Dresden, ist wie kaum eine andere Stadt, die ich kenne, voller architektonischer Kontraste: auf der einen Plattenbauten und in ihrer unmittelbaren Nähe Objekte, die mitunter mehrere Hundert Jahre alt sein können. Um zu diesem Nymphenbrunnen zu gelangen, verlassen wir die vorher erwähnten Brühlschen Terrassen Richtung Schloss mit Hofkirche, nehmen dann die Carolabrücke, um in die „Neustadt“ zu gelangen. Wechseln dort nur noch die Straßenseite und bleiben am Anfang der Fußgängerzone stehen. Man... weiterlesen
kann sich zwar der „goldenen Reiter“ zuwenden, doch heute steht es nicht im Mittelpunkt der Bewertung, dennoch ist seine Erwähnung an der Stelle nicht verkehrt, denn ohne ihn mit seinen Erweiterungsplänen in diese Richtung hätte es weder den Stadtteil und im speziellen den Brunnen gar nicht gegeben! Ursprünglich stand er aber nicht am Neumarkt, sondern auf der anderen Straßenseite. Es befand sich an der Faßade eines nicht mehr existierenden Palais. Wie man sich denken kann, geriet auch der besagte Brunnen in Mitleidenschaft. Genau genommen, handelt es sich selbst bei den, die man sehen kann, um Kopien, die 1938 durch den Bildhauer Paul Polte (* 1877 in Schlesien -1952 in Hof, Vogtland) ersetzt. Wie ich bei der Recherche herausgefunden habe, ist es nicht die einzige Skulptur von ihn, die man in Dresden finden kann. Doch mehr (ggf.) an den passenden Stellen.
Die sächsische Landeshauptstadt war eine Stadt, die sehr stark unter den Angriffen des 2. Weltkriegs gelitten hatte. Zum Teil wurde erst nach der Wiedervereinigung damit begonnen, wichtige Denkmäler für die Nachwelt zu sichern und sie fachmännisch zu restaurieren. Auch hier sollten einige Jahrzehnte verstreichen, bis die Kriegsschäden am dem Nymphenbrunnen behoben werden konnten. Genau genommen, als die Neustadt ihr „neues Gesicht“ in den 1970-er Jahren.
Es ist einer der Plastiken, die aus mehren Teilen bestehen, die mehrere Schritte von einander entfernt sind. Hier ist mit ebenfalls aufgefallen, dass wie bei den Wasserspendern auf dem Albertplatz diese erst ab der Mittagszeit sich im Betrieb befinden. Das kühle Nass wäre um einiges erfrischender, wenn es nicht so abgestanden gerochen hätte! Trotz, das es sich in einem geschlossenem Kreislauf befindet, hat sicherlich die extreme Hitze des Sommers dazu beigetragen, dass es sich so und nicht anders verhält.
Ein verbindendes Element sind die beiden Fischmäuler (s. Foto), aus denen das Wasser raus kommt. Das kann aber auch, wie bei mir der Fall gewesen ist, nur auf eine von den beiden Brunnen übertragbar sein! Wenn ich ehrlich sein soll, hat es bei dem linken nur getropft. Ob es an den Leitungen gelegen hatte oder eine andere Ursache gehabt hatte, kann ich nicht sagen. Dennoch besitzen beide ihren Charme. Wenn man sie sich aber genauer anschaut, könnten sie eine gründliche Reinigung vertragen. Das aus Denkmalsgründen häufig verzichtet wird, habe ich (wie etliche male zuvor festgestellt) nicht zum ersten mal erlebt! Bei einem „Original“ hätte ich die Bedenken nachvollziehen können, doch mit seinen mehr als 80 Jahren zählen diese sicherlich nicht dazu…
In der barocken Kunst war es häufig der Fall, dass man sich mit seinen „Errungenschaften“ von der „besten Seite“ zeigen wollte. Die Nymphenbrunnen kann man in einen solchen Kontext stellen. Die beiden Figuren stehen stellvertretend für die beiden Flüsse, die durch die Erlangung des polnischen Königstitels durch August den Starken (eigentlich Friedrich August I. von Sachsen - 12. Mai 1670, Dresden - 1. Februar 1733, Warschau, Polen) im allegorischem Sinne dargestellt werden: auf der einen die Elbe, zum anderen die Weichsel. Bei der sächsisch-polnischen Allianz handelte es sich um die jeweils wichtigsten, wie man es sich vorstellen kann.
