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Erneut möchte ich, da es mein 580. Beitrag ist, über einen besonderen Ort berichten, der wegen seiner Jahrhundertelangen Kontinuität zu den ältesten Stadtteilen der Landeshauptstadt Düsseldorf gezählt werden muss, auch wenn Gerresheim, um das es hier geht, erst seit etwas mehr als 100 dazu gezählt wird. Genaueres kommt aber später.
Manchmal ist es unbegreiflich, dass ein alter Stadtteil, in diesem Fall Gerresheim abgelehnt wird, ein bestimmter, Ort mit Geschichte - Gerricusplatz angenommen... weiterlesen wird, also schreibe ich an dieser Stelle, was ich bei dem erstgenannten schon längst tun wollte über seine Bedeutung seit dem Mittelalter praktisch bis heute.
Ohne einen frommen Mönch aus Franken - Gerricus, der nicht nur diesem Platz den Namen gab, sondern auch diesen Stadtteil, der sich davon ableitet gar nicht geben! Seinen Grabmal kann man bis heute in der St. Margareta Basilika bewundern, doch über diese Kirche werde ich einen gesonderten Beitrag schreiben!
Schon um 870 nach Christus lässt sich ein Kanonissenstift unweit des besagten Platzes belegen. Ca. 1000 Jahre haben die adeligen Fräulein, denn als solche durfte man Eintritten, die Hoheit über das alles was hier geschah, inne gehabt. Erst die Säkularisation 1834 existierte das Kloster als solcher, doch schon 1803 als Stift aufgehoben und zwei Jahre später gelangte das Gebiet einem Vertrag gemäß an die Preußen.
Doch da greife ich schon zu sehr vor. Mehrmals wurde das Stift geplündert und zerstört während seiner frühen Bestehungszeit.
Im 10. Jahrhundert wurden durch den Kaiser Otto III. Privilegien verliehen, doch wer denkt, dass diese nur einem einzigen bestimmten Ort zu Teil wurden, der Irrt, denn die Besitzungen erstreckten sich sehr weitflächig. Das Mutterkonvent war jener, über den ich schon zum Teil berichtet hatte – das in Essen. Mit der Zeit gewann es sehr an Macht und Besitzungen, die weit auseinander lagen...
Doch kehren wir nach Gerresheim zurück. 1368 erhielt es von den Grafen von Berg die Stadtrechte verliehen, mit allen Rechten, die dazu gehören. Dazu kann ich erwähnen, dass folge dessen ab dem 15. Jahrhundert eine eigene Gerichtsbarkeit bestanden hatte, mit bestimmten Einschränkungen, doch die sind sind der Stelle nebensächlich.
In vielen Orten, so auch in Gerresheim gibt es Ereignisse, die nachhaltig und prägend die seine weiteren Geschicke verändern bzw. deren Lauf dramatisch umwandeln, in diesem Fall war es 1568 ein verheerender Brand gewesen, von dem sich dieser heutiger Stadtteil Düsseldorfs, trotz etlicher Jahrhunderte, die es als weiterhin als Autonomie bestanden hatte, niemals mehr erholt. Die Gründe lagen auch drin begründet, dass es allgemein politische und religiöse Umbrüche gegeben hatte, schon wegen (je nach dem welche der „verfeindeten“ Glaubensausrichtungen die Oberhand gewann) dem Festhalten an dem alten und bewehrten – und nicht dem Protesttischen, wo sich einige der Landeherren dazu verleitet ließen, doch auch das ist ein Grund für den langsamen Untergang verantwortlich.
Weitere Brände, sowie der etliche Überfälle und Belagerungen im Dreißigjährigen Krieg haben ihr übriges getan. Im 18. Jahrhundert, als ein Gesandter einen Bericht über diesen Ort an den Fürsten verfassen sollte, stellte nur fest, dass „Dieser Orth ist vormals sehr groß gewesen, gleich als man noch aus desselben Ringmauer absehen kann, vor izo ab sind an stadt der Häuser mehrenteils Gärten innerhalb gedachter Mauer“ und er bezeichnete Gerresheim als „sehr gering und klein“. Eine katastrophale Einschätzung, die Erich Philipp Ploennies im Jahre 1715 fällte.
Ein sehr düsteres Kapitel Gerresheims nimmt man mit schaudern zu Kenntnis, denn das was uns die Chroniken da erzählen, ist aus heutiger Sicht kaum begreiflich! In größten Teilen Europas gibt man sich schon als „humanistisch“ und „Aufgeklärt“, doch es fällt wahrlich wer zu begreifen, dass es nicht im Mittelalter der letzte „Hexenprozess“ im Rheinland stattgefunden hatte, so fanden in den Jahren 1736 bis 1738! Genau hier auf den Gerricusplatz wurden die 14-jährige Helena Curtens und ihre 46-jährige Nachbarin Agnes Olmanns öffentlich durch Verbrennen hingerichtet! Da fehlen einem wahrlich die Worte...
Da ich schon einiges Vorweggenommen habe überspringe ich mehr als ein Jahrhundert und komme sofort auf die bis vor wenigen Jahren existierende, weit über die Region bekannte Gerresheimer Glashüte. Sie wurde 1890 gegründet und sorgte für einen Aufschwung, in dem sie 1200 Beschäftigten ein Einkommen sicherte.
An die einstige Bedeutung soll das Gerricusdenkmal mitten auf den Platz erinnern, zu dem werde ich auch an passender Stelle einen separaten Bericht verfassen. Von dem ehemaligen Konvent ist auch kaum etwas geblieben (wird aber nicht verraten, wo man es tatsächlich ansehen kann...).
Was aber den Platz zu unverwechselbar macht sind die zum teil sehr schiefen Fachwerkhäuser, die eine gewisse Vorstellung vermitteln, wie es über Jahrhunderte ausgesehen hatte.
1909 wurde Gerresheim, nach sehr zähen Verhandlungen zu Düsseldorf eingemeindet, trotzdem besitzt es bis heute ein eigenes Wappen - links einen stehenden Löwen, rechts davon abgegrenzt 3 rote Sterne.
Auch, wenn man einige Mühen auf sich nehmen muss, um vom Zentrum hierhin zu kommen, es lohnt sich![verkleinern]
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