mehr als einem Jahr nach seinem Eintritt zu einem Gymnasium hat er es bereits abgebrochen! Der Grund ist schon nachvollziehbar: nachdem sein Vater 1825 verstorben ist, erkrankte seine Mutter schwer. Schon zu diesem Zeitpunkt hat sich gezeigt, dass seine Stimmungen sich schnell ändern können. Heute würde man eher von einer „Depression“ sprechen. Zu seinen Lebzeiten war es unter dem Sammelbegriff „Gemütskrankheiten“ zusammengefasst. Vorerst musste Ludwig Hildburghausen verlassen, wo er zur Schule ging um zu seinem Onkel nach Eisleben zurückkehren. Dort sollte während seiner Lehre bei ihm in einer Krämer - und Gewürzladen seine „Menschenkenntnis sammeln„.
Weiterhin war der vorher erwähnte Garten sein bevorzugtes Aufenthaltsort, wenn er ein wenig Zeit für sich haben wollte. Das geschah unabhängig von der Jahreszeit oder der Witterung, die dabei herrschte. In dem jungen Alter von gerade mal ca. 15 Jahren schrieb er seine ersten Gedichte, Balladen und Lieder. Das sollte fortan weiter währen, nicht mal der Tod seiner Mutter im Jahr 1831 sollte dem ein Ende setzen!
Eine weitere Veränderung sollte ein Jahr später folgen, denn bis 1833 sollte er erneut ein Lyzeum in Saalfeld besuchen. In etwa in diese Zeit fällt auch die Begegnung mit Goethe zusammen. Ihm wurde gleichzeitig klar, dass seine Zukunft nicht mehr im Geschäft seines Onkels lag, sondern die „Künste“ ein Weg für ihn werden sollten. Das hinderte ihn aber nicht daran, dass Otto weiterhin im besagten Krämerladen bis 1839 tätig zu sein!
Nervenleiden können schon „grausam“ sein, wenn diese einem das verleiden, was man eigentlich als das eigene Lebensmittelpunkt betrachtet hatte! Mehrere Personen haben Otto Ludwig eine große musikalische Begabung bescheinigt. Das sogar noch im Knabenalter! Das Talent wurde sogar von seinem Vater zu seinen Lebzeiten unterstützt mit Hilfe (wie er selbst in seinen Lebenserinnerungen schreibt) eines „tüchtigen Musicus“ aus Eisfeld! Dort sollten ab 1837 seine ersten Bühnenwerke entstehen, die für das von ihm gegründete „Liebhaber-Theater“ bestimmt waren. Was soll man sagen, wenn zum wiederholten mal nach wenigen Jahren die Leidenschaft verloren ging. Nicht mal ein Stipendium für die damals erste und renommierte Musikschule in Leipzig, wo er beim berühmten Felix Mendelssohn Bartholdy hätte studieren können, haben an dem Entschluss was ändern können! Später, das stand fest, wollte Otto sich ausschließlich der Schreibkunst widmen! Aus dem, was er der Nachwelt überliefert hatte, hört es sich jedenfalls so an, als ob er „kalte Füße“ bekommen hatte. Das in Verbindung mit Panikattacken und Mutlosigkeit kann man irgendwie seine Vorbehalte nachvollziehen. Diese „Störungen“ gingen so weit, dass er „keine Musik mehr hören“ konnte. Das will schon was heißen!
Da das Stipendium vom Herzog Bernhard Erich Freund von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (17. Dezember 1800 Meiningen - daselbst am 3. Dezember 1882) zugesprochen wurde, konnte es später in geänderter Form für ein Literaturstudium verwendet werden. Das sollte aber erst ab 1843 geschehen. Wie zuvor sollte es weiterhin in Leipzig geschehen. Noch bevor es so weit gewesen ist, gab es (den letzten) Abstecher nach Eisfeld. Die familiäre Situation soll nicht die beste gewesen sein. Ende der 1830-er Jahre wurde sein Onkel (Christian Otto) sehr schwer krank. Das führte bei ihm zu einer finanziellen Notlage. Aus diesem Grund entschied sich Otto Ludwig eine Unterkunft in der Nähe zu suchen, wo er in der Zeit übernachten konnte. Ob diese Tatsachen ihn bewogen haben, fortan die Stadt zu meiden, ist zwar wahrscheinlich aber lediglich meine Vermutung.
