Die sächsische Landeshauptstadt Dresden ist immer eine Reise wert und das zu jeder Jahreszeit.
Am besten zwar im Sommer, dann pulsiert hier das Leben, die Weiße Flotte fährt auf der Elbe und in den Cafès, Restaurants und Biergärten kann man draußen sitzen.
Mitte Januar, ohne richtigen Winter, wettertechnisch kommen eher Frühlingsgefühle auf - da geht das alles nicht.
Die Dampfschiffe liegen fest vertäut an der Brühlschen Terrasse und nehmen erst ab März wieder Fahrt auf.
Die Gastronomie... weiterlesen findet bis auf ganz wenige Ausnahmen nur drinnen statt , ja und Leben... gibt es zwar, aber keinesfalls pulsierend.
Nur wenige Menschen sind auf den Straßen und Plätzen der Innenstadt an einem Mittwoch zur besten Mittagszeit zu sehen .
Gute Gelegenheit also, eines der zahlreichen Museen der Stadt zu besuchen.
Eigentlich sollte es das Grüne Gewölbe sein, dieses hat aber ausgerechnet in dieser Woche wegen planmäßiger Renovierung geschlossen.
Also in den Zwinger. Die Porzellansammlung soll es sein, vorab informiert, ja , es ist geöffnet.
Und so geht die Anreise mit dem PKW bis zum Terrassenufer. Hier gibt es unter der Carolabrücke einen Parkplatz für etwa 70 Fahrzeuge. Kostenpflichtig zwar aber mit 3 Euro für ein 24-Stundenticket sagenhaft günstig.
Zu Fuß geht es dann an den winterfest gemachten Schiffen vorbei am Terrassenufer unterhalb der Brühlschen Terrasse in Richtung Albertbrücke , links ab in die Münzgasse ( vorbei an zahlreichen Restaurants...) bis zur Frauenkirche, rechts entlang über Töpfergasse und Augustusstraße ( immer wieder schön dort der Fürstenzug ) bis zum Schloßplatz mit Katholischer Hofkirche.
Durch eine Baustelle gezwängt erreicht man den Theaterplatz mit schönem Blick auf die Semperoper.
Hier ist der Zwinger nicht mehr weit, nur noch einige Schritte nach links und man steht : Vor einer Baustelle.
Am und im Zwinger wird seit langem gebaut, restauriert, erhalten, erneuert. Und das wird noch einige Zeit so weiter gehen. Wo ist nun die Porzellansammlung ?
Vorbildlich ausgeschildert weisen große Plakate auf den Weg zum Eingang hin und zwei Minuten später stehen wir davor.
Die Kasse ist seltsamerweise nicht im Erdgeschoß, sondern muss erst über eine steile Treppe hinauf in die erste Etage gefunden werden. Diese ist im Zwinger doppelt so hoch gelegen, wie man das von Wohnhäusern kennt, denn die Raumhöhe im Erdgeschoß liegt bei etwa 6 Metern.
Dort oben angekommen riecht es sehr angenehm nach "eem Scheelchen Heeßen", nicht, weil das Personal ein Päuschen einlegt, sondern weil sich eine lichtüberflutete Cafeteria neben der eher unscheinbaren Kasse befindet.
Viel Glas gibt den Blick auf den Innenhof des Zwingers frei, daher auch die Helligkeit hier oben. Schöne Aussicht, hier könnte man ganz gut ein wenig verweilen.
Das Ansinnen ist aber ein anderes, daher werden zwei Eintrittskarten zu je 6 Euro erworben .
Für einen 10er pro Person gäbe es das Zwingerticket. Hier wären Besuch von Gemäldegalerie und Mathematisch-Physikalischem Salon mit eingeschlossen.
Letzterer hat bis Ende Januar wegen Wartungsarbeiten geschlossen, die Gemäldegalerie ist nur teilweise zu besichtigen, da fortlaufend Restaurationsarbeiten in einzelnen Räumen erfolgen.
Daher nur Porzellan.
Wieder über die steile Treppe hinab gestiegen ( keine Ahnung, ob es hier einen Aufzug zur Nutzung durch Gehbehinderte gibt ) und dem Aufsichtspersonal die Tickets vorgelegt.
