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Schillers Leben war aus heutiger Sicht, mit seinen 45 Jahren recht kurz, doch ziemlich bewegt. Da es nicht das einzige Denkmal des Dichters ist, die ich bewerten möchte, erspare ich mir den Lebenslauf an dieser Stelle! Für alle, die weitere Infos haben möchten, verweise ich an die „üblichen Verdächtigen“, die man im Netz finden kann! Der Hintergrund ist umfangreich genug!
Manche Bezeichnungen von Sehenswürdigkeiten können ein gewisses „Eigenleben“ entwickeln. Das ist bei dem Schiller... weiterlesen gewidmetem in Dresden Neustadt passiert. Von der Bevölkerung wird die Darstellung als eine „Badewanne“ despektierlich bezeichnet! Die marmorne Einfassung, die den in antikisierenden Gewändern verewigten Dichters, kann schon einen dazu auch veranlassen . Das Denkmal ist eins von einigen, die ich persönlich kenne, die zu Ehren Schillers seit seinem Ableben errichtet worden sind. Dieses kann man am nördlichen Ende des Albrechtsplatzes (in Sichtweite der Knabenskulptur die auf Erich Kästner verweist an der Villa seines Onkels in der Antonstraße – heute nach ihm benanntem Museum). Was mir selbst nicht bekannt war, dass Schiller einige Zeit in Dresden gelebt und gearbeitet hatte, auch wenn Loschwitz damals eigeständig gewesen war. Daneben auch in der Stadt selbst, bei seinem Freund Christian Gottfried Körner, von dem aus ihm eine Einladung erfolgt ist. In den zwei Jahren soll er sehr produktiv gewesen sein. Dort wurde unter anderem das Drama Don Carlos verfasst. Bei diesem Denkmal stehen aber andere Werke im Mittelpunkt. Diese zieren die Seitenwände rund um die im Mittelpunkt stehende Skulptur. Leider, weil das ganze eingezäunt wurde, kann man nur wenige der Reliefs in ihrer Gänze sich anschauen. Habe sehr lange gebraucht, um das was im Einzelnen angebracht wurde, „deuten“ zu können.
„Schiller in der Badewanne“ so kann man auch die Toga deuten, in ihm der Bildhauer Selmar Werner 1913 „verpasst“ hatte. Es erinnert schon ein wenig an ein Tuch, das man sich überstülpt, nachdem man sich mit Wasser erfrischt hatte :O! Andererseits wer nimmt gleichzeitig ein Buch in die Hand und belässt die Sandalen auf den Füssen?! Doch ein wenig abwegig aber dennoch ist die Vorstellung irgendwie plausibel. Bei diesem Jugendstildenkmal weist schon die Kleidung auf einen deutlich erhöhtes „Idol“ im Sinne eines Genies. Es ist schon eine „Respektgeste“ die einem so bedeutendem Besucher der Stadt gewidmet ist. Das kann man auch an dem Detail an der Säule unter seinen Füssen erkennen: dem Kranz, der es ziert.
Die Übermannshohe Darstellung ist eine idealisierte, die Anlässlich seines 100. Todestags in Auftrag gegeben wurde. Aufgestellt wurde sie dennoch wesentlich später, weil die Stadt sich nicht entscheiden konnte, wo ein „passender“ Ort zu finden wäre. Die Initiative ging aber von der Bevölkerung aus. Bis die dafür benötigten Mittel zusammengetragen wurden, hat es bis 1913 gedauert. Das Schillerdenkmal geht auf einen Entwurf des Architekten Oswin Hempel (1876–1965) zurück. Was den verwendeten Stein anbelangt, habe ich mich bei seiner Herkunft geirrt: dieser stammte aus Südtirol und dieser wird als „Laaser Marmor“ bezeichnet. Es gilt als besonders hart und witterungsbeständig.
Wie man auf historischen Aufnahmen sehen kann, gab es nicht von Anfang an eine Einzäunung vor dem Rondell. Bei genauerer Betrachtung fällt sogar auf, dass im inneren jeweils zwischen den Darstellungen Sitzbänke aus dem gleichen Gestein sich befinden. Es deutet einiges darauf hin, dass es als eine Art „Musentempel“ verstanden werden sollte, mit Schiller in der Mitte. Diese Statue, so habe ich auf der Seite des Freundeskreises von Schiller und Körner gelesen, 3,50 Meter in die Höhe ragt. Das besagte Verein bietet auch themenbezogene Rundgänge an. Jene, die in der Zukunft stattfinden werden, sind noch nicht bekannt. Höchstwahrscheinlich erst wenn es draußen etwas wärmer sein wird.
Wenden wir uns den Reliefs zu, die dort angebracht wurden. Sie beziehen sich auf 9 Werke Schillers. Zu diesen gehören:
Hektors Abschied, was man als außenstehender nicht erkennt, dass neben den jeweiligen Figuren eine kurze Passage aus dem dazugehörigem Gedicht zu lesen ist.
Hektors Abschied
„Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?“
Zu sehen ist eine Frau, die sich an einen Krieger anlehnt. Sie trägt ein sehr flüchtiges, zartes Gewand und ihre Haare sind zu einem Dutt gebunden. Gezeigt wird sie von hinten. Der Mann hat auf dem Kopf ein Helm. Mit seinem Schwert trägt ein kleiner, nackter Knabe. Dieses ist größer als dieser!
Hero und Leander
„Sanfter brechen sich die Wellen
An des Ufers Felsenwand,
Und sie schwemmen, ruhig
spielend,
Einen Leichnam an den Strand.“
In ihrer Erscheinung ähnelt Hero der vorherigen Dame. Ihre Hand ist auf die Brust gelegt. Hinter ihr kann man einige Vögel sehen.
