Wünschen kann man sich viel aber ob sich das auch realisieren lässt, ist auf einem andern Blatt Papier „geschrieben“. Das kann ich auf den im Frankfurter Stadtteil Höchst befindliche Bolongaro Schloss und „Park“ übertragen! Das erste kann man nur dann von innen sehen, wenn man das „Glück“ hat an einer Führung nach einer vorherigen Anmeldung teilnehmen. Durch die (sehr langwierigen) Sanierungsarbeiten ist jetzt nicht absehbar, wie viel (weitere) Zeit es in Anspruch nehmen wird ! Die beiden... weiterlesen
sind,durch die Tatsache bedingt, dass in einem Nebengebäude in dem Areal sich ein Standesamt befindet, ist es zudem eine beliebte Kulisse für entsprechende Aufnahmen. Auch fand das was ich dort gesehen habe, interessant. Wenn man sich innerhalb der Höchster Altstadt bewegen sollte, soll man sich das barocke Ensemble nicht entgehen lassen.
Was die Anlage so unverwechselbar macht, ist zum einen die Nähe zum Main. Das an sich ist in Frankfurt keine Seltenheit. Viel Mehr die Tatsache, dass es der einzige weitgehend als Original erhaltene Ensemble in der Stadt, das aus der Barockzeit des 18. Jahrhunderts stammte. Man soll sich aber nicht wie ich die Illusion machen, dass es einen höfischen, vor allem was deren Größe anbelangt, Charakter besitzt. Mit seinen gerade mal 400 m² gehört es zu den kleinsten, die ich persönlich kenne! Sie geht auf die gleichnamige italienische Familie zurück, die sich um 1755 hier niederließ, weil (nicht nur) ihnen in der freien Reichsstadt Frankfurt die Bürgerrechte verwehrt wurden.
Das terrassenartig ansteigende Gelände ist leider für weniger mobile Menschen nicht erreichbar, weil dazwischen einige Treppenstufen liegen. Was mir dort gefallen hatte, sind die Zwergengestalten, die entlang der Brüstung aufgestellt wurden. In ihrer Erscheinung deuten sie auf die damals beliebte „Türkenmode“. Es handelt sich um kleine, pausbäckige Gestalten, die verschiedene Instrumente in ihren Händen halten: Trommel, Flöte, Posaune etc. Sie sind aber dennoch zum Teil (ggf. aufgrund von Witterungsverhältnissen) nicht mehr alle intakt. Zudem wird die Bemoosung aus denkmaltechnischen Gründen kaum behoben. An einigen Stellen wäre es dennoch wünschenswert, dass sich das anders damit verhält! Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung!
Der dreistöckige Palast war während unseres Rundgangs in Höchst (wie man es auf den Fotos sehen kann) von Gerüsten zum Teil verdeckt. Wie es heutzutage aussieht, kann ich aus der Perspektive nicht sagen. Es hieß auf mehreren Stellen, als ich mich über ein Museum in diesem Gebäude informieren sollte, dass die Feuchtigkeitsschäden / Schwammbefall deutlich ausgeprägter zu sein scheint, als frühere Untersuchungen es zuvor vermuten ließen. Gleichwohl stellt sich die Frage der Finanzierung, die aus den bekannten Gründen die bereits zur Verfügung gestellten Mittel übersteigt! Da kann man schon davon ausgehen, dass eine schnelle Lösung wohl schwer zu finden sein wird!
Die barocke Prägung der Gegend ging 1768 auf den Kurfürst Emmerich Josef von Breidbach-Bürresheim zurück. Mit dieser Maßnahme versprach er sich, dass aufgrund ihrer Lage neue „Anreize“ für mögliche „Zuwanderer“ ergeben. Geplant war nicht nur der Palast mit den Gärten, sondern eine idealisierte Stadt, wie sie öfter von anderen Monarchen nach dem 30-Jährigem Krieg konzipiert und realisiert wurde. Aus dem Plan wurde in der (bis 1928 eigenständigen) Stadt Höchst leider nichts! Die vorher erwähnte Familie Bolongaro hat dann bis 1783 den Palast zu einem repräsentativen Bau werden lassen. Danach folgte eine sehr wechselvolle Geschichte an.