Die ursprüngliche Version (über deren verbleib ich keine Angaben machen kann) stammte vom Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae (1682-1751). Diese entstanden zwischen den Jahren 1739 und 1742. Die beiden Nymphen sind durch die verschiedenen Attribute unterschiedlich gestaltet. Das verbindende sind aber die Putti, die an ihre Seiten hinzu gestellt wurden. Leider konnte ich ebenfalls nicht herausfinden können, zu welchem der besagten Flüsse sie jeweils stellvertretend stehen!
Schauen wir uns das ganze aus der Nähe an. Beide Göttinnen lehnen sich an ein Meerestier, aber dennoch stets anders! Fangen wir bei dem linken Brunnen an. Hier kann man eine Frau sehen, die sich mit ihrer linken Hand an einem Stein (?) abstützt. Davor kann man einen schuppigen Fisch entdecken. Der Oberkörper ist nackt und die Scham wird mit einem Tuch bedeckt. Dieses zeichnet sich durch reichen Faltenwurf aus. Es berührt dabei leicht die Schulter und reicht bis zu ihren Beinen. Eins von ihnen wird von dem Putto mit der Hand berührt. Diese Figur macht einen fröhlichen Eindruck. Auf seiner Schulter ist ein weiterer „Wasserbewohner“ – ggf. ein Delfin zu finden. Das was ich für ein Wappen gehalten habe, ist in Wirklichkeit Schilfrohr!
Bei der rechten möchte ich aber beim Putto anfangen: sein stummer Schrei kommt nicht von ungefähr, man hat sogar Mitleid mit dem Kleinen! Auf so eine Idee muss man erst kommen: der wird von einem Krebs in die Brust gezwickt! Auch, wenn er Blickkontakt zur Nymphe sucht, wird dieser von ihr nicht erwidert. Sie selbst blickt zur Seite. Ihr Interesse gilt mehr dem Paddel in ihrer Hand! Im Gegensatz zur anderen wird bei ihr das Tuch eher als eine beiläufiges Accessoire, das ihr über die Schulter gelegt wurde. Die nackte, liegende Gestalt „präsentiert“ stattdessen einen weiteren Verweis auf das Wasser: eine Muschel in ihrer linken Hand. Beide sind von dem Betrachter abgewandt. Durch ihre erhöhte Position stehen sie scheinbar über den Dingen. Unter ihnen ist in der Mitte des Beckens eine Ziegelunterlage vorhanden, auf der sie beide Ruhen.
Zum Schluss möchte ich auf den Grund kommen, warum ich, trotz der Geschichte, die dahinter steckt, nur 3 Sterne vergeben möchte: wie vorher erwähnt, bei einer Kopie braucht man aus meiner Sicht weniger „Feingefühl“ was deren Pflege anbelangt. So schmierig wie es mir vorgekommen ist, muss es definitiv nicht sein. Zum anderen fehlen bei beiden (aus welchen Gründen auch immer) einzelne Gliedmaßen. Ob es längerfristig geschehen ist, kann ich aus der Ferne nicht ergründen! Hier wäre irgendwie eine Ergänzung sinnvoll, dennoch gehe ich nicht davon aus, dass das je geschehen wird! Mir gefällt es dennoch, trotz meiner Bedenken! Wenn man in der Fußgängerzone in der Neustadt sein sollte, unbedingt anschauen und sich ggf. selbst eine Meinung bilden![verkleinern]