Das kleine, 1579 erstmal erwähnte und 1998 zur Stadt erhobene Erkner liegt heute direkt am südöstlichen Berliner Stadtrand.
Hunderte Jahre hatte der damals eher unbedeutende Ort weder einen Friedhof noch eine Kirche. Beisetzungen und Kirchgänge fanden im benachbarten Woltersdorf statt.
Das änderte sich erst mit der industriellen Revolution in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erkner wuchs, nicht zuletzt durch den Anschluss ans Bahnnetz, schnell und 1863 erhielt Erkner seinen eigenen,... weiterlesen
heute überbauten Kirchhof.
Gottesdienste wurden ab 1853 im Bahnhofsgebäude, seit 1857 im alten und seit 1878 im neuen Schulhaus abgehalten.
Zwar führte Erkner seit 1873 Verhandlungen mit dem Landratsamt über einen Kirchenbau, die aber ergebnislos verliefen. In ihrer Not wandte sich die Gemeinde schließlich an Auguste Viktoria (1858-1921 / Gemahlin von Kaiser und König Wilhelm II.), Königin v. Preußen und Deutsche Kaiserin, mit der Bitte um Übernahme der Schirmherrschaft für einen Kirchenbau. Dieser Bitte wurde am 2.7.1895 entsprochen.
1896 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau der einschiffigen Kirche im neogotischen Stil aus Rüdersdorfer Kalkstein und roten Backsteinen nach Plänen des Architekten Ludwig v. Tiedemann (1841-1908). Baugrund und Orgel stiftete der Berliner Klavierfabrikant Carl Bechstein.
Bereits am 24.10.1897 erfolgte die feierliche Einweihung der Kirche in Anwesenheit von Kaiserin und Königin Auguste Viktoria und des Prinzen Friedrich Heinrich v. Preußen (1874-1940).
1933 wurde die Kirche um den angrenzenden Luthersaal des Gemeindezentrums erweitert.
Am 8.3.1944 ging Erkner bei dem verheerenden Luftangriff der US-Air-Force unter und mit dem Ort die Kirche und der Luthersaal. Sie wurde bis auf die Außenmauern zerstört und brannte aus. Der Kirchturm mit den Gussstahlglocken blieb allerdings verschont.
Das Inventar und das Kirchenarchiv wurden ein Opfer der Flammen. Lediglich die versilberten Abendmahlgefäße überstanden beschädigt den Luftangriff.
Bereits 1948 begann die Kirchengemeinde unter schwierigsten Bedingungen mit dem Wiederaufbau von Luthersaal (Wiedereinweihung 1951) und Kirche (Wiedereinweihung 1958). Eine neue Orgel aus der Orgelbauwerkstatt Sauer erhielt die Kirche 1961.
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Arbeiten durchgeführt. Mit der Sanierung des Kirchturms 1999 und der Rekonstruktion sowie Sanierung des Kirchenschiffs 2007 konnten die Arbeiten weitgehend abgeschlossen werden.
Im Vergleich mit alten Innenaufnahmen ist die Gestaltung des Kirchenschiffs beim Wiederaufbau eher schlicht ausgefallen. Die heftige Ornamentik der wilhelminischen Zeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nicht wiederhergestellt. Lediglich den Gewölbebogen vorm Altarraum schmückt eine einfache Pflanzengirlande.
Anstelle des 1944 verbrannten, fast schon neobarocken Altars hat man einen schlichten modernen Altarttisch mit großem Kreuz errichtet.
Ebenfalls nicht ersetzt wurde die Skulptur des Erzengels Gabriel über dem Kirchenportal.
Fazit: Schöne, nach Kriegsschäden wiederaufgebaute Kirche mit schlichter protestantischer Innenausstattung.
Offene Kirche, die außer für Gottesdienstes auch für Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen genutzt wird.[verkleinern]