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Neueste Bewertungen für Erkner im Bereich Kunst & Unterhaltung

  1. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Das 1987 eröffnete Gerhart-Hauptmann-Museum befindet sich in Erkner am südlichen Kreisverkehr (nach Neu Zittau, zur Autobahnanschlussstelle A10). Die Kleinstadt am südöstlichen Stadtrand von Berlin schmückt sich mit dem Titel „Gerhart-Hauptmann-Stadt“, lebte der Schriftsteller Ende des 19. Jahrhunderts doch für 4 Jahre hier.

    Es gibt einen kleinen eigenen Parkplatz, ansonsten muss sein Glück auf der Straße versuchen. Vor dem Museum im ehemaligen Garten ist die ziemlich grauselige Skulptur des nackten Gerhard Hauptmann von Sabina Grzimek aufgestellt.
    Das Museum selbst besteht aus 2 Komponenten – aus der Villa Lassen und einem schnöden Flachbauanbau.

    Der Zugang erfolgt über den Anbau. Der Kassenbereich ist gleichzeitig Info-Punkt der örtlichen Tourist-Information.
    Der Eintrittspreis ist mit 2 €uro sehr moderat (Ermäßigungen für Schüler und Azubis), die Fotoerlaubnis kostet 50 Cent.

    In den angrenzenden Räumen sind dann Leben und Werk von Gerhart Hauptmann anschaulich dargestellt. Die Ausstellung ist übersichtlich und gut gegliedert und verzichtet auf endlose Texte bei der Info. Sie beschränkt sich angenehmer Weise auf das Wesentliche. Dieser Teil ist noch barrierefrei.
    Die angrenzenden Wohnräume der Familie Hauptmann im Erdgeschoss der Villa Lassen sind es dann nicht mehr.

    Wegen Lungenproblemen zog Hauptmann mit seiner Frau 1885 in die damals beschauliche und noch weit vor den Toren Berlins gelegene Gemeinde an der Löcknitz und mietete die Wohnung im Erdgeschoss der Villa Lassen. Hier lebte die Familie bis 1889.

    Die Räume (Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer) sind nur zum Teil original eingerichtet. Etliches wurde aus anderen Hauptmann-Stätten oder im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ergänzt.
    Ob Hauptmann hier heute noch die nötige Ruhe finden würde, darf beim Blick aus dem Fenster des Arbeitszimmers bezweifelt werden, liegt die Villa heute am Schnittpunkt mehrerer Straßen.
    Ein vierter Raum wird heute als Pausenraum genutzt. Auch ein Saal im Anbau wird für Veranstaltungen genutzt.

    Gerhart Hauptmann:
    Er wurde am 15.11.1862 im schlesischen Salzbrunn (heute Szczawno-Zdroj / Polen) geboren und wollte ursprünglich Bildhauer werden. Mehrere verschiedene Studiengänge in Breslau, Dresden, Jena und Berlin brach er ab. Während seiner Erkneraner Zeit begann Hauptmann seine schriftstellerische Tätigkeit.
    In den folgenden Jahrzehnten wurde Gerhart Hauptmann zu einem der führenden deutschen Dramatiker und Schriftsteller seiner Zeit.
    Zu seinen bekanntesten Werken zählen ua. „Der Biberpelz“ und „Die Weber“. 1912 erhielt Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreis.

    Zu Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zunächst zu den Kriegsbefürwortern, später aber zu den Kriegsgegnern.
    Während der NS-Zeit blieb Hauptmann im Land und arrangierte sich mit den braunen Machthabern, von diesen allerdings kritisch beäugt und auch mit Zensurmaßnahmen belegt. 1944 wurde er von Hitler in die „Gottbegnadeten-Liste“ der für das Regime unersetzbaren Künstler aufgenommen.

    Während seines Aufenthalts im Lungensanatorium im sächsischen Wachwitz erlebte Hauptmann die Bombardierung Dresdens vom 13.-15.2.1945. Er schrieb damals:

    „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“

    Seit 1901 lebte Hauptmann im schlesischen Agnetendorf (Schlesien / heute Jagniatkow / Polen) im Riesengebirge und seit 1929 im Sommer auf der Ostsee-Insel Hiddensee.

