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Vor mehr als 200 Jahren, in einer kalten Winternacht des Jahres 1815 schlug ein Blitz in die Kirchenturm von St. Lambertus, dem Wahrzeichen Düsseldorfs. Man schrieb den 11. Januar, es geschah nachts. Ein Mann sah das und griff beherzt zu, doch wenn man die Vorgeschichte kennt, wundert man sich doch warum Joseph Wimmer überhaupt das tat, denn er ist von der hiesigen Verwaltung böse übers Ohr gehauen worden und um sein Lohn betrogen!
Joseph Wimmer war seines Zeichens ein Schlossereimeister,... weiterlesen der (je nach Quelle) ein bzw. 2 Jahre zuvor 3 Glocken für die Kirche angefertigt hatte. Deren Herstellungskosten sollten, (laut Aussage in der damaligen Presse) 500 Reichstaler kosten, doch davon wollte die Gemeindeverwaltung nichts wissen. Trotz das die alten Schadhaft gewesen sind, wurde nur ein Bruchteil der Rechnung beglichen und zwar 163 Taler. Der Mann verließ ergosst den Raum, denn die beteiligten ließen sich auf keine Verhandlungen ein und blieben bei dem, was sie bereit waren zu bezahlen!
Im 19. Jahrhundert, als es noch keine Berufsfeuerwehr gegeben hatte, doch sich schnell ausbreitende Feuer ein höheres Risiko für Leib und Leben bedeutete und auch sich schneller Ausbreiteten (wegen einfacherer Bauweise) war man kein „Held“, wie man sie heute sieht. Es war auch noch mit geringen Mitteln zu schaffen, wenn überhaupt, denn trotz ein für damalige Zeit, moderner Blitzableiter installiert gewesen ist, war er (aus heutiger Sicht) schlecht bis gar nicht „geerdet“, sodass der Wetterhahn so ein Blitz umso mehr anzog, als das Gegenteil zu bewirken!
Nach einigen Berichten zufolge gab es genügend Zeugen, doch es schien ein unmögliches Unterfangen zu sein: keine Leiter war so hoch, wie der Kirchturm. 233 „Fuß“ über dem Boden ist auch so hoch genug und Wasser mit Eimern hoch zu schleppen würde mit wenigen Leuten nicht zu stemmen sein. Egal, wie man es dreht und wendet, keine Chance.
Doch der Retter naht, als eben dieser Schlossereimeister Joseph Wimmer, er reagierte sofort: so schreibt der "Rheinische Merkur" vom 22 Januar: „Der Schlossermeister Josef Wimmer, geboren 1781, schnappt sich Axt, Säge und einen Gehilfen, um den Turm aufzuschlagen und die Spitze abzuhauen. Er stand im Feuer und Rauch und im träufelnden Bley"!
Für die Gutherzigkeit musste er aber teuer bezahlen: Als er den Querbalken zerteilen wollte werden seine Hände bei dem Rettungseinsatz so schwer verletzt, dass er sein Schlosserhandwerk nicht mehr ausüben konnte. Josef Wimmer wird ein Fall für die Fürsorge. Für die damalige Zeit extrem schweres Los, denn die Leute waren auf die Hilfe anderer angewiesen und die Kranken- bzw. die anderen Sozialgesetze noch weit in der Ferne!
Doch durch eine große Anteilnahme in der Bevölkerung hatte zur Folge, dass Geld für ihn noch im selben Jahr gesammelt wurde, die Rückwirkend als „Belohnung“ angesehen werden kann. Denn sonst würde der Kirchturm in den Kirchenschiff einstürzen und somit gäbe es heute kein markantes Wahrzeichen. Ein größerer Schaden ist damit verhindert worden, wenn es sich weiter ausgebreitet hätte, doch das sind lauter Spekulationen!
Der damals erst 33 Jahre alte Mann hat indirekt bewirkt, dass die Kirchturmspitze sich neigt. Das liegt daran, dass hinterher zu frisches Holz verwendet wurde, das sich mit der Zeit verzog. Da die Spitze aber auch noch mit einer dicken Schicht Blei versehen wurde, die zusätzliche Last bedeutete, sodass sich die Innenlast verstärkt hatte, die das ganze aus dem Lot gleiten ließ. Heute ist es keinem mehr bewusst, außer als Wahrzeichen – der schiefe Turm von Düsseldorf, der sich gen Rhein neigt!