Kaum an den ersten drei Vitrinen vorbei, ertönt ein Alarmsignal hinter uns.
Ein besonders wissbegieriger Besucher wollte wohl ein Gefühl für das Porzellan bekommen und eine der großen Bodenvasen berühren.
Die elektronische Sicherung und sofort auch das Aufsichtspersonal geboten dem Einhalt. "Sie genn doch hier ni einfach alles anfassn !!!"
Das Signal sollte uns auf dem 90-minütigen Rundgang noch des öfteren zu Ohren kommen.
Derart aufgeschreckt fragte ich nach der Möglichkeit, fotografieren zu dürfen. Ein schlichtes Nein mit begleitendem Kopfschütteln war die Antwort.
Zum Inhalt der Sammlung verweise ich auf die Bewertung des Userin wally.s, besser kann die Ausstellung von mir nicht beschrieben werden.
Nur noch kleine Ergänzungen dazu: Teilweise stehen die großen Ausstellungsstücke nur durch Sperrkordeln ( und elektronischen Wachen) von den Besuchern getrennt völlig frei. Oder sind sehr dekorativ vor prächtigen Tapeten an den Wänden befestigt. Die meist kleineren Geschirrteile, Figuren, Schmuckstücke etc. sind in verglasten Vitrinen zu bewundern.
Zu allen Stücken sind zweisprachig ( deutsch und englisch ) die jeweiligen Bezeichnungen angebracht. Weiterhin wird auf nicht zu überladenen Texttafeln wissenswertes zur Entstehung der Sammlung vermittelt.
Da auch hier große Glasfenster die hohen Räume mit Tageslicht füllen, ist nur wenige Kunstlicht notwendig
Ausnahme ist der im Inneren liegende Zimmermann-Saal, der keine eigenen Fenster sondern nur große Türen nach mehreren Seiten hat.
In diesem Saal befindet sich unter anderem ein faszinierendes Modell eines Reiterstandbildes ,König August darstellend. Die Geschichte dazu ist ebenfalls sehr interessant, ich behalte sie an dieser Stelle für mich. Bitte hingehen, selbst angucken . Es lohnt sich !
Die letzten drei Worte gelten nicht nur für das Porzellanmodell des "Geenichs", sondern für die gesamte Pracht dieser sehr schönen Sammlung.
Neben dem Grünen Gewölbe und der Gemäldegalerie finde ich die Porzellanausstellung als einen der bemerkenswertesten Kunstschätze, die in Dresden aufbewahrt und der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Noch etwas habe ich fast vergessen, aus Anlass des 300. Geburtstages Adam Friedrich von Löwenfincks* zeigt die Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine Ausstellung zum Werk des Künstlers.
Diese gibt es noch bis 22.2.2015 unter dem Titel "Phantastische Welten" in der oberen Etage im Böttcher-Salon zu sehen.
Wer sich nun noch etwas ganz besonderes gönnen mag, kann mit bis zu 150 Personen in der Ostasiengalerei , 150 in der Bogengalerei oder 100 im Zimmermann-Saal eine Stehempfang geben. Dies natürlich außerhalb der Öffnungszeiten, aber dafür mit der Möglichkeit zu Speis und Trank.
Informationen zu Kapazitäten, Ausstattungsmerkmalen und Preisen gibt es über die MSU Museumsladen GmbH, das Veranstaltungsmanagement der Kunstsammlungen.
* "Adam Friedrich von Löwenfinck (1714–1754) war einer der bedeutendsten Keramikmaler des 18. Jahrhunderts. Er begann seine Karriere 1728 in der Porzellan-Manufaktur Meissen, verließ diese aber bereits 1736, um der Einschränkung seiner künstlerischen Entfaltung und den schwierigen Arbeitsbedingungen in den Malerstuben zu entfliehen. Sein abenteuerlicher Lebensweg führte ihn in verschiedene Fayence-Manufakturen von Bayreuth über Fulda bis nach Straßburg-Hagenau. Aufgrund seiner außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten, aber auch durch Geschick und Skrupellosigkeit stieg Löwenfinck schließlich vom einfachen Malergesellen in die Position eines Manufakturdirektors auf."
Diese Personenbeschreibung ist dem Prospekt zur Sonderausstellung entnommen.[verkleinern]