    Trotz eines sowjetischen Schutzbriefes wurde Gerhart Hauptmann 1946 von den polnischen Behörden aufgefordert, wie die meisten Deutschen, das nun zu Polen gehörende Schlesien zu verlassen.
    Dazu kam es nicht mehr. Am 6.6.1946 starb Gerhart Hauptmann an den Folgen seiner Lungenerkrankung im 84. Lebensjahr in seinem Haus in Agnetendorf. Die von Hauptmann testamentarisch verfügte Beisetzung in Schlesien wurde von Polen verweigert und verhindert. Wochenlang blieb der Leichnam in einem Sarg im Haus Hauptmanns. Erst nach über einem Monat erteilte die polnische Verwaltung auf Druck der sowjetischen Militäradministration die Genehmigung zur Überführung des Leichnams nach Deutschland.
    52 Tage nach seinem Tod wurde Gerhart Hauptmann nach einer Trauerfeier in Stralsund auf dem Inselfriedhof von Hiddensee in Kloster beigesetzt.

    Fazit Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner: Sehr interessantes, gut gestaltetes und nicht zu umfangreiches Museum.

    „Ich habe vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort Fasching, Bahnwärter Thiel und mein erstes Drama Vor Sonnenaufgang. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“

    (Aus einem Brief Hauptmanns an die Gemeinde Erkner im Dezember 1936)

    geschrieben für:

    Museen / Freizeitanlagen in Erkner

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    basemb Tolle Bewertung! Da bleiben keine Fragen offen. Gerhart Hauptmann selbst sehe ich differenziert. Auf der einen Seite unbestritten einer der ganz großen deutschen Schriftsteller. Seine Theaterstücke und Erzählungen sind teilweise unerreicht. Menschlich gab es aber große Defizite. Er hat offen und aktiv mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Das Museum ist aber ein super Tipp!
    Ausgeblendete 17 Kommentare anzeigen
    Schroeder "Der Osten veliert sein Östliches, der Westen sein Westliches, beides ihr Köstliches."
    Gerhart Hauptmann
    bearbeitet
    grubmard Privat hatte es auch einige Irrungen und Wirrungen gegeben: Von seiner ersten Frau ließ er sich wegen seiner Geliebten (und späteren 2. Frau) scheiden, die er dann monatelang mit einer 16jährigen Schauspielerin betrog. bearbeitet
    grubmard PS: Alle Facetten seines Wirkens in der Kaiserzeit, in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit darzustellen und zu erläutern, würde selbst den Rahmen meiner Bewertungen/Beschreibungen sprengen. Ich hab das Thema daher nur flüchtig angerissen und verweise auf das finden entsprechender weiterführender Artikel via Internetsuchmaschinen.
    FalkdS Danke für diese schöne Bewertung.
    Glückwunsch zum GHM-Daumen!
    Puppenmama Und wiederum ein klasse Bericht, der zu Recht ausgezeichnet wurde.
    Herzlichen Glückwunsch dazu.
    vinzenztheis Erst dachte ich noch beim herumstöbern warum hier kein Däumling zu sehen ist, aber dann hat er sich nach einer geraumen Weile doch verdientermaßen dargestellt.
    Sedina Die posthume Hexenjagd auf bildende Künstler und Schriftsteller, die vermeinlich dem NS-System zu nahe standen, wird wohl sobald nicht zu Ende gehen. Das an den Pranger stellen geht rasend schnell und bedarf keiner inhaltlichen Tiefe, die Rehabilitierung dauert ewig, wenn überhaupt jemand an ihr interessiert ist.

    Ich finde es gut, dass Gerhart Hauptmanns Romane an den Schulen gelesen werden. Mein soziales Bewusstsein ist stark durch ihn entwickelt worden.

