Manch Einer mag an eine Fata Morgana denken oder glauben, sich verfahren zuhaben, wenn er aus der Ferne dieses Denkmal sieht.
Tatsächlich sieht es der Berliner Siegessäule ähnlich und steht doch 45 km Luftlinie nordwestlich von dieser entfernt zwischen dem Dorf Hakenberg und der Autobahn A24.
Korrekt heißt das Denkmal „Siegessäule Hakenberg“ oder auch „Denkmal für die Reiterschlacht bei Fehrbellin“. Man erreicht es z.B. über die A24 , Anschlußstelle Fehrbellin oder Kremmen und dann über die... weiterlesen
alte Hamburger Poststraße (L 76)
Die Zufahrt zur Siegessäule kann man eigentlich nicht verfehlen, da an der L76 an der Einmündung der 750 m langen und von Ahorn- und Lindenbäumen gesäumten Denkmalallee ein weiteres, kleineres Denkmal steht. Unterhalb der Siegessäule gibt es einen kleinen Parkplatz.
Das Denkmal erinnert an den Sieg der Brandenburger über die Schweden am 18.6.1675 in der Schlacht bei Fehrbellin. Grundsteinlegung durch den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1888 als Friedrich III. König v. Preußen und Deutscher Kaiser) war am 200. Jahrestag der Schlacht. Die Einweihung mit allem preußisch-deutschen Militärpomp fand am Sedantag 1879 statt. (Mit dem Sedantag erinnerte das Deutsche Reich alljährlich der Kapitulation der französischen Armee vor den deutschen Truppen im Deutsch-französischen Krieg am 2.9.1870).
Die 36 m hohe Siegessäule steht auf einem Hügel südlich des Schlachtfeldes, dort wo 1675 die brandenburgische Artillerie aufgestellt war. Das Denkmal wurde nach dem Entwurf von P.A. Spieker errichtet.
Der Sockel besteht aus grauem Sandstein. An der Nordseite des Sockels wurde eine Widmungstafel aus schwedischen Granit mit der Inschrift „Zur Erinnerung an den Sieg Kurfürst Friedrich Wilhelm des Grossen von Brandenburg – Fehrbellin den 18. Juni 1675“ angebracht.
Über der Tafel in einer Art Nische steht eine große Portraitbüste des Kurfürsten aus Carrara-Marmor nach einem Entwurf von Andreas Schlüter.
Der Turm wurde aus roten Backsteinen und gelben Schmuckbacksteinen gemauert. Über eine Wendeltreppe ist der Turm am Tage bis zur Aussichtsgalerie in 32m Höhe begehbar. Von der Galerie hat man einen schönen und z.T. weiten Blick über das einstige Schlachtfeld.
Der Turmeintritt ist frei, um Spenden wird aber gebeten.
Der Turm wird bekrönt von der 4 m hohen vergoldeten Bronzeskulptur der Siegesgöttin Victoria, die auch als kleinere und ältere Schwester der Viktoria auf der Siegessäule bezeichnet wird.
Die Hakenberger Victoria ist ein Nachguss der Bronzeskulptur von Christian Daniel Rauch von 1843 auf der Friedenssäule auf dem Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg (ehemals Belle-Alliance-Platz).
Die Schlacht bei Fehrbellin wurde im Schwedisch-brandenburgischen Krieg (1674-1679) geschlagen. Der westliche Teil des Herzogtums Pommern gehörte von 1648 bis 1815 zum Königreich Schweden und damit waren Brandenburg-Preußen und Schweden direkte Nachbarn, die sich gerne mal bekriegten.
Im Verlauf des Feldzuges von 1675 war es den Brandenburgern gelungen, den Vormarsch der Schweden, die fast bis Berlin vorgedrungen waren, in mehreren Gefechten zu stoppen. Die Schweden zogen sich daraufhin im Juni 1675 nach Norden zurück.
Am 18. (nach dem damals gültigen julianischen Kalender) bzw. 28.6.1675 (nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender) kam es südlich von Hakenberg zu einem Rückzugsgefecht zwischen Schweden und Brandenburgern, das als „Reiterschlacht bei Fehrbellin“ (nach der nächstgelegenen Stadt) in die Geschichte einging.
7000 Infanteristen, 4000 Kavalleristen und ein paar Kanonen hatte der schwedische Kommandeur Generalleutnant Wolmar v. Wrangel aufgeboten, um den Rückzug seines umfangreiches Trosses gegen die nachrückenden Brandenburger zu decken. Am 18./28.6.1675 trafen 5600 brandenburgische Reiter (Kürassiere und Dragoner) mit wenigen Kanonen unter dem Kommando von Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg und Generalfeldmarschall Georg v. Derfflinger auf die Schweden. Auf Infanterieunterstützung mussten die Brandenburger verzichten, da die Fußtruppen mit dem schnellen Vormarsch der Brandenburger Kavallerie nicht mithalten konnten.
Im Verlauf der Kämpfe wurden die Schweden von den Brandenburgern zurückgedrängt und gaben die Schlacht verloren. Verlustreiche Nachfolgegefechte gab es noch am nächsten Tag. Wer es genau wissen will –ich empfehle den ausführlichen wikipedia-Eintrag zur Schlacht.
Die Schweden erlitten schwere Verluste: auf 4000 Tote, Verwundete und Gefangene wird deren Zahl beziffert, davon 2400 Tote.
Die Brandenburger beklagten 218 Tote und über 280 Verwundete.
Wo die vielen Toten beigesetzt wurden, weiß man heute nicht mehr, da es damals üblich war, die Toten einer Schlacht in Massengräbern beizusetzen, deren Lage heute meist unbekannt ist.
Noch heute findet man auf den Feldern ua. Musketen- und Kanonenkugeln, die von der Schlacht stammen.
Zu DDR-Zeiten wurde das Denkmal sehr vernachlässigt und war in schlechtem Zustand. Erst nach der Wiedervereinigung wurden die Denkmalallee, die Siegessäule und ihr Umfeld restauriert, saniert und wiederhergestellt. Man stellte mehrere Infotafeln zum historischen Ereignis auf und machte die Aussichtsgalerie wieder für Besucher zugänglich.
Fazit zum Denkmal: Eindrucksvolles preußisches Schlachtdenkmal des 19. Jahrhunderts.
Es ist eigentlich nur für motorisierte Besucher erreichbar. Der Aufstieg im Denkmal zur Aussichtsgalerie ist eigenermaßen mühsam und nichts für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Am Fuß des Denkmals bietet das Restaurant „Waldhaus am Denkmal“ die Möglichkeit zu Erholung und Stärkung.[verkleinern]