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Bei manchen Biographien lässt sich sagen, dass eine solche Person nach dem Ableben und heute erst recht, wesentlich „berühmter“ wurden, als zu ihren Lebzeiten. Das kann man auch über Arthur Schopenhauer behaupten. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, die sich mit der Philosophie auseinandergesetzt haben, konnte er dem „Idealismus“ nichts abgewinnen. Was ihn zu einem Außenseiter machte, dass er gegenüber seinen Kollegen nur Verachtung ihnen gegenüber empfand. Sein Lebensweg führte ihn von... weiterlesen Danzig, über Berlin, Frankfurt und Mannheim um dann erneut an Frankfurt zurück zu gelangen. Mit dem Denkmal, dass man in der Obermeinanlage finden kann, soll an diese Tatsache erinnert werden.
Man sagt zwar, dass Konkurrenz das Leben bereichern kann. Nicht so bei Schopenhauer. Da er während seiner Zeit in Berlin zeitgleich an der gleichen Uni seine Vorlesungen abgehalten hatte, kann man eher von Neid und Abneigung gegenüber Hegel reden. Dieser war bei den Studierenden wesentlich beliebter gewesen. Auch Schopenhauer Schriften fanden kaum anklang nach ihrem Erscheinen. Sein Werk gilt heute als das „düsterste“ unter den philosophischen Abhandlungen. An der Haltung ihm gegenüber sollte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ändern, als das was er kritisch hinterfragte, sich nach der Mitte des besagten zu bewahrheiten schien. Im Kontext seiner Zeit kann man seine Haltung ein wenig nachvollziehen: über einen sehr weiten Teil davon blieb ihm die erhoffte Ankerkennung versagt. Das hat er auch innerhalb seines Hauptwerks „Die Welt als Wille und Vorstellung“ als eine philosophische These dargestellt. Sein „geistiger“ Nachfolger Sigmund Freud hat seine Vorstellungen in eine kleine Forme zusammengefasst: „Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.“ Was seine Thesen für die Folgegenerationen an Wert besitzen, dass er aus den eigenen Erfahrungen herausnahm, die weitergedacht, neue Denkimpulse liefern sollte.
Schopenhauer kann man, wenn man sich seine Vita anschaut, als einen „Eigenbrötler“ bezeichnen. Das was ich über ihn gelesen habe, deutet darauf hin, dass er einen schwierigen Charakter besessen hatte. Selbst gegenüber seinem Umfeld galt er als sehr schroff und zurückweisend! Wie passend erscheinen seine Aphorismen, die im Gegensatz zu seinen anderen Schriften sich einer großen Beliebtheit erfreuten. Seine Weltsicht kann man, aus meiner Sicht mit diesem Zitat verdeutlichen: „Jeder Tag ist ein kleines Leben, – jedes Erwachen und Aufstehn eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend und jedes zu Bette gehen und Einschlafen ein kleiner Tod.“ Es ist eine „Lebensweisheit“, die einen nachdenklich macht… Seine frauenfeindlichen Vergleiche und die Bosheiten, die er selbst gegenüber den wenigen „treuen“ in Briefen und anderen Schriften von sich gab, zeugen von einem Menschen, der zwar einiges über die „Werte“ schrieb, sie selbst aber nie befolgte! Seine Streitsucht soll sogar so weit gegangen sein, dass nicht mal vor körperlicher Gewalt (gegenüber einer Frau) zurückschreckte! Das soll sich sogar unweit dieser Grünanlage abgespielt haben! Die Zeiten und die „Sitten“ haben sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr stark geändert. Positiv ist zu sehen, dass der Geschädigten eine lebenslange Rente zuerkannt wurde…
Schopenhauer gehört zu den „Gelehrten“, die bis heute (auch unter anderen Wissenschaftlern) in einigen Bereichen polarisieren. Mir ergeht es auch so. Wenn man sich mit der Thematik besser auskennt, kann man mehr darüber berichten. Mir steht aber an der Stelle nicht der Sinn danach. Man kann das auch auf den einschlägigen Seiten nachlesen. Bei meinen Recherchen habe ich einen viel spannenderen Hintergrund zu der Büste gefunden, die schließlich hier im Mittelpunkt steht. Auch, wenn die hinterlegte Adresse eine annähernde ist, kann ich darauf hinweisen, dass bis 1942 an „schöne Aussicht 16“ in Sichtweite zum Main sein einstige Wohnung lag. Eigentlich war bereits vor dem 2. WK vorgesehen, dass diese in ein Museum umfunktioniert werden sollte. Zu diesem Zweck wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Erst jetzt habe ich erfahren, dass es sich ums „literarische Haus“ handelt, das ich bereits vorgestellt habe. An eine Gedenktafel, die an den besagten Erinnert, kann ich mich bei bestem Willen nicht erinnern!