    Danke für den schönen Bericht lieber grubmard, und Glückwunsch zum Grünen Daumen !
    bearbeitet

    bestätigt durch Community

    Checkin

    1.
  2. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Das 1987 eröffnete Gerhart-Hauptmann-Museum befindet sich in Erkner am südlichen Kreisverkehr (nach Neu Zittau, zur Autobahnanschlussstelle A10). Die Kleinstadt am südöstlichen Stadtrand von Berlin schmückt sich mit dem Titel „Gerhart-Hauptmann-Stadt“, lebte der Schriftsteller Ende des 19. Jahrhunderts doch für 4 Jahre hier.

    Es gibt einen kleinen eigenen Parkplatz, ansonsten muss sein Glück auf der Straße versuchen. Vor dem Museum im ehemaligen Garten ist die ziemlich grauselige Skulptur des nackten Gerhard Hauptmann von Sabina Grzimek aufgestellt.
    Das Museum selbst besteht aus 2 Komponenten – aus der Villa Lassen und einem schnöden Flachbauanbau.

    Der Zugang erfolgt über den Anbau. Der Kassenbereich ist gleichzeitig Info-Punkt der örtlichen Tourist-Information.
    Der Eintrittspreis ist mit 2 €uro sehr moderat (Ermäßigungen für Schüler und Azubis), die Fotoerlaubnis kostet 50 Cent.

    In den angrenzenden Räumen sind dann Leben und Werk von Gerhart Hauptmann anschaulich dargestellt. Die Ausstellung ist übersichtlich und gut gegliedert und verzichtet auf endlose Texte bei der Info. Sie beschränkt sich angenehmer Weise auf das Wesentliche. Dieser Teil ist noch barrierefrei.
    Die angrenzenden Wohnräume der Familie Hauptmann im Erdgeschoss der Villa Lassen sind es dann nicht mehr.

    Wegen Lungenproblemen zog Hauptmann mit seiner Frau 1885 in die damals beschauliche und noch weit vor den Toren Berlins gelegene Gemeinde an der Löcknitz und mietete die Wohnung im Erdgeschoss der Villa Lassen. Hier lebte die Familie bis 1889.

    Die Räume (Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer) sind nur zum Teil original eingerichtet. Etliches wurde aus anderen Hauptmann-Stätten oder im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ergänzt.
    Ob Hauptmann hier heute noch die nötige Ruhe finden würde, darf beim Blick aus dem Fenster des Arbeitszimmers bezweifelt werden, liegt die Villa heute am Schnittpunkt mehrerer Straßen.
    Ein vierter Raum wird heute als Pausenraum genutzt. Auch ein Saal im Anbau wird für Veranstaltungen genutzt.

    Gerhart Hauptmann:
    Er wurde am 15.11.1862 im schlesischen Salzbrunn (heute Szczawno-Zdroj / Polen) geboren und wollte ursprünglich Bildhauer werden. Mehrere verschiedene Studiengänge in Breslau, Dresden, Jena und Berlin brach er ab. Während seiner Erkneraner Zeit begann Hauptmann seine schriftstellerische Tätigkeit.
    In den folgenden Jahrzehnten wurde Gerhart Hauptmann zu einem der führenden deutschen Dramatiker und Schriftsteller seiner Zeit.
    Zu seinen bekanntesten Werken zählen ua. „Der Biberpelz“ und „Die Weber“. 1912 erhielt Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreis.

    Zu Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zunächst zu den Kriegsbefürwortern, später aber zu den Kriegsgegnern.
    Während der NS-Zeit blieb Hauptmann im Land und arrangierte sich mit den braunen Machthabern, von diesen allerdings kritisch beäugt und auch mit Zensurmaßnahmen belegt. 1944 wurde er von Hitler in die „Gottbegnadeten-Liste“ der für das Regime unersetzbaren Künstler aufgenommen.

    Während seines Aufenthalts im Lungensanatorium im sächsischen Wachwitz erlebte Hauptmann die Bombardierung Dresdens vom 13.-15.2.1945. Er schrieb damals:

    „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“

    Seit 1901 lebte Hauptmann im schlesischen Agnetendorf (Schlesien / heute Jagniatkow / Polen) im Riesengebirge und seit 1929 im Sommer auf der Ostsee-Insel Hiddensee.

