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Viele der heute öffentlichen Grünanlagen in Düsseldorf gehen auf private Gründungen zurück, weil sie ein Teil der einstigen Grundstücke gewesen sind, die im Auftrag von dessen Inhabern "verschönert" wurden. Zu diesen gehört der im Stadtteil Lohausen befindliche und nach dem industriellen Lanz benannte Park dort. Es ist die Kulisse, in der diese Kapelle zu finden ist.
In der Vergangenheit habe ich inzwischen diesen Park mehrmals besucht. Trotz das der Weg für mich immer eine bewußte... weiterlesen Entscheidung gewesen ist. Es liegt daran, dass es mit einer langen Anfahrt [ab HBF 20 Min / 15 ab Altstadt / +X zu mir ;-) und einem strammen Fußweg (ca. 1,5 km)] verbunden ist! Falls man es sich tatsächlich anschauen wollte, empfehle ich eine Anfahrt mit den Öffis bis zu U HS "Lohausen", die von der 79 (Richtung Duisburg) angesteuert wird. Es liegt in Hör-/Sichtweite des hiesigen Flughafens, der an anderen "Ende" Düsseldorfs liegt. Trotz dieser Tatsache gestaltet es sich eher schlecht mit den Parkplätzen aus. Das am Rande erwähnt.
Trotz das ich mehrmals versucht habe, allgemeine Öffnungszeiten in Erfahrung bringen zu wollen, ist mir das bisher nicht gelungen. Nicht mal am Eingang war eine Auffindbar :-(. In dem Fall gehe ich davon aus, dass wie bei den anderen Grünanlagen auch, diese je nach Jahreszeit ein wenig variieren können. Am schönsten ist es dennoch, wenn das Wetter mild und nicht so grau und trist daherkommt, wie es jetzt es sich zeigt.
Zum ersten mal als ich das Areal betreten habe, war ich schon überrascht, dass es mitten in der Woche eine Gruppe durch den selbigen geführt und ein Mensch sogar die sonst verschlossene Kapelle zeigen konnte. Wie es sich herausgestellt hatte, war es der Vorsitzende des Förderverein Lantz'sche Kapelle e.V. Siegfried Küsel persönlich! Trotz, dass ich mich "eingeschmuggelt" hatte, hat er keinerlei Einwende dagegen gehabt.
Es ist schön anzusehen, wenn man erst durch eine waldähnliche Anlage spaziert und plötzlich an deren Ende vor einer (jedenfalls nach außen hin) unscheinbaren Kapelle steht. Leider, was in der Gegend öfter vorkommt, hat ein Bach in deren Nähe (auf deren Bezeichnung ich jetzt nicht komme) die Fundamente stark angegriffen, sowie aber auch das Grundwasser, was zu einer gesamten Verschlechterung der Bausubstanz geführt hatte. Es hieß sogar, dass mehrere Jahre von Nöten gewesen sind, um die Feuchtigkeit so weit zu senken, damit überhaupt eine "Bestandaufnahme" erst möglich sein konnte. Doch so viel sei verraten: dort wurden nur die besten Materialien verwendet, die man im 19. Jahrhundert für sein Geld haben konnte!
Es ist ein Vermächtnis an die verstorbene Gattin - Mathilde Lantz (1834 - 1878) im Auftrag von Heinrich Victor Lantz (1820-1901) errichtet worden ist. Unter der besagten Kapelle befindet sich bis heute das Mausoleum der oben genannten Familie, auch wenn das Grundstück, auf dem sie steht, seit 1972 der Stadt Düsseldorf gehört.
Die Kapelle als solche ist nicht barrierefrei erreichbar. In den vergangenen Jahren seit der Gründung des Fördervereins wurden etliche „Baustellen“ bereits behoben, doch es ist reichlich zu tun, bis es erneut ein Juwel sein wird. Das was am meisten im Inneren auffällt, sind die wunderschönen Mosaiken (die einst extra in Italien hergestellt worden sind) an beiden Seiten des Altars. Zu sehen sind die heiligen Namenspatrone der Familie Lanz.
