Nach einer Wahl ist, wie man sagt, vor der Wahl, nicht nur in diesem Jahr! Erst vor wenigen Wochen wurde in NRW ein neues Kabinett gebildet, der sich politisch einiges vorgenommen hatte, was in der nächsten Legislaturperiode auf den "Weg" gebracht werden soll.
In der Regel darf "Otto-Normelverbraucher" ohne einer der Fraktionen anzugehören höchtens von der "Zuschauerloge" aus der Entfernung eine der Sitzungen beizuwohnen. Den "nicht eingeweihten" bleiben wenige Gelegenheiten im Jahr, um es... weiterlesen
sich das ganze Haus in Ruhe anzuschauen. So weit es mir bekannt ist, werden die Termine für die öffentlichen Führungen rechtzeitig vorher bekanntgegeben, weil man sich dafür anmelden muss. Bei uns war es aufgrund des Anlasses nicht notwendig gewesen, ohne zu sehr auf die Details einzugehen.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist Nordrhein-Westfalen (sowie im Namen nicht erwähntes Lipper Land) - NRW ein "junges". Erst vor etwas mehr als 60 Jahren wurde durch Beschluss der "Siegermacht" Großbritannien das besagte "Gebilde" geschaffen. Bis heute sind die jeweiligen Unterschiede erkennbar, auch wenn diese Bereiche bereits ab dem 19. Jahrhundert Preußen unterstellt waren. Doch durch die unterschiedliche Aufteilung / Gewichtung der jeweiligen Verwaltungsbezirke gab es kaum gemeinsame Berührungspunkte, höchstens wenn diese dem einen oder anderen Industriellen von Nutzen gewesen sind. Das am Rande erwähnt. So agierten die Rheinländer und die Westfalen räumlich und weitgehend politisch unabhängig von einander, nicht zuletzt aufgrund religiöser Ausprägung und mehrerer Landtage auf dem heutigem Gebiet des Bundeslandes.
Unter einer "Hochzeit" stellt man sich etwas feierliches vor, doch auf das "Bindestrichland" NRW übertragen, war es ein Bürokratischer Akt, der notwendig erschien, um dauerhaft Demokratie, Stabilität und Sicherheit garantieren zu können. Die Operation "Marriage", wie sie offiziell hieß, war ein Versuch eine vorübergehende Regierung aufzustellen, die ab 1946 die Aufgaben übernehmen sollte, die nötig waren, um einen Wiederaufbau, nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch in politischer, voranzutreiben.
Es war eine Aufgabe, die zuerst dem ersten (noch nicht gewählten) Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Rudolf Amelunxen (30. Juni 1888, Köln - 21. April 1969, Düsseldorf) übertragen wurde. Die "richtigen" Wahlen fanden aber erst im Jahre 1949 statt. Da sich die Repräsentanten sich schwer getan haben, um einen gemeinsamen Konsens über eine administrative Regelung der jeweiligen Gewichtung der einzelnen Teile der einstigen Provinzen, wurde wie erwähnt eine Vereinigung von oben beschlossen, wie beschrieben.
Der Landtag von NRW, als solcher besaß sehr lange Zeit verschiedene "Quartiere", bis dieses Gebäude in den 1980-er Jahren errichtet worden ist. Durch die Zerstörungen bedingt, wich man in den 1950-er Jahren, wie ich an der passenden Stelle erwähnt habe, auf die neu gegründete Akademie der Wirtschaft aus. Als das ehem. "Ständehaus" saniert wurde ebenfalls parallel dazu dort. Das liegt aber ebenfalls Jahrzehnte zurück und ist zu einer Randnotiz der Geschichte selbst geworden.
Das moderne Gebäude am Ufer des Rheins ist ein imposantes Gebäudekomplex, das mit seiner markanten Silhouette von weiten erkennbar ist. Die Gesamtfläche erstreckt sich auf einem Grundstück, das auf 12 ha sich ausdehnt und das Gebäude selbst misst 105X195 Meter! Die Baukosten beliefen sich Ende der 80-er Jahre auf die stolze Summe von 78 Mio. DM!
Die Dimensionen können einen schon "erschlagen", denn allein der Plenarsaal besitzt 30 Meter im Durchmesser und die einzelnen Fraktionsräume verteilen sich auf einer Fläche von fast 20.000 m²! Einige von ihnen haben wir beim Fest Anläßlich des Jubiläums der vorher erwähnten "Operation marriage" vor über 60 Jahren besucht. Das ist eine der wenigen Ausnahmen, die man nutzen sollte, wenn sie sich einem bietet!
Die Form des im Jahre 1988 eröffneten Landtags läßt sich am besten von dem nahen Fernsehnturm erkennen: es sind Kreise, die in einander greifen, dies scheinbar von 2 Armen "umarmt" werden. Das konnte ich auf den Fotos erkennen, die man sich als Andenken mitnehmen konnte.
Wie in allen anderen Behörden auch, gilt in dem ganzen Komplex striktes Rauchverbot, was selbstverständlich sein sollte.
Im Inneren hat uns besonders der gläserne Aufzug gefallen, der leider bei der warmen Witterung, die bei unseren Besuch dort geherrscht hatte, zu einer Art "Sauna" wird, den wir wegen der Aussicht / Überblick über die Fläche genommen haben.
Ein weiterer Highlight, neben dem Plenarsaal selbst, war der Raum, in dem die offiziellen Treffen mit hohen Würdenträgern (letztes Jahr war es der Spross der Königsfamilie vom Großbritannien Prinz William gewesen) stattfinden, inkl. Eintragung in das goldene Buch des Bundeslandes. Dieses war (selbstredend) ausgelegt, um den Vorgang zu "legitimieren". Auch, wenn der Bundespräsident zwischenzeitlich ein anderer geworden ist, gehört dessen Bild einfach in diesen Rahmen dazu.
Erneut ist es ein sehr langer Beitrag geworden, der vielleicht Lust auf mehr verschafft, der selten in der erwähnten Bandbreite zu besichtigen ist, doch eine markante Erscheinung ist, an der man kaum vorbei gehen kann. Solche Gelegenheit wollte ich nicht mir wenigen Worten "abspeisen", wie man es von mir kennt! Erneut ein weißer Fleck weniger, trotz des Umfangs, der zusammengekommen ist![verkleinern]