Die Jungfrau von Orleans
„Dieses Schwert umgürte dir!
Damit vertilge meines Volkes
Feinde,
Und führe deines Herren Sohn
nach Reims,
Und krön ihn mit der könig-
lichen Krone!“
Hierbei sieht man eine Schäferin, die auf einem Steinblock sitzt. In der Gegenüberliegendem rechten Oberen Ecke gibt es die Muttergottes mit dem Jesuskind. Nur bedingt kann man im Hintergrund befindlichen Heiligenschein erkennen. Sie reicht dem Mädchen ein Schwert. Dieses ist aber oberhalb der Schafe zu sehen. Das Mädchen blichen blickt hoch zu Maria. Die Hände der jungen Frau sind zum Gebet zusammengefaltet. Ihr Oberkörper und die Füße scheinen nackt zu sein. Unterhalb der Brust ist ein Kleid erkennbar.
Das Mädchen aus der Fremde
„Willkommen waren alle Gäste,
Doch nahte sich ein liebend Paar,
Dem reichte sie der Gaben beste,
Der Blumen allerschönste dar.“
Dieses Gedicht kannte ich bis heute nicht. Nicht das Liebespaar auf der linken Seite steht hier im Mittelpunkt, sondern die Frau auf der Gegenseite. Auch, wenn von einem Mädchen die Rede ist, ist es eine Personifikation der Natur. Sie beschenkt jeden, der ihr Begegnet: mal sind es die Blumen oder Früchte. Diese kann man sowohl bei der Geberin, als auch bei der Beschenkten erkennen.
Dadurch, dass in dieser Dichtkunst von der Landbevölkerung und im besonderem um die Schäfer geht, kann man so einen mit seiner Gefährtin hier vorfinden. Der Mann ist an seinen Stab gestützt, seine Tiere gibt es hingegen nicht. Die junge Frau kniet neben ihm und in ihrem Schoß befinden sich die vorher erwähnten Sachen drin. Die „Göttin“ trägt es in ihrem Arm und einige Blumen „schweben“ zwischen den beiden. Die Gewänder sind bei den Frauen in sehr viele Falten gelegt. Bei allen drei Personen gibt es keine Schuhe. Der Oberkörper der (meiner Vermutung nach) „Flora“ und des Mannes sind nackt. Dafür kann man eine Art aufgebauschten Schleier hinter ihr sehen. Bei ihm ist ein „Lendenschutz“ erkennbar. Das ist auch die einzige Kleidung bei ihm.
Der große Kontrast zwischen den beiden weiblichen Gestalten sind, dass sie unterschiedlich ihr Haar tragen. Die „Braut“ zu einem strengem Dutt gebunden und bei der anderen sind sie offen. Sie scheinen im Wind zu wehen.
Das Lied von der Glocke
„Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.“
Das ist ein Werk, das in Teilen wohl den meisten bekannt sein dürfte! Mit seinen mehr als 30 Strophen würde es hier den „üblichen Rahmen“ sprengen (auch bei mir) ;)! Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Schritte, bis ein Geläute an einer Kirche zu hören ist. Das werde ich an einer anderen Stelle (in Westfalen) thematisieren. Es ist es einer an und für sich! Hier zu lesen ist die letzte Strophe des Gedichts. In den vergangenen Jahrhunderten gab es kaum Hilfsmittel, außer der Muskelkraft, um eine solche Glocke hoch in einen entsprechenden Turm hoch zu hieven. Das wird auch bei dieser Szene deutlich gemacht.
Am rechten Rand gibt es zwei Männer mit nacktem Oberkörper zu sehen. Auf der anderen ist eben die Glocke und um diese wurden Seile gespannt. Als Sicherheitsgründen, das liegt schon nahe, wurde ein dicker Knoten oberhalb der Aufhängung gemacht. In der Mitte des Bildes ist ein Mann mit einem Hammer in der Hand zu sehen, wobei die andere in die Seite gestützt wurde. Im Gegensatz zu den anderen ist er vollständig bekleidet.
Die Kraniche des Ibykus
„Und schwer getroffen sinkt
er nieder,
Da rauscht der Kraniche
Gefieder, …“
Die letzte Szene ist schon „schwere Kost“! Ibykus ist der junge, nackte tote Mann auf dem Boden. Der Mann mit dem Messer, ein Räuber hat ihn, den Fremden Dichter erschlagen. Dieser auf seiner Wanderschaft vergleicht sich mit den Im Titel erwähnten Kranichen, die gleichwohl in die Ferne ziehen. Die beiden Männer schauen zum tödlich verwundeten runter. Sie sind, wenn man sie sich anschaut, unterschiedlich alt. Nur sie tragen lange in reiche Falten gelegte Tuniken. Das einzige was dem Liegendem geblieben ist, ist seine Lyra, auf die er sich stützt.
In diesen Reigen passt auch, wenn man es genau betrachtet der gleichwohl mit nacktem Oberkörper dargestellte Dichter. Ob man es auch als ein „Bad“ selbst deutet, kann man individuell entscheiden. Passend zum Thema gibt es am Eingang zwei Masken, die an die Theater der Antike in gewisser Weise erinnern. Was ich dennoch schade finde, dass der hier aufgeschriebenen Hintergrund vor Ort gar nicht ersichtlich ist! Darüber hinaus (wie so häufig) ist es nicht „wünschenswert“, dass die bemoosten Stellen sauber gemacht werden. Auch, wenn das Schillerdenkmal nicht zu meinen Favoriten zählt, möchte ich eine Empfehlung aussprechen, wenn man sich am Albrechtsplatz befinden sollte.[verkleinern]