Kannst DU radschlagen? Wer ICH, sicherlich nicht, zwar wohne ich schon seit Jahrzehnten in der Landeshauptstadt, doch schon damals Anfang der 90-er war ich zu "alt" dafür... So musste ich auf die Frage antworten, die mir jemand in dem Zusammenhang gestellt wurde.
Für nicht Düsseldorfer: seit sehr langer Zeit besteht der Brauch des Radschlagens, es handelt sich, der Überlieferung nach, um ein Tatsächliches Ereignis zurück, doch da gibt es mehrere Varianten!
Die bekannteste unter ihnen hat... weiterlesen
mit der Stadtgründung im Jahr 1288 zu tun: nachdem die Schlacht von Worringen geschlagen war und die Grafen von Berg den Frieden verkündet haben, freuten sich die Bewohner dermaßen, dass sie Rad geschlagen haben.
In einer anderen Variante heißt es, dass bei einem Hochzeitszug, an der Hochzeitskutsche ein Rad gebrochen sei. Ob es sich dabei um die zwischen der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm I. oder von Jan Wellem und Anna Maria Luisa de’ Medici handelte kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. Jedenfalls sei ein Knabe zur Kutsche gesprungen, um das drohende Unglück abzuwehren, habe das Rad festgehalten und sei somit zum lebenden Kutschrad geworden. Auch, wenn es eine schöne Geschichte ist, bewiesen kann sie nicht werden!
Gesichert ist aber, dass durch die Vorläufer heutiger Messen viele Besucher ab dem 19. Jahrhundert angelockt wurden. Die Kinder waren so pfiffig, um sich ein paar Pfennig zu verdienen, haben sie dieses Kunststück den Reisenden vorgeführt, wobei die Worte „Eene Penning för ne Radschläjer" sicherlich ihre Wirkung nicht verfehlt haben, denn es soll bei ihnen wohl sehr gut angekommen sein.
Die Figur des Radschlägers ist zu einem bekannten Symbol der Stadt geworden; ein jährlich stattfindendes Radschläger-Turnier in Düsseldorf trägt dem Rechnung.
Dieser Brunnen soll an dieses Brauchtum erinnern. Er steht am Rande des Burgplatzes zwischen dem Schlossturm und dem von mir beschriebenen Stadterhebungsmonument. Es war in den Vergangenen Monaten kaum zu sehen, denn es war durch ein Gerüst und Planen verdeckt. Zum Glück habe ich es schon vorher fotografiert.
Der Brunnen ist eine Stiftung des Heimatvereins "Düsseldorfer Jonges" und besteht aus einem runden Wasserbecken von ca. 3 m Durchmesser, in dessen Mitte sich ein Sockel mit zwei ca. 1,20 m großen radschlagenden Bronzefiguren erhebt.
Der Brunnen ist ein Werk des deutschen Bildhauers Alfred Zschorsch (1887-1956). Vor allem in der Zeit des NS-Regimes konnte er als Parteimitglied viele Aufträge verwirklichen, da seine schlichten kraftvollen Figuren den Vorstellungen des idealisierten Menschenbildes der Machthaber entsprachen.
Schon Ende der 30er Jahre hatte man in Düsseldorf die Errichtung eines Radschlägerdenkmals erwogen; es kam aber erst 1953 zur Ausschreibung eines Wettbewerbs, den Zschorsch mit seinem Entwurf für sich entscheiden konnte.
Die Inschrift, verfasst in Düsseldorfer Platt von dem Düsseldorfer Mundartdichter Hans Müller-Schlösser (1884-1956) lautet: "Radschläjer wolle mer blieve, wie jeck et de Minsche och drieve" (Radschläger wollen wir bleiben, wie verrückt es die Menschen auch treiben).
Wegen eines Rechtschreibfehlers kam es bei der Einweihung des Brunnens 1953 fast zu einem Skandal. Nachdem der beliebte Hans Müller-Schlösser damit drohte, der Einweihung fernzubleiben und sich von dieser Arbeit zu distanzieren, überdeckte man kurzerhand das überflüssige "n" am Ende des Wortes "Minsche" mit Zement. Mittlerweile ist es aber schon wieder teilweise sichtbar.
Eigentlich schade ist, dass es meistens kein direkter Blick darauf möglich ist, da davor Tische und Stühle von der Gaststätte dahinter den Blick verstellen, doch bekanntlich bestätigen die Ausnahmen die Regel, wie in diesem Fall.[verkleinern]