Psychotherapeut – auch so ein bisschen ein heikles Thema.
Ein paar einleitende Worte:
Dadurch, dass sich mein Bruder bereits bei jemand ANDEREN (!) in Therapie befand (da war ich noch ein Kind, max. 7 Jahre alt) habe ich zumindest ein paar Vergleichswerte, anhand derer ich berichten kann.
Bei diesem handelte es sich aber auch um einen Psychologen, keinen Psychotherapeuten (ich glaube Letzterer muss nach dem Studium noch eine aufbauende Ausbildung absolvieren). Der war wenig kompetent, hat... weiterlesen selbst für meine damals jungen Ohren nur schnöde Allgemeinplätze von sich gegeben und so wertvolle Tips wie „Bringe einfach mal ein bisschen Variation in Deinen Tagesablauf, trinke morgens z.B. einen Tee statt einen Kakao“ oder „denke einfach ein bisschen mehr an Dich selbst“ und ähnlich hilfreiche Tips.
Dementsprechend niedrig waren meine Erwartungen eigentlich, als ich selbst einen Psychotherapeuten aufsuchen musste, wg. einiger Verhaltensstörungen, unter der ich gegen Ende meiner schulischen Ausbildung litt.
Man hört ja oft, dass man sehr lange auf einen Platz warten muss. Hier war es so, dass ich anrief, man mich darauf verwies, dass ich mich in einem Monat nochmal melden sollte. Dies tat ich und hatte auch schon einen Platz.
Die Praxis ist ein bisschen versteckt und eher unscheinbar. Da sie in der Innenstadt liegt, ist es mit Autoparkplätzen eher mau, weshalb man vllt eher mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen sollte (die Verbindungen hier hin sind doch ganz gut).
Es handelt sich hier um eine Gemeinschaftspraxis, die meine ich einen Schwerpunkt auf Kindern und Jugendlichen hat. Im Wartezimmer waren v.a. die immer anzutreffen. Das Wartezimmer war dementsprechend auch kindergerecht eingerichtet. Die Behandlungszimmer (es gibt m.W. nach zwei) haben eher eine Wohnzimmeratmosphäre, man sitzt immer auf einem Sofa, was ich recht angenehm empfand, weil es so doch nicht ganz so ‚steif‘ wirkt.
Die erste, unverbindliche, Stunde diente dem Arzt dazu sich einen Überblick zu schaffen und notwendige Informationen zu sammeln, um einen Konsiliarbericht anzufertigen. In der zweiten Stunde bereits überreichte er mir einige schriftliche Informationen, in die ich mich zuhause vertiefen konnte. Er schien immer bemüht, auch mitfühlend, aber nicht übertrieben mitleidvoll (das wollte ich auch nicht), gab mir sachlichen Ratschlag und wies gewisse Haltungen auch zurecht, die schlicht und ergreifend falsch waren.
Insgesamt war ich nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Psycho-Doktoren war ich doch sehr überrascht, dass es wohl auch anders geht. Die Gespräche waren – wennauch aufwühlend – immer sehr angenehm, er hat mich ausreden und mir Zeit gelassen, hat auch seine Sicht der Dinge dargelegt und da bei mir schon die ein oder andere Erleuchtung bewirkt. Es handelte sich nur um eine Kurzzeittherapie, die bei mir allerdings so viel verändert hat, dass ich die damaligen Probleme nun nicht mehr habe – auch mehr als 10 Jahre danach.
Ich würde Hrn Borrmann daher vorbehaltlos weiterempfehlen, obwohl ich natürlich nicht hoffe, in diese Situation kommen zu müssen.[verkleinern]