In den vergangenen Jahrhunderten war es alles andere als selbstverständlich, dass alle Kinder, die zur Welt gekommen sind, auch das Erwachsenenalter erreicht haben. Noch bis weit in die "Kaiserzeit" des 19. Jahrhunderts hinein, war in einzelnen Teilbereichen sehr erschreckend hoch gewesen! Mitunter bis zu ca. 50 %! Wenn man sich das vor Augen führt, dann ist es um so begreiflicher, dass es keine Seltenheit gewesen ist, dass einige Familien aus mehreren Hand-voll Mitgliedern bestanden haben. Das... weiterlesen
wurde unter anderen auch durch die starke Zuwanderung zu den Großstädten zusätzlich verstärkt.
Hinzu kommen auch noch die mangelnden hygienischen Gegebenheiten, die den Negativtrend noch zusätzlich verstärkt hatte, das vor allem Immungeschwächte und im Besonderem die Säuglinge / Kleinkinder zu einem "leichten Opfer" solcher Seuchen werden ließ. Es ist ein schwieriges Thema, das aber aus meiner Sicht nicht ausgeklammert werden soll, denn es gab Menschen, wie den Universitätsprofessor Arthur Schloßmann (16.12.1867 in Breslau - 5. Juni 1932 in Düsseldorf), der sich für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft in besonderer Weise eingesetzt hatte! Durch seine Forschung im Fach der Kinderheilkunde wird er bis heute in den Medizinerkreisen sehr hoch geschätzt. Das war dennoch zeitweise anders gewesen, doch dazu etwas später.
Wenn man sich die div. Wissenschaftlerbiografien anschaut, stellt man fest, dass der Begriff "Koryphäe" bisweilen "inflationär" verwendet wird. Das aber im Verbindung mit dem Namen Arthur Schloßmann ist aber mehr als angebracht! Wie man es diesem Denkmal ansieht, standen bei ihn die Kleinstkinder im Mittelpunkt seines Interesses. Man könnte das auch vom schlechtesten ausgehen, doch das Gegenteil war der Fall!
Schon früh entschied sich Schloßmann für eine Medizinerlaufbahn. Er war der erste, der ein Säuglingsheim mit gerade mal 30 Jahren eröffnete, in dem jene untergekommen sind, die (aus welchen Gründen auch immer) so früh auf sich selbst gestellt worden sind. Der juge Arthur und das ist ein Grund für seinen späteren "Misskredit" unter den Nazis, stammte aus einem jüdischen Elternhaus. Trotz, das er in Breslau zu Welt gekommen ist, war ein großer Teil seines Lebens mit der Stadt Dresden eng verbunden, wo er seine Jugend, sowie seine akademische Laufbahn begonnen hatte.
Die Ausnahmen waren aber die Studien, die er unter anderem in Freiburg, Leipzig sowie München absolviert hatte und promovierte bereits mit 24 Jahren in Berlin. Fortan sollte die "Pädiatrie" - Kinderheilkunde zu seinem Thema werden, das ihn zeitlebens begleiten sollte. Die Gründung des Kinderkrankenhauses in Dresden war eine deutliche Wende, nicht nur im Leben von Arthur Schloßmann, sondern auch in der Hinsicht auf die Säuglings- und Kindersterblichkeit im speziellen. Durch seine Methoden konnte dieses Wissen auch auf andere (Groß)Städte übertragen werden, die seinem Beispiel folgten!
Das war auch der unmittelbare Grund, warum er bereits mit 39 Jahren eben bereits zum Professor in der neu gegründeten Fakultät der Kinderheilkunde in Düsseldorf berufen wurde! Dieser Tätigkeit ist er in den Jahren 1906 bis zu seinem Tod 1932 nachgegangen. Kurze Zeit nach seinem Ableben ist auch der ursprüngliche Ehrenmal errichtet worden. Da aber die Nazis nicht zulassen wollten, dass eine solche Erinnerung wach bleibt, vor allem aufgrund der ablehnenden Haltung seiner Glaubenszugehörigkeit wegen, wurde die Bronze eingeschmolzen und das Denkmal vollständig demontiert. Ob es zu diesem Zeitpunkt ebenfalls wenige Schritte vom Haupteingang in der heutigen Moorenstraße sich befunden hatte, konnte ich nicht herausfinden.
Diese besondere Darstellung ist mir schon mehrmals aufgefallen, als ich in der Vergangenheit jemandem hier auf dem (weitläufigem) Gelände der Unikliniken unterwegs war. Wenn man jenes eben durch den Fußgängerweg in der Moorenstraße (falls der Namensträger unbekannt sein sollte, da habe ich vor einigen Jahren ausführlich darüber geschrieben, bitte an passender Stelle nachschauen) nimmt, kann man den Brunnen nicht verfehlen. Es liegt vor dem Gebäude 13.70, das sich unmittelbar an den Torbogen zu linker Hand befindet. Genau genommen auf einem Rasenstück dem gegenüber.
Es ist der starke Kontrast zwischen der strengen Darstellung der Gesichtzüge des einstigen Professors und den 2 kleinen, nackten Knaben, die eine Trinkmuschel einerseits zum Mund führen, beziehungsweise sie in dem Becken auffüllen möchte. Die ganze wurde nicht, wie man es sich denken könnte, von einem Künstler allein bewerkstelligt, sondern ist eine Gemeinschaftsarbeit der beiden Bildhauer: Ernst Gottschalk (Brunnen) (1877 - 1942) und Fritz Moselage (Relief und Schrift) (geboren 1881 - 1955).
Bakanntlich änderete sich vieles, als die Nazis an die Macht kamen: kaum war das ganze Aufgestellt, gehörte es 1933 bereits der "Geschichte" an. Die Erinnerung an den, wie es in der Wiedmungsinschrift zu lesen ist: "Dem Retter der Kinder" sollte, weil es nicht sein dürfte, aus dem kollektiven Gedächtnis entfernt werden. Welch eine Ironie des Schicksals: trotz der harten Zeiten nach dem 2. Weltkrieg wurde die ganze Gruppe bereits 1947 an seinem Platz aufgestellt! Der Mensch, der eine solche hohe Wertschätzung bereits zu Lebzeiten sich erworben hatte, wird allein durch das Entfernen eines Denkmals nicht in Bedeutungslosigkeit verschwinden! Das aus meiner Sicht auch an dem (recht schnellen) Wiederaufbau erkennbar.
Auch, wenn die einzelnen Teile ursprünglich, wie erwähnt von 2 verschiedenen Personen stammen, ist es mehr als vorstellbar, dass die neuere Faßung ausschließlich durch Fritz Moselage erfolgt ist. Das sei damit zu begründen, dass Ernst Gottschalk bereits während des Krieges gestorben war. Weitere Details diesbezüglich konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Schade finde ich dennoch, dass mir nur ein gewisser "Weitblick" auf das ganze möglich gewesen ist. Es ist unmöglich durch die Hecke, die davor steht, sich gewisse Datails genauer anzusehen. Mit den Fotos bin ich auch nur bedingt zufrieden, weil es einige "Tricks" notwendig gewesen sind, um es überhaupt festzuhalten. Ein Andenken ist irgendwie wichtiger, auch wenn es erneut für mich eine Entdeckung gewesen ist, die mich etwas neues in Erfahrung gebracht hatte. Dass das kein weißer Fleck bleibt, trotz des ernsten Hintergrunds, war mir sehr wichtig gewesen! Da ist auch eine "angemessene" Länge schon gerechtfertigt ;-). Eure Kulturbeauftragte[verkleinern]