    Trotz eines sowjetischen Schutzbriefes wurde Gerhart Hauptmann 1946 von den polnischen Behörden aufgefordert, wie die meisten Deutschen, das nun zu Polen gehörende Schlesien zu verlassen.
    Dazu kam es nicht mehr. Am 6.6.1946 starb Gerhart Hauptmann an den Folgen seiner Lungenerkrankung im 84. Lebensjahr in seinem Haus in Agnetendorf. Die von Hauptmann testamentarisch verfügte Beisetzung in Schlesien wurde von Polen verweigert und verhindert. Wochenlang blieb der Leichnam in einem Sarg im Haus Hauptmanns. Erst nach über einem Monat erteilte die polnische Verwaltung auf Druck der sowjetischen Militäradministration die Genehmigung zur Überführung des Leichnams nach Deutschland.
    52 Tage nach seinem Tod wurde Gerhart Hauptmann nach einer Trauerfeier in Stralsund auf dem Inselfriedhof von Hiddensee in Kloster beigesetzt.

    Fazit Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner: Sehr interessantes, gut gestaltetes und nicht zu umfangreiches Museum.

    „Ich habe vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort Fasching, Bahnwärter Thiel und mein erstes Drama Vor Sonnenaufgang. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“

    (Aus einem Brief Hauptmanns an die Gemeinde Erkner im Dezember 1936)

    geschrieben für:

    Museen / Freizeitanlagen in Erkner

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    basemb Tolle Bewertung! Da bleiben keine Fragen offen. Gerhart Hauptmann selbst sehe ich differenziert. Auf der einen Seite unbestritten einer der ganz großen deutschen Schriftsteller. Seine Theaterstücke und Erzählungen sind teilweise unerreicht. Menschlich gab es aber große Defizite. Er hat offen und aktiv mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Das Museum ist aber ein super Tipp!
    Ausgeblendete 17 Kommentare anzeigen
    Schroeder "Der Osten veliert sein Östliches, der Westen sein Westliches, beides ihr Köstliches."
    Gerhart Hauptmann
    bearbeitet
    grubmard Privat hatte es auch einige Irrungen und Wirrungen gegeben: Von seiner ersten Frau ließ er sich wegen seiner Geliebten (und späteren 2. Frau) scheiden, die er dann monatelang mit einer 16jährigen Schauspielerin betrog. bearbeitet
    grubmard PS: Alle Facetten seines Wirkens in der Kaiserzeit, in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit darzustellen und zu erläutern, würde selbst den Rahmen meiner Bewertungen/Beschreibungen sprengen. Ich hab das Thema daher nur flüchtig angerissen und verweise auf das finden entsprechender weiterführender Artikel via Internetsuchmaschinen.
    FalkdS Danke für diese schöne Bewertung.
    Glückwunsch zum GHM-Daumen!
    Puppenmama Und wiederum ein klasse Bericht, der zu Recht ausgezeichnet wurde.
    Herzlichen Glückwunsch dazu.
    vinzenztheis Erst dachte ich noch beim herumstöbern warum hier kein Däumling zu sehen ist, aber dann hat er sich nach einer geraumen Weile doch verdientermaßen dargestellt.
    Sedina Die posthume Hexenjagd auf bildende Künstler und Schriftsteller, die vermeinlich dem NS-System zu nahe standen, wird wohl sobald nicht zu Ende gehen. Das an den Pranger stellen geht rasend schnell und bedarf keiner inhaltlichen Tiefe, die Rehabilitierung dauert ewig, wenn überhaupt jemand an ihr interessiert ist.

    Ich finde es gut, dass Gerhart Hauptmanns Romane an den Schulen gelesen werden. Mein soziales Bewusstsein ist stark durch ihn entwickelt worden.

