Die Geschichte des Schlosses Kalkum ist mit zwei schillernden Namen des frühen 19. Jahrhunderts verbunden:
Sophie Gräfin von Hatzfeldt-Wildenburg-Schönstein und Ferdinand Lassalle, deren unstandesgemäße Liaison für einen riesigen Skandal gesorgt hatte. Zum einen wegen des 20 jährigen Altersunterschieds zum anderen, wegen seiner jüdischen Herkunft, sowie seiner politischen Gesinnung.
Die Gräfin wurde aus familiären Gründen mit ihrem Cousin Edmund Graf von von Hatzfeldt-Wildenburg-Weisweiler... weiterlesen
vermählt, da er sich als Tyrann entpuppte, der sie körperlich und geistig misshandelt hatte, aus diesen Gründen wollte sie sich von ihm scheiden lassen, was schon von den anderen Adligen eher als eine Zumutung empfunden wurde. Bereits nach der Geburt ihres dritten Sohnes Paul, wollte sie sich von ihrem Mann unabhängig machen, da ihre Brüder ihr jegliche finanzielle Unterstützung versagten, war sie gezwungen bei ihm zu bleiben.
Als Sophie sich einen Unterstützer suchte, fand sie sie erst 1846 bei dem Sozialdemokraten Ferdinand Lassalle. Aufgrund ihrer späteren politischen Arbeit wurde sie deshalb als „rote Gräfin“ betitelt. In dieser Zeit (1856/ 57) haben sie das Schlosses Kalkum bewohnt.Ob die beiden ein "richtiges" Paar waren, lässt sich nicht zweifellos klären.
Aus Bewunderung für Lassalle ließ die Gräfin, nach seinem Tod (1864) im Schlosspark ein Gedenkstein mit Büste in einem Gartenpavillon stellen. Der Park ist von Maximilian Friedrich Weyhe gestaltet worden.
So viel über eine kurze Episode einer vor Jahrhunderten erstmals urkundlich erwähnter Bebauung. Vom 16.-18. Jahrhundert gehörte die ehemalige Domäne der Familie von Winkelhausen, durch Heirat ist sie danach in den Besitz der oben bereits erwähnten Familie Hatzfeld übergegangen.
Das heutige Erscheinungsbild des Wasserschlosses verdankt es einer Um- und Neubau im Neobarockstil zu Beginn des 19. Jahrhundert, dabei wurden ältere Teile mit integriert.
Normaler weise sind die Innenräume für Publikumsverkehr geschlossen, ich habe es im Rahmen des „Tag des offenen Dekmals“ im September vor einigen Jahren besichtigt, der jeweils am 2. Sonntag stattfindet.
Meinen Recherchen zufolge sollen bis Januar 2014 die Dokumente des Landesarchivs NRW hier gelagert werden, denn die Bedingungen in Duisburg noch nicht optimal gelöst sind. Es entzieht sich ebenfalls die Kenntnis, ob es weiterhin die Möglichkeit zur Einsicht in die historischen Räume gibt, denn an mehreren Stellen habe ich gelesen, dass das Gebäudekomplex nicht verkehrssicher sei (weil es seit sehr langer Zeit nichts gegen den Verfall unternommen wurde! Siehe auch:
http://www.bv.cduduesseldorf.de/index.php?id=2153). Das ganze Komplex steht für 6,5 Millionen zum Verkauf.
Die Innenausstattung ist der Zeit entsprechend, mich hat vor allem der aus Intarsien zusammengesetzte Fußboden fasziniert. Die Räume kann man aber auch privat für Festlichkeiten mieten.
Übrigens das Portrait, das ich hierfür eingestellt habe, stellt keine Bewohnerin des Schlosses dar, sondern wurde von der Eigentümerin der Stadt Düsseldorf bei einer Auktion ersteigert und hierhin gehängt, damit die Wände nicht so nackt aussehen, das gleiche gilt auch für die sonstige Inneneinrichtung. Trotzdem finde ich es sehr interessant.[verkleinern]