Die Frankfurter Paulskirche ist schon lange keine mehr, auch wenn einiges darauf hindeutet. Bekannt wurde sie viel mehr, als die Wiege der deutschen Demokratie, auch wenn dies zum Scheitern verurteilt gewesen ist…
Man stelle sich folgende Situation vor: in Frankreich kommt es (erneut) zu Unruhen, die in die Geschichte als „Februarrevolution“ einging. Wie ein Lauffeuer breitete sich diese Stimmung in weiten Teilen Europas aus. Die Untertanen der verschiedenen Völker begannen auf ihre... weiterlesen Eigenständigkeit zu drängen, eine Idee der Nationalstaaten war geboren. Doch da gab es Gründe, die diese mehr oder minder zum scheitern brachten: zu mächtig und eigenwillig, sowie stolz waren die Herrscher gewesen. Die Vertreter, die sich in der Paulskirche unter einander waren ebenfalls zu keinem Kompromiss bereit, wie wir es im Geschichtsunterricht erfahren haben.
Vor diesem Hintergrund habe ich eine innere „Ehrfurcht“ gespürt, denn es ist ein Ort, der wie kein zweiter, der im kollektiven Gedächtnis einen festen Platz besitzt und darauf sind nicht nur die Frankfurter stolz.
Wenn man sich den Bau anschaut, kann man es schwer einer Periode zuordnen, auf mich machte es einen Eindruck, dass es barock sein könnte, schon wegen der hellen Farbe, mit der er gestrichen wurde. So kann man sich täuschen, denn erst wenige Jahre vor dem besagten Ereignis ist sie im frühen 19. Jahrhundert errichtet worden. Theoretisch jedenfalls, denn wenn man sich die alten Fotos anschaut, die kurz nach den Angriffen aufgenommen wurden, erblickt man eine Ruine von der nur wenige Mauern übrig geblieben sind. Irgendwo ein trauriger Moment, als ich dort davor gestanden habe.
Noch bevor wir rein gegangen sind, machten wir eine Runde um die Kirche. Dort gibt es sehr viele Denkmäler, über die ich bereits geschrieben habe, jedoch einer ist dabei hervorzuheben: die Büste des Erzherzogs Johann von Oesterreich, der bei den Verhandlungen eine Schlüsselrolle gespielt hatte, denn trotz der privilegierten Stellung wird er wegen seiner Überzeugungen zu den Liberalen gezählt, trotz das er dies stets geleugnet hatte. Die ganzen Details würden hier den Rahmen sprengen, so möchte ich auf die weiteren Hintergründe auf entsprechenden Bericht verweisen: http://www.golocal.de/frankfurt/freizeitanlagen/erzherzog-johann-von-oesterreich-denkmal-YUN0D/
Da ich nicht alle Persönlichkeiten hier aufzählen wollte, kann man sie auf den diversen Fotos / Beiträgen finden ;-)
Am Haupteingang angekommen betreten wir das Innere durch eine kleine Rampe. Es ist einer der wenigen Denkmäler, das jeden Tag geöffnet hat. Diese sind hier vermerkt. Drinnen erwartet einen ein runder Raum, der auf uns sehr düster gewirkt hatte: an den Wänden reichlich Informationen, über den geschichtlichen Kontext, in dem sie passiert sind. Aus unserer Sicht viel zu textlastig, die Alternative es sich via Film zuzueignen ist schon wegen der Lautstärke, in der es abgespielt wird, so richtig gesehen (aus eigener Sicht) nicht wirklich eine :-/
Da habe ich mir lieber die Fotos von den Ereignissen angeschaut, die hier stattgefunden haben: Verleihung des Frankfurter Friedenspreises, Besuch von John F. Kennedy oder die historischen Karikaturen, die ich hier hochgeladen habe. Wenn man aber auf die Idee kommen sollte, sich womöglich eine der interessanten Reden der Preisträger anhören zu wollen, werden diese ebenfalls von der lauten Dauerbeschallung „geschluckt“.
So weit so gut, doch wenn man als Gehbehinderter, erst Recht Rollifahrer zum Plenarsaal kommen wollte, so sei es ein hoffnungsloses Unterfangen: nur eine Verwinkelte Treppe führt hinauf, einen Aufzug haben wir herbei nicht gesehen. Eine Toilette gibt es übrigens hier auch nicht! Die Alternative ist ca. 200 Meter entfernt und kostet natürlich Geld…
Ob es dort oben die Beflaggung wegen des Feiertags (3.Oktober) angebracht wurden oder sie dauerhaft zu sehen sind, kann ich nicht sagen. Ein Blickfang sind sie dennoch. Architektonisch erinnert drinnen kaum etwas an das was das Äußere vermuten lässt: die großen Fenster ließen reichlich Licht rein, doch die sehr engen Sitzreihen und harte Stühle sind keine wirkliche Einladung länger, als nötig zu verweilen, für uns jedenfalls nicht. Außer weißen Wänden gab es keinen Anreiz, jedoch haben wir uns darauf eingelassen.
Das Foyer, der mehr an eine Notlösung erinnert (wegen dem verwendetem Beton) ließ uns endgültig frösteln, sodass unser Spaziergang in der Altstadt fortgesetzt werden konnte. Bekanntlich ist dies aber eine andere Geschichte. Nach Rücksprache mit meinem Partner und meinen Ausführungen ergibt das, trotz der nationalen Bedeutung, ein OK, weil wir uns mehr von dem Besuch erhofft haben.[verkleinern]