Nachdem er 1844 sein Studium beendet hatte, zog es ihn weiter nach Meißen. Die Natur in dessen Nähe sollte eine Inspirationsquelle werden. Wie man es sich (erneut) vorstellen kann, war es eine weitere Episode gewesen, die nur wenige Jahre dauern sollte. Um zusätzlich seine angespannten Nerven zu „beruhigen“ (weil sein vorher erwähntes Leiden weiteres mal ausbrach) ging er viel Spazieren. Laut eigenen Angaben war die Einsamkeit ein gutes Mittel dafür. Dennoch sollte die Zeit in Meißen (wo er sich bis 1850 aufhielt) als sehr produktiv erweisen. Das Ergebnis sollte eins seiner erfolgreichsten Stücke werden: „Der Erbförster“. Dieses wurde am 4. März 1850 in Dresden auf der Hofbühne uraufgeführt. Bereits ein Jahr zuvor ist er selbst in diese Stadt umgezogen. Das sollte (zum ersten mal seit langem) bis zu seinem Tod seine „Wahlheimat“ werden.
Die Folgejahre sollten die glücklichsten in seinem Leben sein: aus einer Bekanntschaft, die er in der Umgebung von Meißen gemacht hatte, sollte (s)eine Familie werden. Zwischen 1852-58 bekommt er und seine Frau Emilie drei Kinder. Trotz der Popularität seiner Werke (vor allem Novellen und heitere Geschichten), die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, ist es finanziell nicht zum besten bestellt! Erst mit der Unterstützung durch den Schriftstellerkollegen Bertholt Auerbach (1812 - 1882) sollte es eine positive Wende in Ludwigs Leben geben. Vielleicht geht es vielen wie mir, dass der Name keinen hohen „Bekanntheitsgrad“ besitzt, doch durch die Werke wie „Die Heiteretei“ (eine Art Satire über die „Eigentümlichkeiten“ der Menschen im thüringisch-fränkischen Grenzgebiet), “Aus dem Regen in die Traufe“ und „Zwischen Himmel und Erde“ sollten einen hohen Stellenwert bei den realistischen Büchern der Zeit gehabt. Sie waren gleichzeitig sicherlich einer der Gründe, warum er so populär wurde, was auch auf diese Büste im „Bürgerpark“ anbetrifft. Bevor ich mich dieser zuwende, möchte ich noch über ihn selbst schreiben.
Insgesamt kann Otto Ludwig zehn Jahre produktiver Schreibtätigkeit mit mehreren Dramen, die ein „geteiltes“ Echo mit sich brachten. Dagegen werden seine „Shakespeare Studien“ (posthum erschienen) ein Werk, das bis heute seine Beachtung findet. Die Geschmäcker unterliegen auch bei solchen Schriften zeitlichen Strömungen, sodass ich zu seiner Personen selbst zurückkehren möchte: An mehreren Stellen hieß es, dass Ludwig 1860 sehr schwer erkrankt ist und an deren Folgen ist er am 25. Februar 1865 in Dresden verstorben. Nach einer langen Recherche stellte sich heraus, dass es für ihn kein „entrinnen“ von seinem Nervenleiden geben sollte… Für einen Eigenbrötler, wie er gewesen sein sollte, dessen werke schnell in Vergessenheit geraten sind, finde ich, dass eine solche detaillierte Darstellung seines Lebens als einen „Wegweiser“ dazu…
Die Büste, wenn man sie sich als solche anschaut, stellt einen vor einen bärtigen Mann, der vor Ort als der hier vorgestellte Otto Ludwig tituliert wird. Diese ist von dem (damals) um 1900 ansässigen Bildhauer Arnold Kramer (17. Mai 1863 Wolfenbüttel - 9. Mai 1918 Braunschweig) aus einem weißen Marmorblock geschaffen. Warum und vor allem von wem es in Auftrag gegeben wurde, konnte ich keine Notiz darüber finden! Bei Objekten, die im Freien stehen, besteht darüber hinaus auch ein Nachteil, dass es sowohl den Natureinflüssen, als auch wie man es hier sehen kann, den „Übergriffen“ durch Chaoten ausgesetzt. Es ist schon traurig zu sehen, dass es bei den Nachfolgegenerationen keine Wehrschätzung solche „alten Opas“ gibt :-/! Das ganze Gesicht sieht insgesamt sehr „mitgenommen“ aus, um es milde auszudrücken… Ob die starke bemoosung sein muss, möchte ich nicht (erneut) thematisieren. Man könnte es definitiv besser lösen. Bin aus den beiden Gründen recht lange unschlüssig gewesen, welche Gesamtbewertung angemessen wäre. So erscheinen hier 3 Sterne aus meiner Sicht als gerechtfertigt.[verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert