Was habe ich mich im Vorfeld auf den Besuch des alten Schlosses in Höchst gefreut! Es hieß überall, dass es sich um eins der ältesten Baudenkmäler der Stadt Frankfurt handelt! Dementsprechend war meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch gewesen. Da es nur an wenigen Tagen in der Woche geöffnet ist, habe ich eins davon ausgesucht, um sich das ganze aus der Nähe und vor allem im Inneren anzuschauen. Wie man es sich vorstellen kann, liegt das noch vor Corona. Das erwähne ich, weil es im Moment... weiterlesen
fürs Publikumsverkehr (wie ich auf mehreren Seiten gelesen habe) bis auf weiteres geschlossen. In der Regel außerhalb dieser Einschränkungen ist es von Freitag bis Sonntag zu bestimmten Uhrzeiten möglich.
Bei unserem vorher beschriebenem Rundgang durch die Höchster Altstadt, hat uns der markante Turm quasi als „Wegweiser“ gedient. Diesen kann man kaum übersehen. Erneut aber zeigt sich, dass ein Denkmal von mir anders wahrgenommen wird und dementsprechend beurteilt, als die begeisterten Anwohner des Stadtteils Höchst oder Mehrheit der Besucher, die es für etwas besonderes halten. Das letztere will ich dem Ensemble nicht absprechen aber wenn die Präsentation das fast komplett ausklammert, führt das unweigerlich zu einer Abwertung bei mir!
Alter Burgen und Schlösser haben eine gewisse „Ausstrahlungskraft“ und sind somit seit Jahrhunderten ein Publikumsmagnet. Dennoch, bei einem Gespräch mit der Aufsicht erfuhren wir, dass vor allem in der kalten Jahreszeit aber auch wenn das Wetter nicht so „mitspielt“, mitunter keiner sich „verirrt“ oder es bei einer „überschaubaren“ Anzahl der Besucher bleibt. Das ganze ist dafür kostenlos. Bei einem Gemäuer, wie das alte Schloss Höchst, das in Teilen seit dem 16. Jahrhundert bestand besitzt, wäre es aus unserer Sicht um das nachvollziehen zu können, was für einen „Werdegang“ es einst besessen hatte, dass die Ausstellung sich nicht nur auf dessen Träger beschränkt!
Der repräsentative Charakter der Anlage wird vor allem beim Betreten deutlich: um hinein zu gelangen, muss eine Art Brücke überquert werden. Sie gehört gleichzeitig zum ältesten Teil der heutigen Anlage. Durch das dort angebrachte Wappen ist es bestens datierbar. Es ist das von Erzbischof Wolfgang von Dalberg. Die Geschichte geht aber deutlich weiter zurück. Zuvor ist an der Stelle ab dem 12. Jahrhundert eine Burg nachweisbar. Sie war ab 1355 ein Bestandteil der Stadtbefestigung. Trotz der Nähe zur damaligen Freistadt Frankfurt, gehörte sie über Jahrhunderte zum Mainzer Kurfürstentum. Aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen aber ist aus der Zeit nur wenige Mauerreste erhalten haben, weil aus taktischen Gründen dieser Bau um 1396 geschleift worden ist! Das geschah im Auftrag der Stadt Frankfurt. Dennoch bereits im frühen 15. Jahrhundert wurde ein Schloss an der Stelle errichtet.
Wann genau der besagte Neubau erfolgte, konnte ich nicht herausfinden, dennoch ab 1463 ist von einem Umbau zu einem repräsentativen Schloss die Rede. Der Renaissance-Torbogen (Bestandteil der am Anfangs erwähnten Brücke) ist eine Reminiszenz dessen was es einst gewesen ist. Warum der Heilige Martin dort zu sehen ist, konnte ich keine weiteren Verweise finden. Erneut waren es kriegerische Auseinandersetzungen gewesen, die dazu beigetragen haben, dass es abgebrannt ist. Genau genommen, das Residenzschloss (das aber nur temporär genutzt wurde) bestand. Nach wenigen Jahrzehnten nach deren Errichtung gehörte es während des 30-jährigen Krieges der Vergangenheit an! Wie so oft, wurde das was von ihm übrig blieb, für die Errichtung anderer Gebäude verwendet! Das was man an der Stelle als ‚altes Schloss‘ bezeichnet, sind vor allem die einstige Nebengebäude. In dem dazugehörigem Turm ist eben die Ausstellung untergebracht.
Im 19. Jahrhundert, als Höchst sich als Standort der chemischen Industrie einen großen Aufschwung erfuhr, bildeten die beiden Schlösser (über das ‚neue‘ werde ich im Anschluss berichten) eine Einheit. Der Standort bildete nicht nur in deren Bezeichnung eine Rolle: der gleichnamige Farbenhersteller (damals aber unter der Bezeichnung „Firma Meister, Lucuis & Co“) nutzte die Räume als eine Art „Gästehaus“. Danach ab 1908 wurde es zum Privatbesitz der Witwe des Gründers – Adolf von Brüning.
Nach dem 1. WK könnte es theoretisch dabei bleiben, dennoch es kam anders: Aufgrund von verhängten Sanktionen wurden beide Gebäude von den französischen Truppen in Beschlag genommen. Was in den Folgejahrzehnten damit geschehen ist, kann ich nicht ergründen. Dennoch erst ab 1961 wurde es von Hoechst AG zurückgekauft und nachhaltig saniert worden. Dass bis 65 es von den Amis als Sitz ihres Armeesenders genutzt wurde, bleibt eine geschichtliche Randnotiz.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist seit 2002 die Besitzerin des alten Schlosses. Für eine solche Institution wäre es aus meiner Sicht mit geringem Aufwand verbunden, das was ich hier zusammengetragen habe, als ein Beispiel für die eigenen Bemühungen „sichtbar“ und vor allem nachvollziehbar machen können. Was sie leider aus meiner Sicht versäumt haben :-(. An den Wänden gab es dafür sehr viele, die (ggf. „stellvertretend“) angeführt wurden, wie sich Engagement und damit das Erscheinungsbild einzelner Objekte wandeln kann. Mir ist klar, dass eine private Stiftung, wie diese es ist, ebenfalls Platz braucht, um sich selbst darzustellen. Bei einer recht kleinen Fläche, wie das in dem Schlossturm, der zur Verfügung steht, würde es dennoch wünschenswert, dass das eine, das andere nicht ausschließt :-/! Das ist gleichzeitig mein Hauptkritikpunkt. Habe an einigen Veranstaltungen teilgenommen, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestanden haben. Im Vergleich zu dieser Adresse gab es dort wenigstens einen kleinen Flayer oder gar eine Broschüre, die ich ebenfalls vermisst habe. Aus unserer Sicht finden 3 Sterne für angemessen![verkleinern]