Zeit und Sand haben eins gemeinsam: wenn es nicht nur sprichwörtlich nimmt, zerrinnt es schnell durch die Finger, noch bevor man es selbst wahrgenommen hatte. Manchmal, wenn man aber denkt, dass ein bestimmtes Ziel nicht mehr zu erreichen wäre und es dennoch klappt, ist häufig die Freude größer, als ich es beschreiben könnte. Wie ich vor sehr langer Zeit geschrieben habe, habe ich mir die Liebfrauenkirche und diesen Brunnen, der danach benannt wurde, bis zum Schluss unseres Aufenthaltes in... weiterlesen Frankfurt "aufgespart". Doch das war bei der großen Anzahl dennoch keinesfalls ersichtlich, so vieles kann man sonst in der Stadt entdecken, wie man es an den zahlreichen Bewertungen davor ablesen... Im Gegensatz zu der besagten Kirche ist der "Liebfrauenbergbrunnen" einer meiner Favoriten, den ich euch nicht vorenthalten möchte, auch wenn seitdem reichlich Wasser den Main runter geflossen sind! Hier gilt ebenfalls wie mehrmals: weiße Flecke sind dazu da, um mit "Leben" gefüllt zu werden!
In der so stark zerstörten Stadt ist die Vielzahl der Sehenswürdigkeiten entweder nur in Bruchteilen vorhanden wie es einst gewesen ist oder eine mehr oder wenige "Kopie" / Nachbau dessen was es davor ausgemacht hatte. Mit dem Liebfrauenbergbrunnen verhält es sich ein wenig anders. In den 1970-er als man erkannte, dass der Zahn der Zeit arg an den Figuren "genagt" hatte, wurden lediglich einige schadhafte Stellen fachmännisch durch einen Bildhauer ergäntzt, doch es ist und bleibt ein Objekt aus dem 18. Jahrhundert! Es ist in der sonst von Hochhäusern und / oder dem Einkaufseinerlei der Innenstädte bestimmten Fußgängerzone eine ansehnliche Ausnahme!
Es gestaltete sich alles andere als leicht es zu fotografieren, denn zu einen stand die Sonne an jenem Herbstnachmittag direkt dahinter, als auch rings herum ein kleines Fest mit zahlreichen Ständen eine direkte Betrachtung sichtlich erschwärt hatte. Herausforderungen sind aber dazu da, um gemeistert zu werden. Bin aber der Meinung, dass die, die ich hier beigefügt habe, ausreichen, um sich ein Bild davon zu machen.
Wie immer ist es schön anzusehen, wenn ein Brunnen sich im Betrieb befindet, wie es an der Stelle der Fall gewesen ist. Für mich, als nicht latain-kundige erschließt sich nicht der Sinn der beiden Tafeln, die auf dem Obelisken angebracht worden sind. Der einzige Verweis ist das (mit römischen Zahlen) angegebene Herstellungsjahr - 1770. Die andere bezieht sich auf den Entwurf Johann Andreas Liebhardt und des Bildhauers Datzerath.
Durch den bekrönten Adler erscheint es mir wahrscheinlich, auch wenn ich diesbezüglich keinene "Bestätigung" im Netz gefunden habe, dass die damals freie Reichsstadt Frankfurt die Auftraggeberin sein könnte. Wo keine Infos zu finden sind, kann ich sie dementsprächend nicht präsentieren... Dennoch möchte ich die anderen Details nicht außer Acht lassen.
Der spätbarocke Brunnen wurde aus Sandstein angefertigt und wie es in der Entstehungszeit "üblich" gewesen ist, mit Querverweisen versehen, die wir "modernen! Menschen schwer zu deuten wissen. Es ist eine Fülle dort zu sehen, was meistens eine Weile dauert, bis man das ganze unrundet hatte. Sicherlich viele würden es eher als kitschig abtun, doch das ist (wie immer auch) reine Geschmackssache. Wasserspiele waren ein häufig eingesetztes Mittel sich "bemerkbar" zu machen und sich zu profilieren. Zwischen den Apotropaion (gute "Geister"), Putten mit Atributten und einem "Wächter" des Wassers wandelt der Blick hin und her. Es wirkt alles sehr verspielt und dennoch harmonisch.
Diese zuletzt erwähnten "Gestalten" sind die Flussgötter, die jeweils einen Krug aus dem Wasser raus strömt, unter dem Arm halten. Wie man es sich denken kann, es ist die Personitikation vom Main. Wo dieser erwähnt wird, kann der Vater Rhein nicht weit sein und jener ist an der anderen Seite der Säule zu finden. Was in der warmen Jahreszeit kühlende Nass ergießt sich in eine Muschelschale, die von jeweils einem Delfin gehalten wird. Von dort kann es direkt in das eigentliche Becken darunter plätschern. Es besitzt eine fast ovale Form, in deren Mitte die vorher erwähnte Säule zu sehen ist.
Deren spitze ist mit einem Stern mit Strahlenkranz bekrünt. Die Grundbasis ist quadratisch und wie es zu erwarten ist, verjüngt sie sich nach nach oben hin. Dennoch finde ich es ungewöhnlich, dass es nicht so glatt daher kommt, wie sie in der antiken Zeit hergestellt worden sind, sondern durch einelne Absetze teilt es sich deutlich von einander. Es erinnert mich an ein stärkeres Band, das aus einem gröberem Material (scheint ein wenig wie Ziegelsteine) gefertigt sein könnte und nicht aus Sandstein.
Von den kleinen Puttifiguren ist jene mit der Waage als Gerechtigkeit erkennbar. An einem Spiegel erkennt man allgemein die Personifikation von Neid, ob es auch hier der Fall ist, kann ich nicht sagen. Die letzte Figur und ihre Bedeutung kann ich auch nach umfangreichen Recherchen nicht "auflösen". Es ist ein Putto, das mit einem Fuß angekettet ist und dennoch fröhlich erscheint. In der Hand ist ein Pilz (? jedenfalls für mich), da überlasse ich jedem frei seiner Phantasie freien Lauf zu geben... Es ist dennoch ein Brunnen, der nun wenigstens in Ansätzen "enträtselt" ist. Wenn man in der Innenstadt in Frankfurt sein sollte und nicht nur auf der Zeil sein "Vergnügen" sucht, kann ich diese Sehenswürdigkeit bestens empfehlen![verkleinern]