Das 1987 eröffnete Gerhart-Hauptmann-Museum befindet sich in Erkner am südlichen Kreisverkehr (nach Neu Zittau, zur Autobahnanschlussstelle A10). Die Kleinstadt am südöstlichen Stadtrand von Berlin schmückt sich mit dem Titel „Gerhart-Hauptmann-Stadt“, lebte der Schriftsteller Ende des 19. Jahrhunderts doch für 4 Jahre hier.
Es gibt einen kleinen eigenen Parkplatz, ansonsten muss sein Glück auf der Straße versuchen. Vor dem Museum im ehemaligen Garten ist die ziemlich grauselige Skulptur des... weiterlesen
nackten Gerhard Hauptmann von Sabina Grzimek aufgestellt.
Das Museum selbst besteht aus 2 Komponenten – aus der Villa Lassen und einem schnöden Flachbauanbau.
Der Zugang erfolgt über den Anbau. Der Kassenbereich ist gleichzeitig Info-Punkt der örtlichen Tourist-Information.
Der Eintrittspreis ist mit 2 €uro sehr moderat (Ermäßigungen für Schüler und Azubis), die Fotoerlaubnis kostet 50 Cent.
In den angrenzenden Räumen sind dann Leben und Werk von Gerhart Hauptmann anschaulich dargestellt. Die Ausstellung ist übersichtlich und gut gegliedert und verzichtet auf endlose Texte bei der Info. Sie beschränkt sich angenehmer Weise auf das Wesentliche. Dieser Teil ist noch barrierefrei.
Die angrenzenden Wohnräume der Familie Hauptmann im Erdgeschoss der Villa Lassen sind es dann nicht mehr.
Wegen Lungenproblemen zog Hauptmann mit seiner Frau 1885 in die damals beschauliche und noch weit vor den Toren Berlins gelegene Gemeinde an der Löcknitz und mietete die Wohnung im Erdgeschoss der Villa Lassen. Hier lebte die Familie bis 1889.
Die Räume (Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer) sind nur zum Teil original eingerichtet. Etliches wurde aus anderen Hauptmann-Stätten oder im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ergänzt.
Ob Hauptmann hier heute noch die nötige Ruhe finden würde, darf beim Blick aus dem Fenster des Arbeitszimmers bezweifelt werden, liegt die Villa heute am Schnittpunkt mehrerer Straßen.
Ein vierter Raum wird heute als Pausenraum genutzt. Auch ein Saal im Anbau wird für Veranstaltungen genutzt.
Gerhart Hauptmann:
Er wurde am 15.11.1862 im schlesischen Salzbrunn (heute Szczawno-Zdroj / Polen) geboren und wollte ursprünglich Bildhauer werden. Mehrere verschiedene Studiengänge in Breslau, Dresden, Jena und Berlin brach er ab. Während seiner Erkneraner Zeit begann Hauptmann seine schriftstellerische Tätigkeit.
In den folgenden Jahrzehnten wurde Gerhart Hauptmann zu einem der führenden deutschen Dramatiker und Schriftsteller seiner Zeit.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen ua. „Der Biberpelz“ und „Die Weber“. 1912 erhielt Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreis.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zunächst zu den Kriegsbefürwortern, später aber zu den Kriegsgegnern.
Während der NS-Zeit blieb Hauptmann im Land und arrangierte sich mit den braunen Machthabern, von diesen allerdings kritisch beäugt und auch mit Zensurmaßnahmen belegt. 1944 wurde er von Hitler in die „Gottbegnadeten-Liste“ der für das Regime unersetzbaren Künstler aufgenommen.
Während seines Aufenthalts im Lungensanatorium im sächsischen Wachwitz erlebte Hauptmann die Bombardierung Dresdens vom 13.-15.2.1945. Er schrieb damals:
„Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“
Seit 1901 lebte Hauptmann im schlesischen Agnetendorf (Schlesien / heute Jagniatkow / Polen) im Riesengebirge und seit 1929 im Sommer auf der Ostsee-Insel Hiddensee.
Trotz eines sowjetischen Schutzbriefes wurde Gerhart Hauptmann 1946 von den polnischen Behörden aufgefordert, wie die meisten Deutschen, das nun zu Polen gehörende Schlesien zu verlassen.
Dazu kam es nicht mehr. Am 6.6.1946 starb Gerhart Hauptmann an den Folgen seiner Lungenerkrankung im 84. Lebensjahr in seinem Haus in Agnetendorf. Die von Hauptmann testamentarisch verfügte Beisetzung in Schlesien wurde von Polen verweigert und verhindert. Wochenlang blieb der Leichnam in einem Sarg im Haus Hauptmanns. Erst nach über einem Monat erteilte die polnische Verwaltung auf Druck der sowjetischen Militäradministration die Genehmigung zur Überführung des Leichnams nach Deutschland.
52 Tage nach seinem Tod wurde Gerhart Hauptmann nach einer Trauerfeier in Stralsund auf dem Inselfriedhof von Hiddensee in Kloster beigesetzt.
Fazit Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner: Sehr interessantes, gut gestaltetes und nicht zu umfangreiches Museum.
„Ich habe vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort Fasching, Bahnwärter Thiel und mein erstes Drama Vor Sonnenaufgang. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“
(Aus einem Brief Hauptmanns an die Gemeinde Erkner im Dezember 1936)[verkleinern]