Bis vor wenigen Monaten habe ich zwar bei meinen Shoppingtouren in Duisburg den markanten Turm gesichtet, doch noch nie die Salvatorkirche. Der Grund war, dass ich in diese Richtung gegangen war, lag daran, dass ich ein ruhiges Plätzchen zum Ausruhen brauchte. Durch Zufall stand ich plötzlich vor der evangelischen Salvatorkirche. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass die Tür offen gewesen ist. Dies wurde auch durch die Fahne davor signalisiert. Das ist immer ein gutes Zeichen, wenn man davor... weiterlesen
steht und nicht weiß, ob es eine Besichtigung möglich ist.
Mein persönlicher "Aufpasser" hat mir das mit auf den Weg gegeben, denn er meinte, dass trotz dessen viele Interessierte so kurz davor umkehren, weil sie dies missdeuten.
Geht man aber wenige Schritte weiter, so entdeckt man einige Tafeln, die auf die Vergangenheit dieses Ortes verweisen. Im Mittelalter stand an dieser Stelle eine Pfalz mit dazugehöriger Kirche. Durch diesen Hintergrund kann man sie zu den wichtigsten Spätgotischen Kirchen im Niederrhein zählen.
Nachdem meine (Eis)pause zu Ende gewesen war, entschloss ich mich rein zu schauen. Viele alte Epitaphien zieren die Wände der Kirche. Sie gehören, wie die Aufsicht mir erzählte den Professoren der nahen "Lehranstalt", die seit 1655 die Bezeichnung Uni gehabt hatte.
Als ich die Sachen fotografiert habe, musste ich innerlich zusammenzucken, denn jemand sprach mich von einer sehr dunklen Ecke an, die von meiner Position nicht einsehbar war, dass ich "von der Kanzel ein bessere Übersicht habe, als von unten". Da ließ ich mich nicht zwei mal bitten und machte folglich welche, wie man sehen kann, von dieser Position aus.
Bei der Duisburger Salvatorkirche handelt es sich um einen dreischiffigen Bau, der mit seinem imposanten Maßwerk zu repräsentieren vermag. Errichtet wurde das Gotteshaus aus grauem Granit, wobei das Dach mit dunklem Schiffer wahrlich als Kontrast verstanden werden kann.
Das Innere wird durch die mächtigen Pfeiler gegliedert. Wenn ich ehrlich sein soll, die von mir bestiegene Kanzel ist schon etwas besonderes, das habe ich irgendwie schon bei besteigen gespürt, auch wenn seine Stufen schon reichlich abgenutzt gewesen sind. Sie zählt wohl zu den älteren Objekten, die man sehen kann, denn sie wurde im Jahre 1664 errichtet und trotzdem ist sie noch vom Renaissance geprägt.
Zwei weitere Sachen sind auch erwähnenswert, dass hier in einer Seitenkapelle an den berühmten Bewohner der Stadt, den Erfinder Gerhard Mercator (eigentlich De Cremer) gedacht wird. Ein Epitaph dort erinnert an ihn. Diese und andere geschichtlich interessante Ereignisse der Kirche in einem Bildteppich dargestellt worden sind. Unter diesen ist sicherlich der Übertritt zum Protestantischen Glauben im Jahre 1543, der vom Stadtrat beschlossen wurde, einer der wichtigsten darunter.
Die andere Überraschung, die mir dort erzählt wurde ist, dass die im Krieg zerstörten Fenster, die nachher erstellt wurden nicht nur von einer Person stammen, sondern es war eine Gemeinschaftsarbeit Deutscher und Jüdischer Künstler gewesen. Die jeweiligen Themen waren vorgegeben, doch jeder Schaffende konnte selbst bestimmen, wie er es umsetzt. Die Themen waren sowohl die Verbindung Gottes mit dem Volk Israel, als auch der Bund der Menschen mit Christus, die an beiden Seiten des Langhauses zu sehen sind. Nähers darüber kann man auf der Seite:
http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b818/b818.shtml erfahren.
Eins der Fenster soll die zerstörte Synagoge in Duisburg symbolisieren und das wurde tatsächlich von einem Vertreter dieser Glaubensrichtung - Naftali Bezem aus dem Jahr 1981, man kann es an den 2 Kerzen erkennen.
Bei weiterer Recherche habe ich erfahren, dass die Kirche auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann, in dem Faltblatt, das mir der "Aufpasser" gegeben hatte, ist erwähnt, dass während der Besatzung des Rheinlandes durch die französischen Revolutionstruppen es als Kornspeicher, Pferdestall etc. benutzt haben.
Erst durch eine großzügige Spende des Kaisers von Preußen im Jahr 1891 ist es möglich gewesen, dass die Kirche ihrer ehemaligen Bestimmung, nach einer generellen Sanierung, übergeben werden konnte.
Das war nicht das letzte mal, denn es war bis in die 1960-er Jahre nicht klar, ob die Krigsschäden beseitigt werden können / sollen, da hat man sich für einen Mittelweg entschieden, wie man es an dem Turm erkennen kann.
Die Unterhaltung hat mir Einblicke in die Kirchengeschichte gewährt, die ich alleine nicht auf Anhieb von selbst gekommen bin, deshalb bekommt die Kirche die 4 Sterne, sonst würden es höchstwahrscheinlich weniger...
Nachtrag November 14
Folgendes habe ich noch in Erfahrung brigen können: An jedem ersten Sonntag im Monat findet von 15 bis 16 Uhr eine Kirchenführung statt. Sie wird von ehrenamtlichen Kirchenführern geleitet, die Sie über die Geschichte, Baustil und die Fenster der Salvatorkirche informieren. Der Eintritt hierzu ist frei, Spenden sind jedoch gerne gesehen.[verkleinern]