In den „Tiefen“ meiner unzähligen Fotos habe ich entdeckt, dass ich noch keine Bewertung über den alten Rathaus im Essener Stadtteil Kray noch gar nicht geschrieben habe, was ich nun (nach fast einem Jahr) nachholen möchte!
Es ist schon erstaunlich, wie verspielt eine Behörde sein kann! Schon von weitem, wenn man einen der hiesigen kostenlosen Parkplätze ansteuert (aber man darf die Parkscheibe dabei nicht vergessen) erscheint es wirklich beeindruckend aus. Schade nur, dass ich nur wenig... weiterlesen
Zeit gehabt hatte, um ein paar Fotos zu schießen, die hier auch zu sehen sind.
Die Fläche davor ist auch gut gepflegt, sodass es Freude macht, die imposante Treppe ins Innere zu nehmen. Durch eine Tafel habe ich auch entdeckt, dass es einen weiteren (behindertengerechten) Eingang ebenfalls gibt, doch da er sich auf der anderen Seite des Gebäudes befindet und die Zeit zu weit fortgeschritten war… um auf „Erkundungstour“ gehen zu können!
Schon im Vorfeld, als ich aus Neugierde die Bezeichnung im Netz eingetippt habe, wurde in höchsten Tönen darüber berichtet, dass es einer der: „zehn besterhaltenen Jugendstil-Verwaltungsbauten in Deutschland…“ ist und zu den schönsten, die als sog. „Kaiserarchitektur“ gezählt wird, zählt! Das sind Superlative, die einen aufhorchen lassen, erst recht, wenn man wie wir es gar nicht vorher gekannt hatte!
Anfang des 20. Jahrhunderts, als es gebaut worden ist, war Kray ein junger, unabhängiger Wirtschaftsstandort, an dem sich erst kürzlich die Industrie niedergelassen hatte (nach der Mitte des 19. Jahrhunderts), dennoch seine landwirtschaftliche Ursprünge nicht verleugnet. Das war (etwas später) in dem Stadtwappen erkennbar, weil einige einstige Bestandteile des ehem. Besitzers mitintegriert wurden. Das nur am Rande erwähnt!
Man schrieb das Jahr 1906, als es notwendig wurde ein Bürgermeisteramt zu errichten. Vor allem die wohlhabenden Einwohner wollten damit ausdrücken, dass sie sich als selbstständig fühlen, was es aber formal nicht der Fall gewesen ist, denn es war verwaltungstechnisch einem anderen, heutigen Essener Stadtteil unterstellt – Stoppenberg, von dem ich bis dato noch nie etwas gehört hatte!
Noch bevor man so ein „Projekt“ in Angriff nimmt, war es schon ein Kraftakt die nötigen behördlichen Genehmigungen einzuholen, nicht nur hier im Ruhrpott, sondern auch im fernen Berlin, wo das übergeordnete preußische Ministerium (für Inneres) ihren Sitz gehabt hatte.
Im Laufe solcher Verfahren werden mitunter, wie es auch in Kray der Fall gewesen ist, werden andere Prioritäten als dringlicher angesehen, als jenes, das man gerade vorstellt. Erst musste die dringend benötigte Infrastruktur geschaffen werden (in dem Fall eine Eisenbahnanbindung zu der existierenden Zeche Bonifazius), bevor es so richtig losging.
Nach einer Ausschreibung, bei der 89 Entwürfe für das neue Rathaus eingingen, hat man sich für den des Elsässer Architekten Otto Mecke, der aus der Stadt Metz stammt, die seit 1871 zum Kaiserreich gehört hatte, entschieden.
Der 2-geschossige Bau weiß mit seinem Äußeren zu beeindrucken, nicht nur wegen der Freitreppe und des kleines Turmes darüber. Man ist stolz auf das, was erreicht worden ist, so verwundert es nicht, dass der kaiserliche Adler (samt Krone) eins der Dachgiebel ziert.
Der feierliche Baubeginn erfolgte am 3. Juli 1907 statt, bei der der Grundstein gelegt wurde. Die Arbeiten als solche dauerten bis 1908, die im Oktober durch eine Einweihung durch den damaligen Bürgermeister Ludwig Kohlen und weiterer „Politprominenz“ ihrem Zweck übergeben worden ist. Damit waren die Voraussetzungen für die Selbstständigkeit Krays geschaffen, die nie in die Tat umgesetzt worden ist. Stattdessen wurde sie 1929 von der Stadt Essen einverleibt, nicht zuletzt, dass es finanziell besser gestellt gewesen ist, als jene… Das ist die Ironie der Geschichte.
Interessanter weise habe ich gelesen, dass erst Anlässlich des 100. jährigen Bestehens Barrierefreiheit gewährleistet wurde. Es ist wirklich erstaunlich, weil es bereits seit 1985 unter Denkmalschutz steht!
Eine Einladung im letzten Jahr hat uns hierhin geführt, sodass ich auch im Inneren Fotos machen konnte. Was soll ich sagen: das Beste ist gut genug ;-)! Dunkelgrüne Fliesen mit floralen Mustern, der im Treppenhaus ebenfalls erkennbar ist. Herrlich verschnörkelt, wie es in der späten Kaiserzeit Mode gewesen ist!
Sollte man zu einer Hochzeit eingeladen worden sein, kann man hinterher in dem kleinen Erkerzimmer sich bequem machen. Dort habe ich auch die alten Fotos / Gemälde aus der Entstehungszeit entdeckt und selbstverständlich bildlich festgehalten.
Das Ensemble hat wirklich was, sodass mir sehr gute 5 Sterne an dieser Stelle wert sind![verkleinern]