Man könnte meinen, dass Joseph Wimmer erst posthum mit dieser Tafel geehrt wurde, dem war nicht so! Schon zu seinen Lebzeiten ist dies geschehen und somit erfuhr das ganze ein gutes Ende!
Sicherlich ist eine Antiquität alles schön und gut, die er von der Stadt Düsseldorf überreichtbekommen hatte in Form einer 100 Jahre alten Tabakdose, viel interessanter ist aber, dass von der preußischen Verwaltung nicht nur eine Ehrenmedaille überreicht wurde, sondern auch eine Anstellung als Markt- und Torwächter damit verknüpft worden war. So blieb ihm ein Leben als Bettler, die unweigerlich gekommen wäre, erspart!
Es heißt sogar, dass er im Alter von 60 Jahren sich selbstständig mit einer “Schwimmanstalt” am Rhein gemacht hatte, doch von der habe ich bis jetzt, noch nie etwas gehört...
Im Juni 1860 stirbt er mit 79 Jahren an einem Schlaganfall. Am 2. Juli wurde er auf dem Bilker Friedhof auf der Volmerswerther Straße beigesetzt, der längst nicht mehr genutzt wird.
Eine Ehrentafel, die 1955 von den Bilker Heimatfreunden aufgestellt wurde, erinnert an ihn, wie die nach bis ihm benannte Josef-Wimmer-Gasse, die in den Burgplatz mündet und bis heute weiterhin so heißt. Die Düsseldorfer Jonges haben zum 75. Todestag Wimmers eine Gedenkplakette für die Lambertus-Kirche gestiftet. 1953 schuf die Stadt eine neue Verbindung vom Burgplatz zur Liefergasse.
Und jener Zylinder voller Bleispritzer, den Josef Wimmer am Tag des Brandes trug. Er wird in der Schatzkammer von St. Lambertus aufbewahrt. Der Düsseldorfer Historiker Dr. Ulrich Brzosa hat die Ereignisse in einer 25-seitigen Broschüre unter dem Titel "Donner, Blitz und Feuer - Der Turmbrand von St. Lambertus im Jahre 1815" dokumentiert.
Zu der Tafel selbst kann folgendes gesagt werden: sie ist an der Nordseite des besagten Turms zu finden. Sie wurde aus Bronze hergestellt und zwar nach einem Entwurf des Bildhauers Adolf Nieder, über den ich keine weiteren Informationen herausfinden konnte.
Es zeigt neben dem brennenden Turm eine Widmung " DEM RETTER DIESER KIRCHE SCHLOSSEREIMEISTER JOSEF WIMMER ZUM GEDENKEN 10. JANUAR 1815". Etwas weiter unten DÜSSELDORFER JONGES e. V.
Als Gießer wird hierbei v. Aug. Krüger genannt, über den ich nichts weiter finden konnte, doch bei dem Entwurf ist etwas schief gegangen: die abgebildete Haube, wie sie dort zu sehen ist, ist erst nach dem besagtem Brand entstanden und ist somit historisch nicht korrekt wiedergegeben. Doch wer weißt es heute noch.
Die Tafel ist 1935 gestiftet worden, doch sie hat sogar die Sammelwut der Nazis überdauert, doch 1951 versuchten Metalldiebe sie zu entwenden :-( und versuchten dies mutwillig aus der Verankerung zu reißen. Das hatte zur Folge, dass sie bis 1954 nicht mehr hier zu sehen war, weil sie restauriert werden musste. Erst dann kehrte sie an ihr angestammten Platz zurück!
So hier Endet maeine Ausführung, die recht lang geworden über einen Menschen, den nicht mal die Anwohner der Stadt heute mehr Bescheid wissen. Erst sie hat auch mich darauf (abgesehen von dem verkohlten Hut in der Schatzkammer) gebracht, mich näher mit der Vita von Joseph Wimmer näher zu befassen![verkleinern]
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