Meine Vorschreiber machen die Bewertung offenbar nur an den Preisen fest. Das ist beim "Alten Euler" sicher nicht des Pudels Kern. Unsere Besuche dort sind ursprünglich auf eine Empfehlung zurückzuführen. Dienstag ist Hähnchen-Tag. Selbstverständliche gibt es dienstags auch die anderen Speisen, die die Karte aufzuweisen hat.
Dem Dioxin zum Trotze
-----------------------------
"Zum alten Euler" ist genau das, was man als Gastwirtschaft bezeichnet. In die Restaurant-Kategorie will man erkennbar... weiterlesen
nicht aufsteigen. Die Entwicklung des Gastraumes -über viele Jahre- ist sehr gut nachzuvollziehen. Anbauten, Umbauten sind erkennbar- So ist der Bereich am Tresen vielleicht sogar auch als "Stammkneipe" zu titulieren. Raucher müssen aber in die Kälte ausweichen, um durchzuatmen.
Handwerker beim Feierabendbierchen, Übernachtungsgäste mit Bärenhunger und Riesendurst, Einheimische, wie "Neusiedler" beschließen hier gemeinsam den Abend und entscheiden gleich noch wer denn die nächste Landtagswahl gewinnen wird und wer den DFB-Pokal gewinnt.
Vier (?) Stufen höher gelangt man in einen offenen, nur durch Balustrade getrennten Raum, mit Platz für gut 80 Personen. Dort nahmen wir am Dienstag Platz. Dienstag ist nämlich Hähnchen-Tag im alten Euler. Wir nehmen für die dortigen Hähnchen eine fast halbstündige Anfahrt auf uns. Das sagt doch sicher schon einiges aus? Hähnchen, wie ihr sie wahrscheinlich niemals zuvor gegessen habt. Eine kräftig gewürzte knusprige Haut, saftiges Fleisch von hervorragender Konsistenz. Und ganz wichtig: von gleichbleibender Güte und vollem Geschmack. Da gab es bislang keinen Ausreißer. Konstant hervorragend! Die Pommes allerdings... da müssen die Eulers wohl noch etwas ändern. Mir sind die Stäbchen eindeutig zu fett.
Aber es gibt auch etwas zu kritisieren. Das ist die extrem lange Wartezeit auf das Essen. Man legt dort besonderen Wert auf jederzeit absolut frisch zubereitete Speisen. Egal um was es sich handelt. Man merkt und schmeckt das aber auch. Wenn man nun unbedarft dort einmarschiert, wartet man mindestens 45 Minuten auf den halben Vogel. So lange ist nämlich die Garzeit. Da wird das Geflügel nicht wie am Verkaufsstand auf dem Supermarkt-Parkplatz die mickrigen Hungerknochen vor den rotglühenden Gasbrenner gehalten. Hier kommt der Geier aus der Röhre! Und genau das macht wohl auch den Unterschied.
Bei einem Besuch erhielten wir den Tipp, daß auch Vorbestellungen telefonisch angenommen werden. Also Tisch und Hähnchen für 19:00 Uhr! Als wir kurz vor sieben dann einfielen, waren die Hähne bereits in der Röhre und bruzelten für uns die letzten paar Minuten. Noch die Beilagen festlegen, dann kann es bald schon losgehen.
"Hähnchen" sind ja eher die Verniedlichung von Hahn. Im alten Euler betreibt man keinen Kindermord. Das sind ausgewachsene Portionen, die dort an die Gäste verfüttert werden.
Zu Dritt waren wir da. Eine große Schüssel Pommes sowie frischen und leckeren Salat dazu. 6 Pfungstädter- Biere verbrauchten wir außerdem. All dies für 25 Euro!
Es gibt aber auch was zu meckern: Die völlig chaotische Organisation. Die zeitliche Abfolge von Bestellung, Getränken, Speisen e.t.c. entspricht nicht dem bekannten Standard. Etwas Geduld und Frohsinn gehört hier einfach dazu. Da hätten wir auch schon den ersten Abzug!
Noch einen Kritikpunkt kann ich nicht übergehen. Die Örtlichkeiten befinden sich im Keller, der über eine steile Treppe erreicht wird. Wenn es sich vermeiden läßt, sollte man es .
Alles in Allem eine Empfehlung für recht gutes, bodenständiges, frisches Essen. Den besonderen Tagen (siehe Homepage) sollte man folgen und die speziellen Angebote bevorzugt bestellen.
Nicht immer schaffen wir es, am Hähnchen-Dienstag präsent zu sein. letzte Woche war es wieder einmal so. Einen Tag für die Edelgeier zu spät. Nun wurden von anderen Gästen ja auch schon mal die Rumpsteaks gelobt. Also bitte, eines nach Madagaskar-Art und einmal, aus dem Klassik-Bereich der Karte, mit Zwiebel und Brot. Dazu einen Salat.
In der Karte liest sich das ohne Lobpreisung, eher bescheiden, genau so, wie bestellt. Zu € 12,50. Gemischter Salat war für 2,50 zu bekommen.
Na ja. Viel mehr Hunger als für 12,50 Euro hatte ich auch nicht. Als nach gut einer Viertelstunde die beiden großen Teller aufgetragen wurden, war die Portionierung dann doch überraschend. Ich schätze die Steaks mal auf 400 Gramm. Beide Steaks mit Fettand. Das wirkt sich ganz hervorragend auf den Geschmack aus. Das Fleisch ein Genuß. Zart, gut abgehangen, eine minimale Sehne ist verziehen. Die Zwiebel für Feinschmecker vielleicht geringfügig überwürzt, aber gut. Ich mag es gerne auch mal deftig.
Mehr muß nicht gesagt werden. Ich erhöhe um einen Stern. Und zwar für die gleichbleibend gute Qualität zu günstigen Konditionen. Quer durch die Karte. Keine Lusche, kein Ausrutscher, einfach nur gut!
Damit wird der "alte Euler" sicher nicht zum Gourmet-Tempel, aber das angestrebte, bürgerliche Niveau wird ständig voll erreicht. Schade für die Kluft zwischen Speisen und Ausstattung - sowie Ablauf.
Die kleine Privatwette um das Gewicht der Steaks habe ich übrigens gewonnen. Das Gewicht: 380 g.[verkleinern]