Wir überfuhren den Nielandsgraben fast unbemerkt kurz vor der Einfahrt in Presen auf der Hauptstraße der Siedlung, die einfach nur Presen heißt. Im Dorf habe ich dann den Hinweis zu einer stillgelegten Brücke gefunden (im Internet unter „Lost Bridge“ bekannt). Sie überbrückt den gleichen Graben etwa 40 Meter westlich unserer Überquerungsstelle. Deshalb gibt es auch keine genauere postalische Adresse für diese „Vergessene Brücke“, die übrigens eine Geocaching-Punkt ist. (Deshalb habe ich auch... weiterlesen
die Koordinaten rausgeschrieben, 54.474001, 11.237146 oder 54°28'26.4"N 11°14'13.7"E. Die GeocacherInnen werden schon etwas damit anfangen können.)
Man findet sie leicht, muss sich nur nach links orientieren, wenn die ersten Bauten zu sehen sind.
Die „Brücke 30. Februar“ (könnt ihr übrigens nicht so einfach finden, denn der war auch verschollen und vergessen!) ist aus Findlingen und Feldsteinen gebaut. Sie ist ca. 5 Meter breit mit einem Geländer an den Seiten und von der Natur schon fast völlig zurück gewonnen. Es wachsen Gras, Sträucher und Stauden auf und an ihr. In Richtung Presen führt eine leicht abfallende Rampe als erhabener Weg bis an die Straße. Er endet am Stromhäuschen an der Straße. Man kann die Befestigung mit derben Feldsteinen noch deutlich erkennen. Wann und warum sie vom Verkehrsnetz getrennt wurde konnte ich nicht ermitteln. Aufgrund des Zustandes würde ich tippen, dass sie im letzten Jahrhundert restauriert wurde und die „Abmeldung“ das irgendwann zu DDR-Zeiten passierte. Der Grund könnte mit der Bodenreform sowie dem zunehmenden Fahrzeugverkehr zusammen hängen.
Für die korrekte Beschreibung musste ich wochenlang im Internet und Darknet recherchieren. Deshalb muss ich auch etwas ausholen.
Im Jahre 67 n. Chr. waren Olympische Spiele, die an denen auch der Römische Kaiser teilnahm und durch Bestechung in sechs Disziplinen gewann. Warum ich das schreibe?
An diesen Spielen wollte der junge Bauer Pres aus dem heutigen Ort Presen teilnehmen. Leider kam er dort nie an, da er am Mittwoch, 29. Februar 64 n. Chr. schon an der Brücke in Richtung Süden tödlich verunfallte. Ein Bauer hatte die Gewalt über seinen Ochsenkarren verloren, der Karren kippte, stürzte und verletzte Pres tödlich. Er beging Unfallflucht, wurde nie gefasst.
Dies alles hörte ein Sohn Gottes und legte fest, dass es den 30. Februar ab sofort nicht mehr geben darf. Und damit es wirklich hängen bleibt, sollte es den 29. Februar auch nur alle 4 Jahre, die Dauer einer Olympiade geben. Neuzeitliche Wissenschaftler haben das dann später für sich ausgenutzt und diese Jahre Schaltjahr genannt.
So, nun wisst ihr Bescheid. Es gibt schon seltsame Zufälle im Leben, denn der junge Bursche ist demzufolge wahrscheinlich auch der Namensgeber der Siedlung, das liegt zumindest bei dem Namen nahe.
Ich habe einige Bilder gemacht, natürlich so, dass man die Lage des Geocaches nicht einmal ansatzweise erahnen kann. Wir haben ihn, ohne wirklich Geocacher zu sein gefunden.
Ach so, ehe hier Glaubenskrisen entstehen oder Glaubwürdigkeitszweifel aufkommen, die Brücke hat nicht wirklich den Namen, sie hat gar keinen und wir haben sie nur entdeckt, weil wir den Hinweis auf sie zufällig im Internet gefunden haben. Aber ich fand es eine gute Idee, sie hier der Öffentlichkeit in Erinnerung zu bringen und das mit dem Stolpern über die unglaubliche Geschichte etwas zu würzen und zu stärken.[verkleinern]