Wenn man sich vor Ort umschaut, sowohl außen, als auch Innen, hat man den Eindruck vor / in einer romanischen Kapelle sich zu befinden. Das wird auch durch die an den byzantinischen Stil angelehnten Bauelemente dort vorzufinden sind. Das wird an der Wandverkleidung aus Marmor und Stuck erkennbar. Diese bilden zusammen abwechselnd ein horizontales Band rund um das ganze Innere des unteren Teils der Wände. Ebenfalls erwähnenswert finde ich die (zur Entstehungszeit ziemlich hochpreisige) in Muster gelegten Fußbodenfliesen, die ein kleines aber wichtiges „Ziel“ bei der Wiederherstellung der Kapelle gewesen sind. Steinchen zum nächsten, bis es erneut „vorzeigbar“ dargestellt hatte. Nicht minder mühsam gestaltete es sich auch an den anderen Stellen.
Ein großes „Projekt“ war eine Untersuchung der Wände, denn ein Rätsel sollte dabei gelöst werden: auf einer alten schwarz-weiß Fotografie, die vermutlich Anfang des vergangenen Jahrhunderts gemacht worden war, erkennt man ein über dem Eingangsportal ein Fresko, auf dem Christus als Weltenherrscher mit verschiedenen Heiligen und Engeln zu sehen ist. Es wird Gericht gehalten mit Erzengel Michael in deren Mitte. Eine sehr kostspielige Analyse wurde erstellt und dennoch brachte es nicht den gewünschten Erfolg mit sich. Nachdem verschiedene Optionen ausgeschlossen wurden, wird vermutet, dass es sich bei der Darstellung höchstwahrscheinlich um eine (sehr realistische) Tapete eines Luxusherstellers handeln könnte. Dieser Hintergrund hat nicht nur mich sehr verblüfft!
In der frühen Nutzungszeit war die (Namenlose?) Kapelle wurde, so wie ich erfahren habe, in den ersten 20 Jahren nicht nur von der Industriellenfamilie genutzt. Bis in Lohausen eine eigene Kirche für die (damals katholisch genutztes Gotteshaus) wachsende Gemeinde errichtet worden ist, wurde die Liturgie zwischen 1879-99 von den Mitgleitern hier gefeiert. Heute ist es allen christlichen Gemeinschaften (nach vorheriger Voranmeldung) möglich es zu tun. Die besondere Akustik macht einen solchen Besuch dort unvergessen. Ein kleiner Nachteil ist aber, dass dort höchstens 30 Erwachsene einen Sitzplatz hier vorfinden können!
Durch verschiedene Veranstaltungen, an denen ich seit dem ersten Besuch dort teilgenommen habe, weiß ich, wie aufwändig es sein kann, sich einem solchen Denkmal zu widmen. Wenn man es genau nimmt, es mutete ein wenig wie eine "Werbeveranstaltung" in eigener Sache ;-)! Das war jedenfalls der Eindruck, als ich mit meinem Partner an eine solche (im Rahmen vom "Tag des offenen Denkmals") teil genommen haben. Mich hat es nicht weiter gestört, weil es so gesehen eine der Möglichkeiten ist, die allgemein den gemeinnützigen Vereinen zu Verfügung steht, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen!
Nebenbei haben wir erfahren, dass die Kapelle Monte im Voraus an den Sommerwochenenden (aber nicht nur) ausgebucht ist, weil dort gerne Hochzeiten oder Taufen abgehalten werden. Über die "fälligen" Preise aber schwieg aber Herr Siegfried Küsel und eher ein Lächeln huschte dabei über seine Lippen. Für mich waren es jeweils kurzweilige Angelegenheit, im Vergleich zu dem was ich Anfangs geschrieben habe. Ohne solche Vereine wären viele Aufgaben im kulturellem Bereich, für die eigentlich die Stadt Düsseldorf verantwortlich wäre, gar nicht erst realisierbar. Das Förderverein Lantz'sche Kapelle e.V. setzt sich nun mehr seit 2010 für diesen Zweck ein, das für mich eine interessante Entdeckung gewesen ist, weil nur wenig davon bei den Bewohnern bekannt ist! Mein Favorit ist es auf jeden Fall, der kein weißer Fleck bleiben darf![verkleinern]