Seit 2019 gibt es im Süden Deutschlands eine grenzüberschreitende Welterbestätte, die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoí. Dazu gehört selbstverständlich auch die Berghaupt- und Silberstadt Freiberg. Am südlichen Ausgang der Stadt, auf dem verlängerten Forstweg in Richtung der Soldatenteiche (Großteich und Mittelteich) steht westlich des Weges ein steinernes Bauwerk, ohne Fenster und Türen, einfach nur ein Klotz mit einem steinernen Aufbau. Die meisten auch FreibergerInnen kennen es nur als... weiterlesen „Tintenfässel“. in Freiberg neben der „geographischen Station“,
Kennen gelernt habe ich das Tintenfässel als Schulkind der Grundschule (damals in der DDR hieß es Unterstufe), da haben wir als Pioniernachmittag Picknick gemacht und am offenen Feuer Knüppelkuchen gebacken.
Später dann als Teenager war es oft mein heimlicher Treffpunkt mit der Freundin, von dem natürlich überhaupt niemand wissen durfte. Das waren noch Zeiten.
Diese gezielt zusammengestellten, aufgeschichteten und gemauerten Steine haben auch die Form eines heute weniger bekannten Tintenfässchens. So sieht es also auch noch heute aus, nur nicht mehr frei stehend sondern von Bäumen und einem Zaun umgeben.
In Wahrheit ist es kein „Liebes-“ oder „Erster-Kuss-“ sondern ein rein technisches Denkmal.
Einst war es einmal eine Sternwarte. Dazu habe ich leider nicht viel gefunden, nur das Buch
aus der Wiener Staatsbibliothek unter 183066-B ALT-gelistet,
"Staats-Handbuch für das Königreich Sachsen 1850" in der ersten Abteilung Punkt 6 Klima. Hier wird die Sternwarte Freiberg auf den Seiten XI und XII erwähnt.
Der Link hier unten, führt euch zu der Seite:
https://books.google.de/books?id=IZxjAAAAcAAJ&pg=PR11&dq=Sternwarte+freiberg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjX77Lgx_fTAhWCXiwKHQZDDZsQ6AEIMTAC#v=onepage&q=Sternwarte%20freiberg&f=false
Es gab die Sternwarte also wirklich, in echt, ohne Flax und Krümel!
UND noch etwas habe ich gefunden, etwas viel Bodenständigeres,
die Vermessung des Königreichs Sachsen ab Mitte des 19. Jahrhunderts.
Dafür wurden weithin sichtbare Punkte festgelegt und errichtet, die man Nagelsche Messpunkte nannte / nennt. Diese brauchte man für die Königlich-Sächsische Triangulirung von 1862 bis 1890.
Ziel dieser Landvermessung war die Erstellung eines trigonometrischen Netzes. Sachsen wurde genauestens wissenschaftlich-geodätisch erfasst und vermessen.
Freiberg als damals mittlere Stadt war Bestandteil dieses Netzes. Die Nummer 36 war die Bezeichnung des Punktes, den die meisten Freiberger, Ex- oder Exilfreiberger im Prinzip wirklich nur als „Tintenfässel“ kennen, bestehend aus einem Steinsockel mit einer senkrecht dartauf stehenden Granitsäule, die 1861 auf dem höchsten Punkt Freibergs wegen der Vermessung Sachsens errichtet wurde.
UND ehe hier Fragen aufkommen, "Königlich-Sächsischen Triangulirung" ist ein Eigenname und genauso richtig geschrieben! :-)
Dieses Netz umfasste 158 Punkte, die zwischen 20 und 30 - 60 Kilometer voneinander entfernt waren. Viele dieser Punkte existieren heute nicht mehr, aber die noch bestehenden sind technische Denkmale. Erstaunlich ist dabei die überlieferte Genauigkeit der Messung, sie soll bei einer Abweichung von 7 Millimetern liegen.
Da ich zurzeit kein Foto habe, stelle ich einen Link von der Internetseite des Freiberger Fremdenverkehrsvereins ein, der auch ein Bild zur Ansicht zeigt.
http://www.fremdenverkehrsverein-freiberg.de/index.php/fuerstengemaelde/9-projekte/58-technisches-denkmal-tintenfaessel[verkleinern]