Ein Haus kann bisweilen viele Wohnungen besitzen, die nebeneinander existieren und einer von allen gelobt und viel beachtet sein, wobei die andere kaum oder wie bei “neues grünes Gewölbe” keine Erwähnung bisher fand. Das finde ich wirklich schade, denn wenn sogar Leute, die wenig Kunstsinn in den Tag legen, in Entzücken bei den ausgestellten Kostbarkeiten kommen, wie toll kommt es bei den Freunden der teuren und edlen Kunst zur Geltung...
In den letzten 25 Jahren hat sich das Stadtbild... weiterlesen Dresdens strak verändert. Es ist ein Publikumsmagnet, trotz der Negativpresse des vergangenen Jahres. Das Residenzschloss bleibt, wie ich gelesen habe, noch lange Jahre eine Baustelle, nicht nur weil eine andere Präsentationsweise erwünscht und angestrebt ist, sondern auch, weil der Ort über Jahrhunderte hinweg ein Schauplatz voller Geschichte und Geschichten gewesen ist. Diese sollen, auf eine lange Distanz, nachvollziehbar gemacht werden.
Das Residenzschloss (oder gesagt dessen Nachbildung) bietet somit einen würdigen Rahmen für die kurfürstlichen und später die königlichen Sammlungen an, die kaum unterschiedlicher ausfallen könnten, als an diesem besonderen Platz! Mit keinem anderen Museum, keiner Sammlung ist so eng mit einem bestimmten Ort (über Jahrhunderte hinweg) verbunden und in der Vollständigkeit, wie in Dresden! Das ist dem vielgerühmten Kurfürsten von Sachsen und dem polnischen König in Personalunion - August dem Starken zu verdanken! Sein erlesener Geschmack war der Grund, dass die von ihm in Auftrag gegebenen Pretiosen seit der Zeit als unveräußerlich galten und in dieser Fülle noch bis heute zu bewundern sind!
Die meisten Menschen, die Dresden besuchen, strömen nur zum zeitlich begrenzten Teil der Sammlung im so genanntem “historisches Grünegewölbe”, das sich in der Raumfolge an die Gegebenheiten in der Entstehungszeit exakt hielt, was in der 1. Etage nicht der Fall ist. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger sehenswert ist, als der alte Teil!
Mit Balthasar Permoser und Johann Melchior Dinglinger hatte der prunkliebende Monarch August der Starke zwei kongeniale Künstler zur Verfügung gehabt, die ein Meisterwerk nach dem nächsten schufen, die noch heute den Betrachter erstaunen lassen. Manche vom ihnen sind nur wenige Zentimeter groß, andere einfach nur als Monumental zu bezeichnen! Das teuerste und edelste, war gerade gut genug: Gold, Silber in Verbindung mit Edelsteinen, Emaille, Marmor, Perlmutt, Elfenbein oder Korallen und Bernstein! Nicht erst seit der Barockzeit, in der es entstanden ist, gehörten die sog. “Wunderkammern” an den Fürstenhöfen Europas einfach zum guten Ton dazu. Durch die Zurschaustellung im 17. / 18. Jahrhundert wurde ein Grundstein gelegt, den man in diesen Räumen seit dem Jahr 2004 befindlichem Museum entdecken kann!
“Von dem Schönsten, das Beste”, ist ein Spruch, den man hier nur zustimmen muss! Nicht nur weil der Auftraggeber es selbst ausgesprochen haben sollte, sondern auch, weil hier ein Highlight kaum darunter zu benennen ist! Da wären die Allegorien und Götterfiguren aus Elfenbein; Prunkgefäße, die jede Tafel zum Blickfang machten! Diese wurden mit höchsten Aufwand “aufgemotzt”, dass man nicht weiß, wo zuerst geschaut werden soll! Das ist ein “Materialmix” vom Feinsten! Gold, Silber, Perlen, Muscheln, Holz oder Emaille. Einfach nur WAW!