    Danke für den schönen Bericht lieber grubmard, und Glückwunsch zum Grünen Daumen !
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    Checkin

    2.
  3. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Das 1987 eröffnete Gerhart-Hauptmann-Museum befindet sich in Erkner am südlichen Kreisverkehr (nach Neu Zittau, zur Autobahnanschlussstelle A10). Die Kleinstadt am südöstlichen Stadtrand von Berlin schmückt sich mit dem Titel „Gerhart-Hauptmann-Stadt“, lebte der Schriftsteller Ende des 19. Jahrhunderts doch für 4 Jahre hier.

    Es gibt einen kleinen eigenen Parkplatz, ansonsten muss sein Glück auf der Straße versuchen. Vor dem Museum im ehemaligen Garten ist die ziemlich grauselige Skulptur des nackten Gerhard Hauptmann von Sabina Grzimek aufgestellt.
    Das Museum selbst besteht aus 2 Komponenten – aus der Villa Lassen und einem schnöden Flachbauanbau.

    Der Zugang erfolgt über den Anbau. Der Kassenbereich ist gleichzeitig Info-Punkt der örtlichen Tourist-Information.
    Der Eintrittspreis ist mit 2 €uro sehr moderat (Ermäßigungen für Schüler und Azubis), die Fotoerlaubnis kostet 50 Cent.

    In den angrenzenden Räumen sind dann Leben und Werk von Gerhart Hauptmann anschaulich dargestellt. Die Ausstellung ist übersichtlich und gut gegliedert und verzichtet auf endlose Texte bei der Info. Sie beschränkt sich angenehmer Weise auf das Wesentliche. Dieser Teil ist noch barrierefrei.
    Die angrenzenden Wohnräume der Familie Hauptmann im Erdgeschoss der Villa Lassen sind es dann nicht mehr.

    Wegen Lungenproblemen zog Hauptmann mit seiner Frau 1885 in die damals beschauliche und noch weit vor den Toren Berlins gelegene Gemeinde an der Löcknitz und mietete die Wohnung im Erdgeschoss der Villa Lassen. Hier lebte die Familie bis 1889.

    Die Räume (Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer) sind nur zum Teil original eingerichtet. Etliches wurde aus anderen Hauptmann-Stätten oder im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ergänzt.
    Ob Hauptmann hier heute noch die nötige Ruhe finden würde, darf beim Blick aus dem Fenster des Arbeitszimmers bezweifelt werden, liegt die Villa heute am Schnittpunkt mehrerer Straßen.
    Ein vierter Raum wird heute als Pausenraum genutzt. Auch ein Saal im Anbau wird für Veranstaltungen genutzt.

    Gerhart Hauptmann:
    Er wurde am 15.11.1862 im schlesischen Salzbrunn (heute Szczawno-Zdroj / Polen) geboren und wollte ursprünglich Bildhauer werden. Mehrere verschiedene Studiengänge in Breslau, Dresden, Jena und Berlin brach er ab. Während seiner Erkneraner Zeit begann Hauptmann seine schriftstellerische Tätigkeit.
    In den folgenden Jahrzehnten wurde Gerhart Hauptmann zu einem der führenden deutschen Dramatiker und Schriftsteller seiner Zeit.
    Zu seinen bekanntesten Werken zählen ua. „Der Biberpelz“ und „Die Weber“. 1912 erhielt Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreis.

    Zu Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zunächst zu den Kriegsbefürwortern, später aber zu den Kriegsgegnern.
    Während der NS-Zeit blieb Hauptmann im Land und arrangierte sich mit den braunen Machthabern, von diesen allerdings kritisch beäugt und auch mit Zensurmaßnahmen belegt. 1944 wurde er von Hitler in die „Gottbegnadeten-Liste“ der für das Regime unersetzbaren Künstler aufgenommen.

    Während seines Aufenthalts im Lungensanatorium im sächsischen Wachwitz erlebte Hauptmann die Bombardierung Dresdens vom 13.-15.2.1945. Er schrieb damals:

    „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens.“

    Seit 1901 lebte Hauptmann im schlesischen Agnetendorf (Schlesien / heute Jagniatkow / Polen) im Riesengebirge und seit 1929 im Sommer auf der Ostsee-Insel Hiddensee.