Das erste mal 1831 als eine Choleraempidemie in Berlin um sich griff, hat sich S. dazu entschlossen in Frankfurt nieder zu lassen. Danach sollte er nur wenige Monate in Mannheim bleiben. Was ich dazu bewogen hatte, zurück zu kehren, ist sogar bestens belegt: Zu den Vorteilen zählte er unter anderem: "Gesundes Klima. Schöne Gegend. Besseres Lesezimmer. Das Naturhistorische Museum. Besseres Schauspiel, Oper und Concerte. Mehr Engländer. Bessere Kaffeehäuser. Die Senckenbergische Bibliothek. Keine Überschwemmungen. Weniger beobachtet. Ein geschickter Zahnarzt und weniger schlechte Ärzte. Das Physikalische Kabinet." Das sollte sich bis zu seinem Tod am 21. September 1860 nicht mehr ändern. Es heißt, dass er durch das Leben enttäuscht weitgehend ein zurückgezogenes Leben geführt haben soll. Bei einigen Quellen wird er zum Teil als eine Art „Eremit“ (sicherlich nicht im religiösen Sinn!) bezeichnet! Viel mehr, dass er selbst die wenigen Kontakte, die nachweisbar sind, entweder aus seinem Umfeld „verbannte“ oder sie (aus „Prinzip“) gemieden hatte! Arthur, ein „verkanntes Genie“ der die Einsamkeit liebte und die Langeweile verurteilte, die den Geist „träge“ macht… Irgendwie ist es sehr schwierig diese ähnlichen Sichtweisen aus meiner Sicht in „Einklang“ zu bringen! Da fällt mir der Spruch ein: zwischen Genie und Wahnsinn, sind nur eine Handbreite von einander entfernt…
Es scheint eine Ausnahme zu sein, dass nicht der „runde“ 100. Geburtstag zum Anlass genommen wurde, um das Denkmal in Auftrag geben zu lassen. Genau 5 Jahre zuvor ist das bereits erfolgt. Was mich ein wenig verwundert, dass zu diesem Zeitpunkt der ausführende Bildhauer Johann Georg Friedrich Schierholz bereits verstorben war. Diese Büste ist nicht das einzige Werk in öffentlichem Raum, das auf ihn zurückgeht. Was die gemeinsam haben, dass dieses zum Teil und andere als „Metallspende“ 1942 eingeschmolzen wurden. Schaut man sich historische Aufnahmen speziell von dem in der Obermainanlage an, wird deutlich, dass die (sehr grimmig aussehende) Büste davon übrig geblieben ist.
Das was die besondere Ausstrahlung bis zum 2. Weltkrieg ausgemacht hatte, dass im Gegensatz zu heute der dazugehörige Sockel deutlich künstlerischer Gestaltet wurde. Aus meiner Sicht ist das kein Vergleich mit dem aus Beton, der stattdessen verwendet wurde! Das Denkmal stand bestand davor aus einem mehrstufigem Podest, das nach einigen Stufen folgte. An der obersten von ihnen wurde eine Sphinx angebracht. Neben dieser lagen auf jeder Seite ein Kranz aus Metall. Zwischen dem eigentlichem „Unterteil“ und den Stufen gab es zuerst ein Sockel aus Stein und einen weiteren aus Metall. Wie die vorher erwähnte Figur wurden sie abmontiert und sind unwiederbringlich verloren. Das sollte auch mit dem Schopenhauer erfolgen aber wie man es mit den jeweiligen Gegebenheiten passieren kann, wurde es eingelagert aber aus welchen Gründen auch immer blieb es dabei.
Trotz der Tatsache, dass es einige historische Bilder von den Gegebenheiten vor Ort gibt, kann man die allegorischen Darstellungen, die auf ihn verweisen, nicht im einzelnen im Detail benennen können. Schon schade, dass die Ausführung (ggf. bewusst) sich recht minimalistisch zeigt. Welch ein Kontrast zu dem „Charakterkopf“ der nach der Mode seiner Lebzeit abgebildet wurde! Zu sehen ist ein bärtiger Mann mit einem Halstuch, Hemd und locker sitzendem Mantel (oder vergleichbaren Kleidungsstück) bekleidet. Unter diesem kann man auf dem Sockel einen Schriftzug erkennen, das den Philosophen beim Namen nennt. Auch, wenn es sich um eine historisch begründete Abbildung von Schopenhauer handelt, zum einen weil aus meiner Sicht das gesamte Erscheinungsbild nicht ganz stimmig erscheint, als auch weil ich mich insgesamt ein wenig schwer damit tue, möchte ich sehr wohlwollende 3 Sterne geben.
Was aus meiner Sicht in die Rubrik „kurioses“ gehört, dass zeitweise in den 1960-er Jahren jemand den Kopf geklaut hatte. Eher durch Zufall wurde es einige Zeit später dann aber gefunden. Bei Aufstellungshintergrund muss noch gesagt werden, dass wie mehrmals in Frankfurt zuvor bei Kunstwerken im öffentlichem Raum ging die Initiative von der Bevölkerung und nicht der Stadt selbst aus. Während ich mich mit der Darstellung beschäftigt habe, habe ich in mehreren lokalen Medien die Nachricht gelesen, dass geklärt werden soll, ob eine vergleichbare Darstellung von seiner Mutter, der im 19. Jahrhundert wesentlich bekannten Schriftstellerin Johanna Schopenhauer in dessen Nähe geben soll. Ob und wann das realisiert werden kann, bleibt abzuwarten![verkleinern]