Man kann es als kurze Episoden bezeichnen aber das Gemäuer war zweitweise das Domizil berühmter Persönlichkeiten: 1813 „gastierte“ hier Napoleon Bonaparte. Ein Jahr später den Feldmarschall Blücher. Als eine weitere Wende (auch wenn es nicht mehr dem damaligen Zeitgeschmack entsprach), dass ab 1820 der dazugehörige Garten seine barocke Erscheinung zurückerhalten hatte! Das erfolgte nach Plänen von Jakob Klomann. 1906 wurde der Wert dieser Anlage erkannt, sodass die Stadt sie zum einen aufkaufte. Zum anderen wurde sie als „historisch erhaltenswert“ eingestuft und dementsprechend geschützt. Es wird zwar darauf verwiesen, dass Frankfurt nach dem 2. WK einige „Umbauten“ in den Jahren 1947-57 vorgenommen hatte aber ich konnte nichts Konkretes herausfinden, welche Bereiche das im Einzelnen betraf. Die letzten Eingriffe waren in den Jahren 1985 und 1998 notwendig, weil dabei das ursprüngliche Erscheinungsbild mit den Terrassen angestrebt wurde. Diese machen aus meiner Sicht den Charme des Ensembles aus!
Zuletzt möchte ich auf die beiden Kunstobjekte hinweisen, auf die ich in den kommenden Bewertungen tiefer thematisieren werde. Es sind zwei verschiedene „Wasserspeier“. Sie stammen aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Zum einem gibt es in der Grünanlage selbst das sog. Tritonenbrunnen. Dieses wurde zwar im Stil des Barocks gestaltet, es stammte aber vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Durch den Bauzaun um diesen Brunnen bedingt, konnte ich nur eine Teilansicht erhaschen. Trotz das mir vergleichbare Werke bekannt sind, tue ich mich ein wenig schwer damit, weil ihr Erhaltungszustand nicht der beste gewesen ist. Vor Ort gab es auch nicht den „üblichen“ QR Code, anhand dessen ich dieses Einordnen konnte. Zudem gibt es auch sonst sehr wenige Verweise, was das dazugehörige Hintergrund betrifft! Geschmäcker sind halt unterschiedlich…
Bei meinem Favoriten kann ich das mit besten Empfehlungen verbinden! Die Bolongaro Grotte liegt vor dem Zugang zum Garten. Sie stammte aus der frühen Phase der Gestaltung, die auf den Kurfürsten Josef von Breidbach-Bürresheim zurückreicht. Es ist ein Element, das sofort ins Auge fällt! Wenn man sich die Fotos in Netz anschaut und mit den Gegebenheiten vor Ort vergleicht, wird man feststellen, dass auch wenn der Brunnen den Platz zwischen den beiden geschwungenen Treppenaufgängen, die zur Grünanlage führen, ausfällt, fällt in Vergleich dazu der Drache in ihrer Mitte ziemlich klein aus . Durch die Verbindung zu der gleichfarbigen, aus kleinen Kieselsteinen bestehenden Wand, kann kaum stärker sein… Solche Kontraste waren im Spätbarock nicht nur beliebt, sondern auch gleichzeitig gewollt. Man erkennt schon, dass das zwischen 1777-81 geschaffene Grotte auf einen reichen Auftraggeber zurückgeht, weil bereits an der angegebenen Zeitspanne erkennbar ist, mit welchem Aufwand das verbunden gewesen ist!
Da ich keine weißen Flecke mag, (die beiden vorherigen kann man eher außen vor lassen) habe ich eine solche Ausführliche Darstellung gegeben. Zudem gehört der Bolongaro Park und Palast, auch ohne diesen von innen gesehen zu haben, zu meinen Favoriten. Durch die aufgezählten Nachteile ziehe ich einen Stern ab. Falls sich an der Erreichbarkeit was ändern sollte, wird ein Update daraus! Man kann nie wissen, was einen hinter den Mauern erwartet! Vor allem auch, durch den Umstand, dass die Stadtverwaltung einige der Räume für sich beansprucht! Meine Empfehlung ist an der Stelle aber gewiss![verkleinern]