    Trotz eines sowjetischen Schutzbriefes wurde Gerhart Hauptmann 1946 von den polnischen Behörden aufgefordert, wie die meisten Deutschen, das nun zu Polen gehörende Schlesien zu verlassen.
    Dazu kam es nicht mehr. Am 6.6.1946 starb Gerhart Hauptmann an den Folgen seiner Lungenerkrankung im 84. Lebensjahr in seinem Haus in Agnetendorf. Die von Hauptmann testamentarisch verfügte Beisetzung in Schlesien wurde von Polen verweigert und verhindert. Wochenlang blieb der Leichnam in einem Sarg im Haus Hauptmanns. Erst nach über einem Monat erteilte die polnische Verwaltung auf Druck der sowjetischen Militäradministration die Genehmigung zur Überführung des Leichnams nach Deutschland.
    52 Tage nach seinem Tod wurde Gerhart Hauptmann nach einer Trauerfeier in Stralsund auf dem Inselfriedhof von Hiddensee in Kloster beigesetzt.

    Fazit Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner: Sehr interessantes, gut gestaltetes und nicht zu umfangreiches Museum.

    „Ich habe vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort Fasching, Bahnwärter Thiel und mein erstes Drama Vor Sonnenaufgang. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“

    (Aus einem Brief Hauptmanns an die Gemeinde Erkner im Dezember 1936)

    geschrieben für:

    Museen / Freizeitanlagen in Erkner

    Neu hinzugefügte Fotos
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    basemb Tolle Bewertung! Da bleiben keine Fragen offen. Gerhart Hauptmann selbst sehe ich differenziert. Auf der einen Seite unbestritten einer der ganz großen deutschen Schriftsteller. Seine Theaterstücke und Erzählungen sind teilweise unerreicht. Menschlich gab es aber große Defizite. Er hat offen und aktiv mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Das Museum ist aber ein super Tipp!
    Ausgeblendete 17 Kommentare anzeigen
    Schroeder "Der Osten veliert sein Östliches, der Westen sein Westliches, beides ihr Köstliches."
    Gerhart Hauptmann
    bearbeitet
    grubmard Privat hatte es auch einige Irrungen und Wirrungen gegeben: Von seiner ersten Frau ließ er sich wegen seiner Geliebten (und späteren 2. Frau) scheiden, die er dann monatelang mit einer 16jährigen Schauspielerin betrog. bearbeitet
    grubmard PS: Alle Facetten seines Wirkens in der Kaiserzeit, in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit darzustellen und zu erläutern, würde selbst den Rahmen meiner Bewertungen/Beschreibungen sprengen. Ich hab das Thema daher nur flüchtig angerissen und verweise auf das finden entsprechender weiterführender Artikel via Internetsuchmaschinen.
    FalkdS Danke für diese schöne Bewertung.
    Glückwunsch zum GHM-Daumen!
    Puppenmama Und wiederum ein klasse Bericht, der zu Recht ausgezeichnet wurde.
    Herzlichen Glückwunsch dazu.
    vinzenztheis Erst dachte ich noch beim herumstöbern warum hier kein Däumling zu sehen ist, aber dann hat er sich nach einer geraumen Weile doch verdientermaßen dargestellt.
    Sedina Die posthume Hexenjagd auf bildende Künstler und Schriftsteller, die vermeinlich dem NS-System zu nahe standen, wird wohl sobald nicht zu Ende gehen. Das an den Pranger stellen geht rasend schnell und bedarf keiner inhaltlichen Tiefe, die Rehabilitierung dauert ewig, wenn überhaupt jemand an ihr interessiert ist.

    Ich finde es gut, dass Gerhart Hauptmanns Romane an den Schulen gelesen werden. Mein soziales Bewusstsein ist stark durch ihn entwickelt worden.

    Danke für den schönen Bericht lieber grubmard, und Glückwunsch zum Grünen Daumen !
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    3.
  4. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Oftmals hat man die Kriegerdenkmäler für die Gefallenen des 1. Weltkriegs nach 1945 ergänzt mit Gedenktafeln für die Opfer des 2. Weltkriegs.
    Erkner am südöstlichen Berliner Stadtrand ist einen anderen Weg gegangen. Das Kriegerdenkmal für den 1. Weltkrieg hat man unverändert gelassen und in dessen Sichtachse zur Straße ein weiteres Denkmal für die Opfer von NS-Gewaltherrschaft und Krieg von 1933-1945 errichtet.