In jedem der 9 Kabinette wurden Exponate thematisch Zusammen vorgestellt. Da sind die “Kunststücke”, die Raffinesse mit handwerklicher Präzision verbindet, wo sich vieles bewegt (nicht nur bei den Uhren und “Spielzeugen” - die eigentlich keine sind), nicht nur die eigenen Emotionen! Hier konnte sich nicht mal mein Freund ein Grinsen verkneifen, so gut ist es bei ihm angekommen!
Im nächsten Raum braucht man schon das eingebaute Vergrößerungsglas, um die feinen Details zu erkennen. Dort werden Miniaturen gezeigt, die zwar häufig nur wenige Millimeter groß sind, doch als Schmuckstücke oder Bildern daher kommen!
Über Jahrhunderte hinweg und heute weiterhin war die geheimnisumwitterte Glasmanufaktur im italienischen Murano ein Garant für hervorragende Qualität ihrer Erzeugnisse. Es waren Luxusobjekte, deren Herstellung außerhalb der besagten Insel nicht weiter getragen werden dürfte. Die Strafen waren demensprechend heftig gewesen, bei zuwiderhandeln. Bei den Reichen und Mächtigen war es ein begehrtes Sammelobjekt, das mit Gold aufgewogen wurde! Auch wenn es leicht und zerbrechlich ist, war und ist es (als original) bis heute sehr, sehr teuer! Egal ob Kannen, Gläser oder Pokale es sind wahrlich kleine Kunstwerke, die im sog. “Kristalsaal” zu sehen sind. Vervollständigt wird das ganze durch Objekte aus Natursteinen (Bergkristal) ergänzt, die zusätzlich geschliffen und / oder graviert wurden.
Die folgenden 4 Räume bergen die “Pretiosen”, die zum persönlichem Vergnügen des Kurfürsten geschaffen worden sind: kleine Schatullen, Prunkuhren, Schmuck mit verschiedenen Edelsteinen, Kunsthandwerk mit dem besonderen Pfiff! Es sind Hunderte von Objekten, die einst ein Vermögen gekostet haben und schon ruinöse Ausmaße angenommen hatte. Im Barock gehörte es aber zum Selbstverständnis dazu...
Im “Dillingersaal” gibt es trotz, das mir ein einzelnes Highlight zu nennen, eins, vor dem permanent die meisten Zuschauer tummeln: ein Geschenk, der nicht nur durch seine Größe hervorsticht, sondern auch weil es so kleinteilig daherkommt! Es war ein “Mammutprojekt”, deren Fertigung sich über 7 Jahre - 1701-08 (mit Hilfe von unzähligen spezialisierten Helfern aus seiner Werkstatt) hingezogen! Das grandiose Schauspiel trägt die sperrige Bezeichnung “Der Thron des Großmoguls Areng-Zab” und ist das erste Beispiel der “Chinoiserie” in Deutschland! Weitere Details kann man der Homepage entnehmen. Leider muss dieser Beitrag ohne Fotos auskommen, da das Fotografieren in den Innenräumen gänzlich untersagt ist! Mehr darüber unter: http://www.skd.museum/fileadmin/panorama/tour_ngg.html
12 € als Eintrittspreis hören sich hoch an, doch ich habe gelesen, dass es (wegen des 10 jährigen Jubiläums) verbilligten Zutritt gibt, wenn man 2 h vor Schluss rein kommt. Die reichen aus meiner Sicht aber nicht aus, um sich all das anzusehen. Alleine für die verschiedenen Räume des neuen Grünen Gewölbes haben wir ca. 1,5 - 2 h gebraucht! Hinzu kommen aber andere Sammlungen, auf die ich ggf. noch kommen werde (in nicht absehbarer Zeit). Es ist wirklich ein Juwel, der kein weißer Fleck bleiben darf, der bei uns beiden sehr gut angekommen ist! Da kommt nur eine Benotung in Frage Plus Favoritenstatus hinzu! Wenn man es einmal gesehen hatte (sei es nur via Internet), wird sicherlich, wie wir begeistert sein, also wenn es sich ergibt, nichts wie hin![verkleinern]