Das Museum befindet sich in Wustrau, einem kleinen Ort am Ende des Ruppiner See’s südlich von Neuruppin. Zu erreichen ist es ua. über die Autobahn A24, Abfahrt Neuruppin-Süd. Man hat hier auch einen direkten Bezug zur brandenburgisch-preußischen Geschichte. Das Schlachtfeld von 1675 der für Brandenburg über die Schweden siegreichen Reiterschlacht bei Fehrbellin liegt nur etwa 10 km entfernt. Und Wustrau ist eng verbunden mit dem legendären preußischen Kavallerie-General Hans-Joachim v. Zieten... weiterlesen (14.5.1699 – 26.1.1786), der hier geboren wurde, hier im Schloß (heute Tagungsstätte der Deutschen Richterakademie) lebte und im Erbbegräbnis neben der Dorfkirche auch seine letzte Ruhe fand.
Daher verwundert es nicht, daß neben dem Museum ein Denkmal für Zieten steht, daß nach dem Entwurf aus dem Jahr 1793 von Johann Gottfried Schadow 1999 neu gegossen wurde. Vor dem Eingang zum 2000 eröffneten Museum steht ein schlichter Gedenkstein, der an die Menschen erinnert, die in Folge des 2. Weltkriegs ihre Heimat in den preußischen Gebieten östlich von Oder und Neiße verloren.
Das Museum (Eintritt 3,50 €) zeigt im Erdgeschoß auf 350 m² einen kurzen Abriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte vor allem unter der Herrschaft der Hohenzollern ab 1415 unter Kurfürst Friedrich I. bis 1918 unter König Wilhelm II., der in Personalunion auch Deutscher Kaiser war.
Man sollte keine allumfassende Geschichtsdarstellung erwarten, vielmehr werden punktuell Themen behandelt: Schule, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Militär und Krone. Wie bei modernen Museen leider schon oft beobachtet, ist die Ausstellung enorm textlastig, während die Ausstellungsstücke eher übersichtlich sind. Einiges sind Originale, anderes Faksimile oder andere Reproduktionen.
Daß die brandenburgisch-preußische Geschichte nicht erst 1415 mit den Hohenzollern begann, wird auch erwähnt (Askanier, Wittelsbacher, Luxemburger). Sehenswert ist die Ahnengalerie aller Kurfürsten und Könige aus dem Hause Hohenzollern. Warum die Bilderreihe mit den Deutschen Kaisern (König Wilhelm I., König Friedrich III., König Wilhelm II.) mit Bismarck beginnt, hat sich mir nicht so richtig erschlossen. Otto v. Bismarck war zwar neben Fürst v. Hardenberg einer der herausragendsten preußischen Politiker, in der Reihe der Monarchen hat er aber nicht zu suchen.
Zusehen sind Uniformen, Fahnen, für ein Preußen-Museum sehr, sehr wenige Waffen und Dinge des täglichen Lebens. Einige der Exponate sind einmalig, wie z.B. die Bleistiftzeichnungen des 14jährigen Kronprinzen Wilhelm (II.) sowie der Stander vom Auto des Kaisers, welchen Wilhelm II. bei seiner Flucht aus Deutschland beim Grenzübertritt höchstderoselbst von seinem Wagen nahm und laut Beschreibung einem jungen belgischen Offizier übergab.
Ein Raum nennt sich Zietenzimmer, in dem es, daß wie der Name schon vermuten läßt, mehr oder weniger um den Husaren-General von König Friedrich dem Großen geht. Neben Kopien der Totenmasken von Friedrich und des Generals sind auch hier ein paar Uniformen sowie die Standarte des Husaren-Regiments Hannoversches Nr. 15 Wandsbek mit Schlachtenband und Gefechtsspangen von 1870/71 zu sehen. Seit 1898 trug das Regiment den etwas umständlichen Namen „Husaren-Regiment Königin Wilhelmina der Niederlande (Hannoversches) Nr. 15 Wandsbek“, da Kaiser Wilhelm II. der in diesem Jahr mündig gewordenen Königin das Regiment zum 18. Geburtstag „schenkte“, d.h. sie zum Ehrenoberst des Regiments machte.
Die museale Fläche von 350 m² hört sich zwar viel an, ist beim Rundgang dann aber gar nicht so üppig. Wer allerdings alle Texttafeln lesen will, braucht dann doch mehr Zeit.
Im Museumsshop/Kasse kann man das Gesehene dann noch mit allerlei Literatur zum Thema vertiefen oder man kauft preußischen Honig, auch den gibt es dort in verschiedenen Sorten.
Im Obergeschoß finden Sonderausstellungen und Veranstaltungen statt. Informationen gibt es auf der Website.
Nur als kleine Geschichte am Rande: mit Christian Friedrich Aly wurde 1711 ein Osmane Stadthauptmann von Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg). Aly war als osmanischer Kriegsgefangener nach Brandenburg gekommen, ließ sich taufen, wechselte die Vornamen, wurde Kammerdiener der Kurfürstin und Königin Sophie Charlotte und schließlich Stadthauptmann.
Fazit: Zusammen mit den Sehenswürdigkeiten im Ort (Kirche, Schloß) und der schönen Umgebung ist das Museum empfehlenswert. Wegen der Textlastigkeit der Ausstellung gibt es von mir 4 Sterne.[verkleinern]