Wenn ich mir diesen Herrn Heine so anschaue, der vor der zuvor beschriebenen Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf steht, hatte ich zwei eindrücke gehabt: hat der arme Mann Zahnschmerzen oder hat er vor Jahrhunderten, wie die jungen Menschen rund herum ebenfalls ein Handy am Ohr. Wie man es aber aus der Geschichte her kennt, gab es zu seinen Lebzeiten (13. Dezember 1797 in Düsseldorf- 17. Februar 1856 in Paris) nicht mal deren starren Vorgänger in der Wand, weil sie erst Jahrzehnte... weiterlesen
später erst zur Marktreife gelangt sind. Manchmal ergeben sich solche Momente, in denen die Phantasie einem ein Streich spielt und an der Stelle war es bei mir der Fall gewesen.
Wie bereits vor über 3,5 Jahren an einer anderen Stelle in der Stadt bereits geschrieben, war der in Düsseldorf geborene Dichter lange eine Person, deren Existenz außer Frage stand, doch mit der entsprechenden Ehrung man sich extrem schwer tat. Heine der Sohn der Stadt, doch seine Religiöse Zugehörigkeit zu der „falschen“ Religion – Judentum machte ihn in den Augen der Verantwortlichen mehr als suspekt! Es ist ein "schweres Erbe", das mit ihm verbunden ist, die erst mit errichtung dieser Bildungsanstalt und deren Benennung nach ihm einen würdigen Rahmen fand. Alles andere, was die Vita betrifft, aber werde ich im einem separaten Bericht an passender Stelle präsentieren! Hier möchte ich mein Augenmerk an die Skulptur richten, die für sich selbst "sprechen" kann.
Auf den ersten Blick erscheint die Skulptur, sicherlich nicht nur mir ziemlich modern mit ihren sehr reduzierten Formen und wenigen Details, die sie ausmachen. Im Gegensatz zu anderen Skulpturen, die ich von ihm kenne, wird keine in der Art und Weise überhöht wie diese, auch wenn es nicht der klassische Sockel aus festen Sein darunter zu finden ist. Die aus Ziegelsteinen bestehende Untergrund ist zweistufig aufgebaut und wird eher als Sitzgelegenheit genutzt, als ein "wirklicher" Podest, der mit dem Boden verbunden ist. Allein schon das hat mich ins grübeln gebracht.
Die Position, in der Heine hier einnimmt, wirkt so verkrampft, weil der Oberkörper in eine andere Richtung weist, als die unteren Extremitäten. Es ist dennoch ein Zusammenspiel, in dem man eine gewisse Spannung erkennen läßt: die eine Hand ist vor der Brust verschränkt, die andere stützt den Kopf, was man aber erst bei genauem hinsehen erkennt. Die ganze Gestalt ist in einen Mantel gehüllt und da erkennt man, dass oben dessen Kragen festgehalten wird. Er wirkt wie ein Denker auf mich, der seinen Gedanken nachgeht. Die überkreuzten Beine passen irgendwie nicht ganz dazu, denn das wirkt zu salopp, auch wenn man es für "Bequemlichkeit" halten könnte. Das ist aber ein Detail, das nicht alle in der gleichen Weise sehen müssen, wie ich es an der Stelle tue.
Das Denkmal als solcher, geht auf einen Entwurf des Bildhauers Hugo Lederer (1870 bis 1940) von 1911/ 12 (je nach Quelle) zurück. Es gehört somit zu den wenigen Darstellungen des Dichers, die in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg zu datieren sind. Das Original stand (recht kurze Zeit) in Hamburg, doch bereits nach ca. 7 Jahren 1933 abmontiert worden ist. Weitere 10 Jahre sollten bis 1943 vergehen, als das es für den Rüstungsbedarf aber auch aus den Gründen, die ich Anfangs angeführt habe, eingeschmolzen wurde. Noch bevor es so weit war, wurde ein Gipsmodell angefertigt, von dem dieser Abguss stammt.
Wenn man sich aber alte Aufnahmen und diese Version anschaut, ist vieles weniger strak ausgearbeitet, sodass es als gantzes eine gewisse Ähnlichkeit mitbringt, doch an den Details "spart". Wie viele andere Werke der Stadt, die ich hier bereits vorgestellt habe, geht auch diese Skulptur auf die Gießerei Karl-Heinz Schmäke zurück, die bis heute weiterhin bestand hat.
Die Kosten für den erneuten Bronzeguss im Jahr 1994 haben verschiedene Stifter gehört: die wichtigsten sind die Stadt-Sparkasse Düsseldorf und die in der Form nicht mehr existierende Westdeutsche Landesbank, sowie die hisiege Uni. Die einweihung fand, was mir selbst bis jetzt unbakannt war, am 16.Juni des vorhin erwähnten Jahres statt. Das war nur durch die Unterstützung von Prof. Dr. Ernst-Adolf Chantelau und Dr. Ora Seewi möglich, wei man es auf der Gedenktafel lesen kann.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass auch, wenn Heinrich Heine wesentlich präsenter in Düsseldorf zu sein scheint, tun sich einige bis heute mit diesem "Erbe" schwer. Es wird an dieser Stelle höchstens nur als eine Sitzgelegenheit wahrgenommen und weniger für das, was ihn als Mensch ausgemacht hatte. Hinzu kommt, dass im Gegensatz zu mir, wohl kaum jemand bewußt auf den Weg machen würde, um es selbst zu sehen! Von der Innenstadt sind es ca. 30 Min. Fahrzeit (je nach Linie), die eingeplant werden müssen. Für mich war es die Darstellung als solche, die nicht dem entsprach, was ich mir darunter vorgestellt habe, auch wenn sie mir als solche von Fotos bekannt gewesen ist. Wenn ich alles überdenke, erscheinen mir 3 Sterne angemessen, die ich auch an der Stelle vergeben möchte.[verkleinern]