    Das gemauerte Denkmal aus sandsteinfarbenen Steinen besteht aus einem höheren Hauptteil mit der Widmungstafel:
    “Allen Opfern von Krieg, Faschismus und Gewaltherrschaft“
    Der Text ist unmissverständlich und schließt alle Menschen ein, die zwischen 1933 und 1945 in irgendeiner Weise zu Opfern wurden.

    Der niedrigere Mittelteil trägt über dem Symbol der Verfolgten des Naziregimes (VdN – ein rotes Dreieck, das Zeichen, das politische KZ-Häftlinge tragen mußten) den Satz: „Vergesst es nie!“

    Auf dem niedrigsten stufenartigen Teil und an den Mittelteil gelehnt, erinnert eine Gedenktafel an die Bombardierung Erkners im 2. Weltkrieg:
    „Den Toten des Bombenangriffs vom 8. März 1944.
    Die Stadt Erkner“

    Im 2. Weltkrieg war Erkner mit einer Zweigstelle der Schweinfurter Kugellagerfabrik und der Teer- und Bakelit-Kunststofffabrik zu einem wichtigen Rüstungsstandort der Nazis geworden. So wichtig, daß sich Erkner auf den Plänen der alliierten Luftkriegsführung wiederfand.
    Am 8.3.1944 bombardierte die US-Air-Force mit fast 500 Bombern den Ort. Erkner wurde zu 75% zerstört und praktisch unbewohnbar, über 200 Menschen kamen ums Leben, das Kugellagerwerk wurde dagegen kaum getroffen.

    Obwohl Erkner am 21.4.1945 der Roten Armee kampflos übergeben wurde, verzeichnen die Sterberegister dieser Zeit 110 Tote mit geschwärzten Einträgen zur Todesursache. Nachforschungen in der jüngeren Vergangenheit kamen zu dem Ergebnis, dass es sich z.T. um Todesfälle im Zusammenhang mit Übergriffen sowjetischer Soldaten handelte.

    Am 8.3.1994 wurde das Denkmal für die Opfer des 2. Weltkrieges am 50. Jahrestag des Luftangriffs auf Erkner festlich eingeweiht.

    Fazit: Schlichtes und doch würdevolles Denkmal.

    Ausgeblendete 37 Kommentare anzeigen
    grubmard War doch wieder ein Rechtschreibfehler drin (Kieg statt Krieg)

    Ansonsten: Danke fürs Interesse
    Sedina Soetwas überliest man doch bei einem so interessanten Beitrag - Danke !
    Sir Thomas Hier wurde eine angemessene und umfassende Art des Gedenkens gefunden, die die Opfer der Luftangriffe einschließt, ohne Ursache und Folge zu verkennen. Danke für den informativen Beitrag, lieber grubmard.
    Sir Thomas wunderbare Reiseleiter seid ihr ja beide.
    Korrektur: alle drei, einschließlich Schroeder natürlich
    bearbeitet
    Schroeder ...kannste in Tübingen studieren... auf'm Schloss und echt in Echt... ;-))
    Schroeder Senior Students gibt's wie Sand am Meer, denen ist langweilig.... bearbeitet
    opavati® Ich bin ja versucht postgradual noch mal was zu unternehmen .... so ein B.A. in irgendwas sollte erreichbar sein. ;-)
    spreesurfer In Berlin gab es soviele Luftangriffe im WK II und Denkmale suche ich meist vergeblich. Tegel wurde auch in zahlreichen Angriffswellen ab 1943 schwer zerbombt!!!
    Puppenmama Wieder mal ein klasse und informativer Bericht für mein Geschichtsbuch. Danke.
    Herzlichen Glückwunsch zum verdienten grünen Daumen.

    bestätigt durch Community

    4.