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An einer Stelle hier im Golocal habe ich schon einmal erwähnt, dass die Essener Domschatzkammer eine der wertvollsten und geschichtlich bedeutendsten Kostbarkeiten des Mittelalters besitzt, heute möchte ich es nahebringen, vor allem für die es nicht kennen aber nicht nur!
In der Mitte des 9. Jahrhunderts um das Jahr 850 wurde hier ein adeliges Damenstift errichtet, deren Niederlassung jedoch auf den späteren Hildesheimer Bischof Altfrid zurückgeht. In den Jahrhunderten danach wurde es mehrmals... weiterlesen ein Opfer der Flamen, jedesmal wurde es neu gestaltet. Seine Blüte erlebte es in der Ottonischen Zeit ab dem 10. Jahrhundert. Die Frauen diesen Geschlechts bestimmten über eine lange Zeit die Geschicke des Stifts, denn Äbtissinnen Mathilde (971/73–1011), Sophia (1012-1039) und Theophanu (1039–1058) – Enkelinnen, Tochter oder Nichten bzw. Kusinen von Otto I., Otto II. und Otto III. – hinterließen bis heute befindlichen Schätze, die man sich innerhalb der Schatzkammer bzw. im Essener Münster zu sehen sind. Der Stift gewann ab jener Periode an Gütern und Bedeutung.
Wenn man richtig bedenkt war diese Gemeinschaft die Vorwegnahme der heutigen Stadt Essen, das bereits im Jahr 1244 gleichzeitig mit dem Bau der Stadtmauer dessen Rechte erhielt. Damit verbunden war auch, dass fortan bis zur Auflösung des Klosters im Jahre 1802 durch die Säkularisation, die jeweiligen Äbtissinnen zur Reichsfürstinen erhoben wurden. Damit verbunden war, dass sie eigene Münzen prägen durften und sie waren nur dem Landesherrn unterstellt, der sie beim Reichstag vertreten hatte.
Das Stift besaß unter anderem auch das Schloss Borbeck, das im gleichnamigem Stadttei liegt, doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie dort gewesen war! Seit der Zeit um 1300 existiert es bereits. Heutzutage ist dort ein Museum in den Räumen untergebracht. Es diente den hohen Adeligen Damen, als Repräsentationsort. Mehr kann ich dazu nicht sagen...
Im Klosterhof gibt es mehrere Steinplatten, auf denen alle Namen mit Titel und falls bekannt Lebens- und Amtierungszeiten versehen ist. Dieser Bereich ist jederzeit während der offiziellen Öffnungszeiten des Münsters zu besichtigen.
Jetzt möchte ich auf das eigentliche Thema zu sprechen kommen: die Schatzkammer. Unter einem Konvent stellt man sich landläufig ein Ort vor, in das ungeliebte Töchter oder sonstige Weibliche Wesen eingesperrt wurden, die zu hässlich, zu arm oder weil sie zu spät geboren wurden und den Vortritt den älteren Schwestern bei der Heirat überlassen sollten oder mussten. Das stimmt nur in der ersten Zeit nur bedingt zu, denn es war ein Ort der Gelehrsamkeit, es war ein Privileg, wenn ein Mädchen oder Frau lesen und schreiben konnte. Die Kenntnis fremder Sprachen gehörte selbstverständlich auch dazu, denn die Texte, die sie zum Lob des Herren und bestimmter Wohltäter sprachen, waren in der "Amtssprache" der Zeit – Latein verfasst. Mit diesem Thema befasst sich einer der Teilbereiche des Museums.
Innerhalb der mehr als 950 Jahre wurden zahlreiche Gaben ihren Weg hierher gefunden. Jede neue Äbtissin und jede andere der adeligen Damen haben dazu beigetragen, dass es in den Räumen nur so glitzert und funkelt aber auch die Augen der Besucher!
Bei der Fülle der Objekte, die hier zu sehen sind, fehlt einem die Qual bei der Wahl, was unbedingt erwähnt werden soll und muss! Jedoch, wenn ich grundsätzlich an dieses Ensemble denke, fiel mir die Goldene Madonna besonders ins Auge. Vor einigen Jahren gab es sogar Befürchtungen, dass sie Aufgrund der starken Beschallung die fragile Schönheit schaden nehmen könnte, zum Glück, da es sich hinter dickem Panzerglas befindet, hat sie keinen Schaden genommen.
Diese sog. „Mutter vom guten Rat“ entstand um 980 und wurde von der bereits erwähnten Äbtissin Mathilde, die Enkelin von Otto dem Großen gewesen ist, vermutlich gestiftet. Die thronende Madonna mit ihrem Sohn im Schoß wurde aus Pappelholz geschnitzt und diese 74 cm hohe Skulptur ist auch noch mit Goldblech belegt. Das Markanteste aber an ihr sind die markanten Glasaugen, die einen zu beobachten scheinen! Es ist eine bemerkenswerte Plastik, die einem lange im Gedächtnis bleibt, wenn man es selbst einmal gesehen hatte...
Die Schatzkammer befindet sich an der rechten Seite der Kirche und gelangt durch eine separate Tür hinein, im Sommer als wir kurz nach der Neueröffnung nach aufwändigen Sanierungs- und Neugestalltungarbeiten besichtigen konnten, merkten wir den angenehmen Kühlungseffekt auf der Haut gespürt aufgrund der angeschalteten Klimaanlage. Direkt an dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass keinerlei Foto- oder Videoaufnahmen gemacht werden dürfen!
Von der gleichen Familie stammt die älteste "Lilienkrone", die dem Kind-König dem dreijährigem Otto III. Es ziert den Kopf der Madonna bei bestimmten kirchlichen Feiertagen. Sie ist mit Edelsteinen und Perlen auf Goldblech, das an mehreren Stellen beschädigt ist, befestigt, sodass kein Platz für einen Fingerbreite vorhanden ist.
Von hier oben hat man sogar einen Blick runter in den Münster hinein, es ist schon etwas besonderes. Darüber werde ich bei Gelegenheit einen separaten Bericht verfassen.
Gerade merke ich, dass ohne die Hilfe aus dem Netz nicht weiter komme, denn unser Besuch war im Jahr 2009 gewesen! Der Eintrittspreis ist mit 4 € sehr wert investiert zu werden.
Was gibt es noch zu sehen? Das fragt sich bestimmt so mancher, das was mit der Kirche und dem ehemaligem Stift zu tun hat: künstlerisch mit Elfenbein oder Emaille "veredelte" Äbtissinnenstäbe, wertvolle Deckel für die Bibeln aber auch zahlreiche Schriften, die während des Bestehens entsanden sind und auch allgegenwertigen Reliquien und -gefäße darunter das vom Hl. Marsius die Bewegendste Geschichte hinter sich, wid aber nicht verraten...
Jetzt hoffe ich, dass ich wenigstens ein wenig Interesse an dieser Sammlung geweckt habe, natürlich kann und möchte ich nicht alles verraten, denn es soll wenigstens noch spannend bleiben, wenn man es selbst anschauen möchte![verkleinern]